Die drei Juwelen
Der Buddha
Der Dharma - die Lehre
Der Sangha
 Philosophie

Drei Fahrzeuge
Vier edele Wahrheiten
Karma
Tot und Wiedergeburt
Der Geist
Die vier Unermesslichen
Mitgefühl & Bodhicitta
Weisheit der Leere
Spirituelle Lehrer
Zuflucht nehmen

 Praxis & Meditation

Tagtägliches Verhalten
Was ist Meditation?
Wie meditieren?

 Problematische Emotionen
Einführung
Ärger und Ablehnung
Fehlendes Selbstvertrauen
Furcht
Andere Emotionen
Übersicht
 Extra Texten
37 Übungen für Bodhisattvas
Buddhistische Gelübde

 

 

    Moderne Version von der endlosen Knoten, geschenkt von Charles Huttner
Einführung in den Buddhismus 
Englishe Seiten     Teksty w jezyku polskim

Ein spiritueller Lehrer – Ein Guru

Seiteninhalt
Was ist ein spiritueller Lehrer?
Weshalb einem Guru folgen?
Die Qualifikationen eines Gurus
Die Qualifikationen eines Schülers
Qualifikationen eines Mahayana Lehrers
Wo und wann man einen Guru findet
Gefahren einer Guru-Schüler-Beziehung

„Verlasst Euch bei der Bewertung eines Gurus auf das, was die Lehren sagen:
Habt kein blindes Vertrauen, aber auch keine Haltung von blinder Kritik.“

S.H. Der Dalai Lama

Was ist ein Guru?

Die Rolle eines Gurus oder spirituellen Lehrers wird im Westen oft missverstanden. Wir haben es verlernt, für Jahre unter einem bestimmten Lehrer zu studieren und uns zu bilden, um eine bestimmte Fähigkeit bestens zu beherrschen oder uns ein bestimmtes Wissen anzueignen. Wir sind nicht mehr an ein solches System gewöhnt. Es gibt eine menge Verwirrung über spirituelle Lehrer; manche mögen glauben, dass der Guru die gesamte Verantwortung für das Leben eines Schülers übernimmt.

„Es scheint, als wollten die meisten Schüler lieber kleine Kinder bleiben.“
Scott Mandelker

Aber keiner kann für uns die Verantwortung für unser Leben übernehmen.
Selbst dann, wenn wir manche Entscheidungen Anderen überlassen, sind wir noch immer verantwortlich für unsere Handlungen – sogar in dem Punkt, dass wir die Entscheidung jemand Anderem überlassen haben.

Wir müssen realistisch im Umgang mit spirituellen Lehrern sein. Wenn wir etwas lernen möchten, brauchen wir einen Lehrer; oder es ist doch zumindest nützlich, wenn wir einen solchen Lehrer haben. Wie weit wären wir im Lesen und Schreiben gekommen, wenn wir keinen Lehrer gehabt hätten?

„Wenn Ihr den Dharma nur zum Zwecke des Studierens studiert, und wenn Ihr Dharma nur zu Eurem eigenen Wohl studiert, um Euch zu beweisen, wie intelligent Ihr seid, dann braucht Ihr keine Guru-Schüler-Beziehung. Dann ist es, als würdet Ihr zur Universität gehen. Dort studiert Ihr mit unterschiedlichen Lehrern und Professoren, und Ihr kommt gut voran. Aber wenn Ihr Euch wirklich an den Pfad binden möchtet, dann ist es notwendig, solch eine Beziehung aufzubauen.“
Zasep Tulku Rinpoche

Im Buddhismus ist ein spiritueller Lehrer wirklich notwendig, weil er uns zu unserer inneren Weisheit, zu unserem inneren Guru führt. Wir müssen selbst Weisheit und Einsicht kultivieren, um am Ende selbst ein Lehrer und ein Buddha werden zu können. In diesem Sinne könnten wir den spirituellen Lehrer auch „spirituelle Mutter“ nennen. Am Anfang des Pfades sind wir sehr hilflos und brauchen viel Hilfe und Führung. Aber am Ende sollten wir in der Lage sein, auf unseren eigenen Füßen zu stehen.

"Ein Guru ist eine Person, die Euch die Natur Eures Geistes zeigen kann und die Gegenmittel für Eure psychischen Probleme kennt. Jemand, der nicht einmal seinen eigenen Geist kennt, kann den Geist von Anderen erst recht nicht erkennen und kann deshalb auch kein Guru sein.“
Lama Thubten Yeshe

„Ein spiritueller Lehrer, der uns hilft, auf dem Pfad zu bleiben und voran zu gehen, mit dem wir offen unsere Schwierigkeiten diskutieren können, weil wir uns einer mitfühlenden Antwort sicher sein können, ist eine sehr große Hilfe für uns. Ein wirklicher Freund ist gleich einem Bergführer. Einen spirituellen Pfad zu gehen ist gleich dem Aufstieg auf einen Berg. Wir wissen nicht, was wir am Gipfel des Berges finden werden. Wir haben lediglich gehört, dass es dort sehr schön sein soll, jeder dort glücklich ist, dass die Aussicht großartig und die Luft nicht verschmutzt ist. Wenn wir nun einen Führer haben, der den Berg bereits einmal bestiegen hat, kann dieser uns helfen, nicht in eine Schlucht abzustürtzen, auf Steinen auszurutschen oder vom Weg abzukommen. Das einzige allseits bekannte Gegenmittel für all unsere Hindernisse sind edle Freunde und wunderbare Gespräche, die eine gesunde Nahrung für den Geist darstellen.“
Ayya Khema

„Alles, was Ihr tun müsst, um einen Buddha zu finden, ist Eure eigene Natur zu sehen. Eure Natur ist der Buddha. Und der Buddha ist die Person, die frei ist – frei von Plänen, frei von Sorgen. Wenn Ihr Eure Natur nicht seht und statt dessen den ganzen Tag herumrennt, um woanders nach dem Buddha zu suchen, werdet Ihr niemals einen Buddha finden. Die Wahrheit ist: Es gibt nichts zu finden. Aber um dies wirklich zu verstehen, braucht Ihr einen Lehrer (...)“
Bodidharma

Bevor man sich entscheidet, einem spirituellen Lehrer zu folgen, ist es außerordentlich wichtig, ihn genauestens zu überprüfen. Im alten Indien wurden spirituelle Lehrer häufig 12 Jahre oder noch länger von ihren potentiellen geprüft, bevor die Schüler sich ihm entweder anvertraut oder sich von ihm abgewandt haben. Es ist leider sehr leicht, anderen Menschen einfach blind zu vertrauen... Es ist wichtig, nicht nur auf sein Gefühl zu hören; es sollte bereits eine Art persönliche Beziehung bestehen; aber wir müssen überprüfen, ob das Verhalten des Gurus mit seinen Worten übereinstimmt; wir sollten hören, was seine Schüler sagen, und wir sollten erfahren, was andere Lehrer über ihn denken.

„Frage: „Woher soll man denn nun wissen, ob ein Lehrer vertrauenswürdig ist?“

Antwort von s.H. dem Dalai Lama: „Dies herauszufinden sollte in Übereinstimmung mit Deinem Interesse und Deiner Neigung geschehen. Aber Du solltest kritisch analysieren.““

Jamgon Kongtrul Lodro Thaye beschreibt in seiner Abhandlung namens „Die Lehrer-Schüler-Beziehung“:

„Es ist schwer, einen authentischen Lehrer zu finden, weil diese Qualitäten ewig sind. Wir können sie nicht von externen Faktoren abhängig machen, aber es sind dennoch nur die externe Faktoren, die wir sehen. Es ist sehr schwer, die inneren Qualitäten einer anderen Person wahrzunehmen. Ein Geschäftsmann mag freundlicher zu uns sein als unser bester Freund, während doch seine einzige Motivation ist, uns etwas zu verkaufen... Und ebenso kann es sein, dass ein spiritueller Lehrer, der sich uns gegenüber freundlich und mitfühlend zeigt, dies in Wirklichkeit gar nicht ist. Da wir die inneren Qualitäten eines potentiellen Gurus nicht sehen können, können wir uns auch nicht an ihnen orientieren. Es gibt für den Suchenden keine einfache Lösung; aber es gibt dennoch Dinge, die wir tun können. Es ist wichtig, dass wir uns mit den von Kongtrul Rinpoche zusammengefassten Charakteristika eines Gurus befassen. Und wir müssen uns selbst darüber klar werden, was wir wollen, während wir auf der Suche sind. Suche ich nach einem Lehrer, um zum Wohle aller Wesen Erleuchtung zu erlangen? Oder suche ich einen Lehrer, um von mir selbst sagen zu können, wie großartig ich bin? Oder fühle ich mich nur hingezogen zu einem Lama, seinem wundervollen Land oder seinem Sangha? Und so weiter. Glücklicherweise ist es uns möglich, unsere Motivation zu ergründen und so den richtigen spirituellen Lehrer für uns zu finden. Wir könnten jeden Tag zu Buddha, Dharma und Sangha beten, dass wir einen authentischen spirituellen Lehrer finden mögen.“

Weshalb einem Guru folgen?

Im tantrischen Buddhismus ist ein Guru außerordentlich wichtig wegen der Einweihungen, der Praxis und dem Studium. Lange Zeit war die Verbindung mit einem Guru und das Praktizieren von „Guru Hingabe“ sehr geheim, da die Beziehung zwischen Guru und Schüler sehr eng ist. Diese Beziehung zwischen Lehrer und Schüler ist so eng, dass sie in der Außenwelt tatsächlich zu Missverständnissen führen kann.

S.H. der 14. Dalai Lama:

„Wir benötigen Führung und Hilfe auf dem spirituellen Pfad. Ganz offensichtlich ist eine Person, die bereits den Pfad gegangen ist, für uns die beste Hilfe. Eine solche Person kann uns dabei behilflich sein, unser Fortschreiten auf dem Pfad zu beschleunigen und unser Verständnis zu vertiefen.“

Weshalb benötigen wir einen erfahrenen Führer? Nun, ich mag die Geschichte von Rama Krishna: Der Meister Tapobana hatte einen Schüler, der ihm mit Fleiß diente. Und obwohl der Meister den Schüler ziemlich dumm fand, behielt er ihn, weil er so gut für ihn sorgte. Eines Tages begann sich das Gerücht zu verbreiten, dass der Schüler über das Wasser gegangen sei. Er habe den Fluss überquert, als überquerte er eine Straße. Er holte seinen Schüler und befragte ihn. „Ist es wahr, was die Leute sagen? Bist du wirklich übers Wasser gegangen?“ „Was könnte es einfacheres geben als das?“ erwiderte der Schüler. „Es ist durch dich, gesegneter Lama, dass ich über das Wasser gehen kann. Bei jedem Schritt habe ich deinen vollen Namen genannt, und das hat mich aufrecht gehalten.“ Tapobana dachte: Wenn mein Schüler über das Wasser gehen kann, in dem er meinen Namen aufsagt, was würde für mich, seinen Lehrer, dann noch unmöglich sein? Wenn durch meinem Namen Wunder statt finden können, dann muss ich heiliger sein als ich dachte. Und ich habe selbst noch nie versucht, über das Wasser zu gehen. Ohne zu zögern rannte er zum Fluss und mit unerschütterlichem Glauben wiederholte er: „Ich... Ich... Ich...“; und sank, und sank, und sank...

Der Buddha hat seine Lehren mit Medikamenten verglichen. Den Guru hat er mit einem Arzt verglichen, der die heilenden Medikamente verordnet.

Natürlich ist es möglich, dass wir mehrere Lehrer haben. Jeder Lehrer in unserem Leben ist wichtig. Aber es mag einen spirituellen Lehrer geben, den wir unseren „Wurzelguru“ nennen, weil er uns wirklich inspiriert und berührt und weil wir seinem Rat ganz besonders folgen. Einen Wurzelguru zu haben ist besonders dann wichtig, wenn wir Tantra praktizieren möchten, einfach deshalb, weil die Methoden, die wir dort verwenden, so fortgeschritten sind, dass wir Führung benötigen. Dem Rat unseres Lehrers dann vollends zu folgen ist wichtig, da alles Andere zu großen Schwierigkeiten führen könnte

Qualifikationen eines Guru.

1. Angemessenes ethisches Verhalten: Ein Guru sollte nicht Leid zufügen, sondern Anderen hilfreich sein.
2. Einspitzige Konzentration.
3. Keine selbst-ergreifenden oder egoistischen Gedanken.
4. Liebe und Mitgefühl als die hauptsächlichen Motivationen für das Unterrichten.
5. Leerheit verstanden oder wenigstens ein intellektuelles Verständnis davon haben.
6. Beharrlichkeit bei den Belehrungen.
7. Großes Wissen über die Schriften haben.
8. Mehr gelehrt und realisiert sein als der Schüler
9. Geschickter Redner
10. Enttäuschung in Zusammenhang mit den Schülern aufgegeben haben.

Wenn es möglich ist, sollten wir versuchen, einen Guru zu finden, der all diese Qualitäten besitzt. Aber er sollte wenigstens die ersten fünf Qualitäten besitzen. Das mag vielleicht schon schwer genug sein...

Qualifikationen eines Schülers

Da bei einem spirituellen Lehrer bestimmte Qualifikationen vorausgesetzt werden, soll dies auch bei einem Schüler der Fall sein.

Ein Schüler sollte sich selbst als Patienten, den Lehrer als den Arzt, den Dharma als die Medizin und das Meditieren als das Einnehmen der Medizin betrachten.

Wie es der Dalai Lama ausdrückt: „Es gibt keinen Ersatz für harte Arbeit.“

Ein wirklicher Schüler sollte drei Dinge vermeiden:
- wie ein umgekehrt stehendes Gefäß zu sein: sich verweigernd, die Lehren in sich aufzunehmen und skeptisch zu sein,
- wie ein beschädigtes Gefäß zu sein: alles vergessend und keinerlei Interessezeigend,
- wie ein verschmutztes Gefäß zu sein: alles besser wissen wollend als der Lehrer, eingebildet sein

Ein Schüler sollte diese drei Dinge beherzigen:
- Fehlen von Urteilen, offenen Geistes sein.
- Intelligenz und ein kritischer Geist: nicht einfach Anweisungen folgend.
- Streben: Nicht nur studieren, sondern meditieren und wirklich die Ergebnisse wahrnehmen.

Wie Lama Govinda in „A living buddhism for the west“ schreibt:

„Wenn ein Schüler von einem Guru akzeptiert wird, sollte er gegenüber dem Lehrer voller vertrauensvoller Offenheit und Hingabe sein. Dies sind die beiden Bedingungen, ohne welche spirituelle Führung niemals möglich ist. Und gerade an dieser Stelle machen es sich westliche Schüler oft selbst schwer, weil sie sich selbst nicht dazu bringen können, diese Bedingungen zu erfüllen. Selbst dann, wenn sie die Liebe zu ihrem Lehrer bekennen, verteidigen sie dennoch ihre Meinung und ihren Standpunkt. (...) Ein Guru ist nicht dazu da, uns mit „samthandschuhen“ anzufassen und es uns so bequem wie möglich zu machen. Statt dessen will er unser persönliches Erkennen und unser persönliches Wachstum fördern. Er will uns nicht lehren, sondern inspirieren. Aber er will seine Schüler auch von der Anhaftung an ihre Meinungen, Urteile, und Dogmen befreien. Das ist oft ein schmerzhafter Prozess.“

Aber, wie es Lowenthal in „Opening the heart of compassion“ kommentierte:

„Während Respekt und Offenheit gegenüber unserem Guru wichtig für unser Wachstum und unsere Freiheit sind, fixieren uns blinder Glaube und blinde Hingabe auf diese eine Person. Dann wird unser Tun definiert durch die Persönlichkeit unseres Lehrers, und wir werden nicht befreit durch die Belehrungen.“

Qualifikationen eines Mahayana Gurus

Aus: "Path to Buddhahood, Teachings on Gampopa's Jewel Ornament of Liberation" von Ringu Tulku:

Laut eines Sutras mit dem Namen „Die Bodhisattva Stufen“ sollten die Mahayana Gurus oder spirituellen Lehrer folgende acht Qualitäten besitzen:

1. Sie müssen zu allererst einmal den Gelübden und Pflichten eines Bodhisattvas entsprechend handeln.
2. Sie müssen in aller Tiefe den Pfad eines Bodhisattva studiert haben.
3. Ihr Verständnis muss tief und darf nicht nur intellektueller Natur sein; sie müssen die Lehren wirklich erfahren haben.
4. Sie müssen ehrliches Mitgefühl mit allen fühlenden Wesen empfinden.
5. Sie müssen furchtlos und mutig sein, nicht nur auf sich selbst bezogen, sondern auch beim Unterrichten.
6. Sie müssen tolerant und geduldig mit ihren Schülern und ihrer Praxis sein.
7. Sie müssen hartnäckig und zäh sein und dürfen es sich nicht erlauben, sich von Entmutigung und Enttäuschung davon tragen zu lassen.
8. Sie müssen in der Lage sein, effektiv mit ihren Schülern zu kommunizieren.

Wo und wann man einen Guru findet

Dies kann nicht abschließend beantwortet werden, denn jedes Individuum ist anders. Doch es wird oft gesagt, dass Guru und Schüler sich begegnen, wenn der Schüler bereit für die Begegnung ist. Wenn Ihr keinen Lehrer findet, dann überprüft, ob Ihr die oben aufgeführten Qualitäten eines Schülers wirklich erfüllt. Es ist wichtig, dass wir unsere eigenen Qualitäten entwickeln, anstatt in der Welt herumzurennen und „unseren Guru“ zu suchen. Es ist durchaus möglich, dass Ihr aufgrund Eures Karmas sehr viel tun müsst, bis Ihr Eurem Lehrer schließlich begegnet. Selbst-Reflektion kann Euch dabei helfen, Euch in Geduld zu üben.

„Wenn Ihr keinen spirituellen Lehrer findet, verzweifelt nicht. Seid einfach so gute Schüler, wie Ihr es sein könnt – mit einem offenen Herzen.“
Shian auf TheDailyEnlightenment.com

Gefahren einer Guru-Schüler-Beziehung

Ein Wort der Warnung sollte gesprochen werden. Leider gibt es Traditionen, Zentren und Lehrer, die fragwürdig sind. Bitte werdet Euch deshalb klar darüber, wo und mit wem Ihr Kontakt macht, bevor Ihr mit jemandem als Eurem Lehrer wirkliche Verbindung eingeht. In Indien war es lange Zeit üblich zwischen Schüler und Lehrer, dass sie sich gegenseitig über einen Zeitraum von manchmal bis zu 12 Jahren ausgetestet haben, bevor sie eine wirkliche Verbindung eingegangen sind. Dies mag heutzutage sehr unpraktisch sein. Die meisten Schüler hätten vermutlich keine Lehrer, und die Lehrer würden ohne Schüler bleiben... Dennoch müssen wir sehr kritisch und vorsichtig sein. Sogar der Dalai Lama hat darauf aufmerksam gemacht. Es gibt die Gefahr, dass unsere Gurus uns ausnutzen – entweder materiell oder sogar sexuell. In dem Artikel „Spiritual Pathology“ habe ich das Folgende gefunden:

„Wir sind selbst für unsere Selbst-Täuschungen verantwortlich und müssen an einem bestimmten Punkt die Resultate für unsere Handlungen erfahren. Eine Erfahrung, wie krankhaftes Verhalten sich in Religion verwandeln kann, musste ich selbst in meinen jungen Jahren schmerzvoll erleben.
Ich befand mich in einer Beziehung mit einer Frau, die Bekanntschaft mit einem langjährigen und erfahrenen Praktizierenden des tibetischen Buddhismus schloss. Er war sehr charismatisch und lebte zusammen mit seiner Frau und zwei Kinder. Er hatte sein Zuhause in eine Art buddhistisches Zentrum verwandelt. Er war ein begeisterter Anhänger von dem indischen Meister Padmasambava, der den Buddhismus nach Tibet gebracht hatte. Er hatte zwei Begleiterinnen – Mandarava und Yeshe Tsogyal.
Meine Freundin studierte mit diesem Mann, der ihr angeboten hatte, ihr Lehrer zu sein. Sie fühlte sich durch seine charismatische Ausstrahlung sehr angezogen und nahm sein Angebot dankend an. Sie lebte eine Zeit lang bei ihm und lernte viel von ihm. Es war eines Tages, als sie von einem langen Besuch bei ihm zurückgekehrt war, dass ich erfuhr, welcher Art diese Treffen mit ihm waren. Wie war seine Geliebte geworden. Er hatte seine Frau davon überzeugt, dass dies notwendig sei, da die Beziehung mit meiner Frau eine wichtige spirituelle Erfahrung sei. Obwohl es für diese Frau sehr schmerzhaft war, stimmte sie zu, dass er sowohl mit meiner Frau als auch mit ihr schlafen dürfe. Als ich meine Freundin fragte, was los sei, sagte sie, ich solle es als Teil ihrer Meditationspraxis verstehen und akzeptieren und ich solle es einfach mit der Art von Partnerschaft vergleichen, die Padmasambava mit zwei Frauen gleichzeitig gehabt hatte.
Sie versuchten beide mir einzureden, dass ich niemals die spirituellen Höhen verstehen könne, die sie in ihrer sexuellen Praxis erfuhren, und sie sagten, dass dies so rein sei, dass es nichts Falsches daran geben könne. Meine Probleme damit, so sagten sie, kämen daher, dass ich so sehr an meiner Freundin hängen würde. Sie empfahlen mir, sie zu dieser hohen Liebe gehen zu lassen. Mir wurde erzählt, sie sähe ihn als ihren Guru an und müsse deshalb mit ihm sein, gleichgültig, welchen Schmerz dies seiner Frau oder mir zufüge, denn Schmerz komme nur durch Anhaftung.
Einige Zeit später besuchte uns der Mann, der sich für einen hohen Lama hielt, exotische Kleider trug und sich wie ein Yogi zu verhalten versuchte. Ich war schockiert, als er mir sagte, ich solle meiner Frau erlauben, mit ihm zu schlafen, da dies eine gute Möglichkeit für mich sei, Großzügigkeit zu üben. Wenn ich dem nicht zustimmen könne, so sei dies ein sicheres Zeichen dafür, dass meine Praxis von Bodhicitta, das Streben, immer für das Wohl der fühlenden Wesen zu arbeiten, hoffnungslos sei. Ich war jung, naiv und deshalb fand ich keinen Grund, ihm zu misstrauen. Welcher Schmerz mir auch immer begegnete – Es war wegen meinem eigenen Anhaften. Er versuchte, mich davon zu überzeugen, dass dies das Beste für meine Praxis sei, dass die Liebe meiner Partnerin so rein sei und dass das, was sie taten, gut sei.

Ich erzähle diese Geschichte, weil sie zeigt, wie leicht wir uns in solchen Reden verlieren können, nur um unsere eigenen Taten im Leben zu rechtfertigen. Dieser Mann war vollkommen blind dafür, was er da tat. Ich war recht intrigant, als derselbe Mann einige Jahre später zu mir kam und mir berichtete, dass er frustriert sei, weil seine Frau ihn wegen eines Anderen verlassen hatte. Er brauchte jemanden zum Reden. Er entschuldigte sich für sein Verhalten. Ich fand es nicht einfach, ihm zuzuhören und Mitgefühl zu fühlen und schwieg.“

Es ist sehr zu empfehlen zu diesem Thema das Buch zu lesen: "Sich mit einem spirituellen Lehrer verbinden: Eine gesunde Beziehung aufbauen" von Alexander Berzin, frei im Web erhältlich.
Auch die Webseite 'Buddhistische Sekten - Seiten zur Aufklärung und zum Schutz' enthält viel gute Information betreffend Gefahren mit lehrer und Sekten

Nur zum Spaß

„Wir verbringen die ersten 12 Monaten unseres Lebens damit zu lernen, wie man spricht und geht.
Die nächsten 12 Monate verbringen wir damit zu erlernen, wie man den Mund hält und sich hinsetzt.“
Phyllis Diller

Home | Vorherige Seite | ^ Nach Oben

Letzter Änderung: December 11, 2016