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Die
drei Fahrzeuge
“Der Unterschied zwischen
den Weisen Buddhisten und den Sektirerischen Buddhisten
ist wie der Unterschied zwischen der Weite des Weltalls und der
Beengtheit einer Vase.“
Kongtrul Rinpoche
Einführung
"Einmal fragte Jemand, wie man die verschiedenen
Traditionen, die die Lehren des Buddha repräsentieren, zusammenfügen
könne. Man kann die Lehren des Buddha so verstehen, als seien
sie ein wundervoller Saame, der in die Erde gelegt wurde und woraus
dann ein Baum erwuchs, mit tiefen Wurzeln, breiten Ästen,
Blättern, Blüten und Früchten.
Manchmal zeigt Jemand auf die Wurzeln und sagt,
dass gerade dort der wahre Dharma gefunden werden könne,
ein Anderer meint den Dahrma in den Blüten zu erkennen und
ein Dritter vielleicht in den Früchten. Aber natürlich
können die Teile nicht voneinander getrennt werden; die Wurzeln
versorgen den gesamten Baum und die Blätter, Blüten
und Früchte hängen ebenso von den Wurzeln ab."
Lama Govinda
Alle Schulen des Buddhismus können in die
drei „Yanas“ (Sanskrit), „Fahrzeuge“ oder
„Wege“ aufgeteilt werden. Die Drei „Fahrzeuge“
sind: Hinayana, Mahayana und Tantrayana.
Innerhalb der einzelnen Fahrzeuge kann es große Unterschiede
zwischen den verschiedenen Traditionen geben, worauf in den Seiten,
die sich mit den unterschiedlichen Traditionen beschäftigen,
näher eingegangen wird. Z. B. Zen und tibetischer Buddhismus.
Ein Hauptgrund für die Entwicklung der unterschiedlichen
Schulen im Buddhismus ist, dass der Buddha für jahrzehnte an
unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten und vor allem
vor unterschiedlichem Publikum gelehrt hat. Daher ist es sehr schwer,
eine logische Zusammenfassung all seiner Lehren zu geben und sie
dabei immer auf die gleiche Weise zu interprätieren. Es ist
eben ein Unterschied, ob man vor ausgebildeten Philosophen oder
vor gänzlich ungebildetem Publikum lehrt. Die Vielfalt der
Lehren wird so verstanden, dass der Buddha es als geschicktes Mittel
einsetzte, wie er lehrte, damit er auch von Jedem verstanden wurde.
Er gab Jedem Zuhörer die individuelle Möglichkeit zur
persönlichen Entwicklung und darüber hinaus gab er eine
Fülle von praktischen Belehrungen, von denen sich Jeder eine
Möglichkeit aussuchen konnte, wie Jeder für sich dem Pfad
folgen mochte. Der Buddha lehrte keine Doktrin, sondern für
Jeden einen eigenen Weg zur Befreiung und sah die Notwendigkeit,
der Vielfältigkeit seiner Lehren, in der Vielfältigkeit
der Menschen.
Die drei Koncilien
Die untenstehenden Erläuterungen der Koncilien
stammen hauptsächlich aus: Ven. Dr. W. Rahula's "Gems
of Buddhist Wisdom", Asian
studies, "Buddha
Sasana" and "A Concise History of Buddhism" von
Andrew Skilton (Windhorse 1994).
Das erste Koncil
Drei Monate nachdem der Buddha ins Mahaparinirvana
(Jenseits für einen Buddha) eingegangen war, hielten seine
engsten Schüler in Sattapanni Cave Pavilion, bei dem Berge
Vebhara, nahe der Stadt Rajagaha (Rajgir) ein Koncil ab. Maha Kassapa,
der älteste Mönch, der auch den meisten Respekt genoss,
saß diesem Koncil vor. Zwei wichtige Persönlichkeiten,
die Spezialisten für die beiden Bereiche der Lehre waren:
- Der Dharma: Ananda, der engste Schüler des Buddha für
25 Jahre. Er war mit einem ausgezeichneten Gedächtnis ausgestattet
und konnte alle gesprochenen Worte des Buddha rezitieren.
- Der Vinaya: Upali erinnerte sich an alle Vinayaregeln.
Nur diese beiden Sektionen – Der Dharma
und der Vinaya – wurden auf dem ersten, sieben Monate dauernden
Koncil rezitiert. Obwohl es zu dieser Zeit noch keine unterschiedlichen
Meinungen über den Dharma gab, bis dahin wurde noch nicht über
Abhidharma geredet, gab es Diskussionen über die Vinayaregeln.
Bevor der Buddha ins Parinirvana einging, hatte er zu Ananda gesagt
daß, wenn der Sangha einige weniger wichtige Regeln zu ändern
wünsche, er dies tun könne. Leider vergaß Ananda
den Buddha zu fragen, was wohl weniger wichtige Regeln seien. Da
die Mitglieder des Koncils sich nicht einigen konnten, welche Regeln
wichtig und welche weniger wichtig seien verfügte Maha Kassapa
schließlich, dass keine Regel der Disciplin, die der Buddha
festgelegt hatte, verändert werden oder neue hinzugefügt
werden dürften. Es gab keinen inhaltlichen Grund, warum alle
Regeln aufrecht erhalten wurden.
Maha Kassapa betonte: “wenn wir die Regeln änderten,
werden die Leute sagen, dass die Schüler des ehrwürdigen
Gautama die Regeln änderten, bevor noch das Bestattungsfeuer
niedergebrannt war.“
Auf diesem Koncil wurde der gesamte Dharma in verschiedene Teile
aufgeteilt und es war jeweils ein älterer Mönch mit seinen
Schülern für die Erhaltung und Tradierung seines Teiles
verantwortlich. Dies geschah so, dass die jeweiligen Gruppen von
Schülern ihren Teil des Dharma täglich wieder und wieder
rezitierten und einander überprüften, damit kein
auch noch so kleines Teilchen verloren ginge oder hinzugefügt
wurde. Diese Tradition wurde immer mündlich weiter von Lehrer
zu Schüler gegeben.
Das zweite Koncil
Nach der Darstellung der Theravadin Schule (nach
Rahula).
Dieses Koncil wurde im Kloster Valukarama in der Nähe der Stadt
Vesali 100 Jahre nach dem Verscheiden des Buddha im Jahre 443 v.
Chr. Abgehalten und dauerte acht Monate. Dort wurden einige Vinayaregeln
diskutiert. Nach der Überlieferung gab es keine unterschiedlichen
Meinungen über den Dharma, doch einige Mönche bestanden
darauf, mehrere der Vinayaregeln zu verändern. Die Ortodoxen
Mönche (Sthavarivada) wollten keine Veränderung zulassen
und so verließ schließlich eine Gruppe von Mönchen
das Koncil und bildete den „Mahasanghika“ (Skt.) die
große Gemeinschaft. Diese Gruppe sollte nicht mit „Mahayana“
(Skt.) großes Fahrzeug, verwechselt werden.
Nach einer anderen Darstellung (von Skilton),
könnte das zweite Koncil aus zwei, zeitlich voneinander abgegrenzten
Veranstaltungen bestanden haben. Die erste könnte demnach 60
Jahre nach dem Buddha in Vaisali und die zweite etwa 40 Jahre später
in Pataliputra stattgefunden haben. Beim zweiten Treffen formulierte
Mahadeva fünf Thesen zur Arhatschaft. Der Bruch zwischen den
beiden Gruppen fand wahrscheinlich in Pataliputra statt und die
erste Versammlung beschäftigte sich demnach tatsächlich
nur mit den Vinayaregeln.
Laut den Nichttheravadin quellen über diese Veranstaltungen
wollte der „Mahasangha“ der ursprünglichen Version
der Vinayaregeln folgen und die „sthaviravadins“ (Skt.)
„die Älteren“ bestanden auf Veränderungen.
Was genau geschah lässt sich im Nachhinein nicht mehr genau
sagen, doch die Spaltung des Sangha zu dieser Zeit ist eine Tatsache.
Das dritte Koncil
Während der Regentschaft von Kaiser Asoka,
etwa 308 v. Chr., wurde im Asokaramakloster in der Stadt Pataliputta
das dritte Koncil abgehalten. Dort sollte über die verschiedenen
Ansichten der inzwischen entstandenen Sekten innerhalb des Sangha
diskutiert werden. Manche Berichte sprechen von sechzigtausend Asketen,
die die Gemeinschaft durch untugendhaftes Leben, Heretische Sichtweisen
und korupte Ansichten zum Dharma infiltriert hatten und so zu einem
schlechten Ruf der Gemeinschaft beitrugen. Aus diesem Grunde wurde
das dritte Koncil von eintausend Arhats abgehalten. Diesmal beschränkten
sich die Diskussionen nicht nur auf die Vinayaregeln, sondern erstreckten
sich auch auf den Dharma insgesamt. Der Präsident des Koncils
Moggaliputta Tissa stellte ein von ihm erarbeitetes Buch vor „kathavatthu“,
in welchem er sich mit den unterschiedlichen Meinungen und den Sektirerischen
Praktiken und Lehrinhalten der Abweichler von der Haupt Denkströmung
beschäftigte. Die Lehren, die von diesem Koncil für richtig
befunden wurden, wurden als Sthaviras oder Theravada (die Lehre
der Älteren) bekannt. Auf diesem Koncil wurde ebenfalls der
Dritte Korb der Lehren „Abhidhamma Pitaka“ eingeführt.
Nach dem dritten Koncil sandte Kaiser Asoka neun Missionare nach
Sri Lanka, Kanara, Karnataka, Kashmir, der Himalaya Region, Burma
und ins heutige Afghanistan. Asokas Sohn, der ehrwürdige Mahinda
brachte den Tripitaka zusammen mit dem Kommentar, der auf dem dritten
Koncil erstellt wurde, nach Sri Lanka. Diese Lehren wurden später
als der „Pali Kanon“ bekannt.
Theravada und Hinayana
Wie oben schon erwähnt, basiert die Theravadatradition
auf den Lehren die vom dritten Koncil als die rechten Lehren des
Buddha bestimmt wurden.
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Theravadin Mönche |
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Sri Lanka hat eine zentrale Rolle in der Bewahrung
der Schriften und Praktiken des Theravada gespielt. Nach dem dritten
Koncil wurde die Sammlung der Sutras der Drei Körbe nach Sri
Lanka gebracht. Die meisten Schriften waren in Pali, doch manche
auch in anderen Sprachen. Bis 35 v. Chr. War allerdings das gesamte
buddhistische Schrifttum der Zeit in Pali übersetzt. Anfangs
waren die meisten ordinierten Mitglieder des Sangha als „parivrajahas“
(skt.) „Wanderer“ bekannt. Sie versammelten sich nur
in der Regenzeit, als die Wanderschaft schwierig war. Im Laufe der
Zeit wurden der Gemeinschaft immer mehr feste Gebäude geschenkt
und der Sangha nahm immer mehr eine feste Form an. Schon ein Jahrhundert
nach Ableben des Buddha, wurden Klöster immer mehr zu Zentren,
in denen die Lehre aufbewahrt und weitergegeben wurde. Für
diese Klostergemeinschaften wurden daher besondere Regeln eingeführt.
Nur in einer kurzen geschichtlichen Periode, war der Buddhismus
auf Sri Lanka beschränkt, und bei der späteren Restauration
der Lehren wurde der Dharma, der noch in Sri Lanka vorhanden war,
mit Lehren ergänzt, die aus Thailand kamen, doch ihren Ursprung
ebenfalls in Sri Lanka hatten. Z. Z. ist der Theravadabuddhismus
außer in Sri Lanka noch in Laos, Thailand, Burma und Kambodscha
lebendig. Die Lehren über die Vier edlen Wahrheiten und die
Meditation bilden die Basis der Theravadapraxis.
Der Terminus “Hinayana” (skt.) “kleines
Fahrzeug“ kam erst im ersten Jahrhundert n. Chr. als Gegensatz
zu den neueren Lehren des „Mahayana“ (Skt.) „großes
Fahrzeug“ auf.
In Indien entwickelten sich, unabhängig von Sri Lanka, eigene
Schulen des Buddhismus, die dem „kleinen Fahrzeug“ zugeordnet
werden konnten. Heut zu Tage gibt es keinevon diesen „Hinayana“
Schulen mehr, obwohl die Theravadaschule den Hinayanalehren am nächsten
kommt. Das Ziel des kleinen Fahrzeuges ist die Arhatschaft, da die
vollständige Buddhaschaft für dieses Zeitalter für
fast Jeden unerreichbar angesehen wurde. Die Hilfe und Unterstützung
für Andere fühlende Wesen war zwar als buddhistische Praxis
akzeptiert, doch war das hauptziel der spirituellen Bemühungen
die Selbstbefreiung, das Nirvana.
„The World Fellowship of Buddhists”
hat sich entschlossen, den Begriff “Hinayana” nicht
mehr zu verwenden, da er als Negative Abgrenzung zum Mahayana gebraucht
wurde und so zur Herabsetzung der Theravadins beitrug, was der Praxis
und dem Leben der Theravadins nicht gerecht wurde. Man spricht heute
also von Theravada als lebende Tradition und nur noch über
eine theoretische Lehrmeinung als „Hinayana“.
Mahayana
Die Entwicklung des Mahayana begann etwa im Zeitraum
vom ersten Jahrhundert v. Chr. und dem ersten Jahrhundert n. Chr.
In zweiten Jahrhundert n. Chr. bekam Mahayana eine klare Struktur
und Definition. Meister Nargajuna verfasste eine kleine Schrift
„madyamakakarika“, in der er das philosophische Prinzip
der „leerheit“ „shunyata“ (Skt.) einführte
und die leerheit von Allem, nicht nur des Selbst, formulierte. Nach
dem ersten Jahrhundert n. Chr. Wurden von den Mahayanisten die Begriffe
„Mahayana“ und als Gegensatz dazu „Hinayana“
festgelegt.
Im ersten Jahrhundert n. Chr. tauchten Lehren in
einem anderen Stil auf. Die Ausdrücke „Mahayana“
und „Hinayana“ wurden zum ersten mal im Saddharma Pundarika
Sutra oder dem „Lotussutra des rechten Gesetzes“ festgelegt.
Einer der größten Philosophen, die die Lehren des Mahayana
beeinflusst haben, war Meister Nagarjuna, der bekannt war für
seine tiefgründigen Lehren über die Leerheit. Im vierten
Jahrhundert n. Chr. schrieben Asangha und Vasubandhu große
Abhandlungen, die ebenfalls die Lehren des Mahayana zum Thema hatten.
Die Mahayanalehren sind zumeist in sanskrit geschrieben
und werden „die Mahayanasutras“ genannt. Es erfolgte
eine klare Teilung zwischen den Anhängern der traditionellen
Lehren und des Mahayana. Obwohl es in der Philosophie nur geringe
Unterschiede gibt, haben diese doch enorme Auswirkungen auf die
Praxis. Die Mahayanaphilosophie basiert auf der traditionellen Lehre
und akzeptiert sie vollständig, doch Interprätiert sie
anders.
Der wesentliche Unterschied zwischen Mahayana und
Hinayana besteht darin, dass in der alten Tradition nur sehr wenige
Menschen überhaupt in der Lage sind Buddhaschaft oder Erleuchtung
zu erlangen. Im Mahayana wird gesagt, dass alle fühlenden Wesen
in der Lage seien, Erleuchtung zu erlangen. Das einzige, was uns
von der Buddhaschaft trennt ist unser verwirrtes Denken und unsere
falschen Handlungen. Die Mahayanisten nehmen für ihre Lehre
in Anspruch, dass alle Mahayanasutras direkt vom Buddha Shakya Muni
gelehrt wurden oder doch zumindest von ihm insperiert wurden.
Die Hauptmotivation der Mahayanalehren ist, alle
fühlenden Wesen zur Erleuchtung zu führen. Die eigene
Befreiung aus der zyklischen Existenz (Nirvana) wird als gutes Nebenprodukt
der Einstellung und der Anstrengung angesehen, Taten zum wohl aller
fühlenden wesen zu vollbringen. In der Tat wird gesagt, dass
der einzige Weg zur Buddhaschaft derjenige sei, dem Wohl der fühlenden
Wesen zu dienen. Praktisch stellt sich dies so dar, dass nach den
Zufluchtsgelübden noch eine Reihe von Gelübden abgelegt
werden deren Hauptintension ist, dem Wohl aller fühlenden Wesen
zu dienen und dies nicht nur für dieses Leben, sondern für
alle zukünftigen Leben, bis alle Wesen befreit sind und Buddhaschaft
erlangt haben.
Die Hauptpraktiken eines Mahayanisten können
in den sechs Vollkommenheiten zusammengefasst werden: die Vollkommenheit
des Gebens, der Ethik, der Geduld, der freudigen Anstrengung, der
Konzentration und der Weisheit.
Von Nordindien aus verbreiteten sich die Mahayanalehren
weiter Nordwärts nach China und Tibet. In China vermischten
sich die Lehren häufig mit Taoistischen und Konfutianistischen
Lehren und dort entwickelte sich ebenfalls der Ch’an-Buddhismus,
der als er nach Japan kam als Zenbuddhismus bekannt wurde. In Japan
entwickelte sich auch der Buddhismus des reinen Landes "Amithababuddhismus"
der seine Anhänger nur durch die Anrufung des Namens des Buddha
Amithaba zu einer günstigen wiedergeburt im „reinen Land“
führt. Von China aus verbreitete sich der Mahayanabuddhismus
weiter nach Korea, Laos, Kambodscha und Vietnam.
Im Gegensatz zur sehr klaren Trennung zwischen
den Hinayana- und den Mahayanalehren, beherbergten die Klöster
in Indien Mönche und Nonnen beider Schulen und es war die persönliche
Entscheidung jedes Einzelnen, welcher Lehre er oder sie folgen wollten.
Die Ordensregeln zu dieser Zeit waren weitgehend dieselben, sodaß
beide Richtungen voneinander lernten und sich gemeinsam entwickelten.
Vajrayana oder Tantrayana
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Vajra |
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Etwa im sechsten Jahrhundert tauchten in der Mahayanatradition
tantrische Texte und –Elemente auf. Die Tantrischen Lehren
basieren auf Hinayana und Mahayana und tatsächlich ist die
Philosophie nicht sehr unterschiedlich zu diesen beiden Richtungen,
doch die Praxis unterscheidet sich erheblich. Erst wenn Jemand eine
sehr gute Schulung in den Philosophien und Praktiken des Hinayana
und Mahayana hinter sich hat, kann der Schüler die Erlaubnis
zu einer speziellen tantrischen Praktik von einem qualifizierten
tantrischen Meister bekommen und dies meist in form einer Einweihung.
Tantrische Praktiken sind sehr profunde psychotechniken zur schnellen
Erlangung der Buddhaschaft. Die Motivation dabei ist, je schneller
Jemand Buddhaschaft erlangt, desto früher und desto länger
ist dieser Jemand in der Lage in optimaler Weise den fühlenden
Wesen auf Ihrem Weg zur Erleuchtung zu helfen. Je nach der Klasse
der Tantras, müssen weitere Gelübde nach dem Zufluchts-
und dem Bodhisattvagelübde abgelegt werden und es werden auch
spezielle Verpflichtungen eingegangen wie z. B. tägliche Mantrarezitation,
eine bestimmte Klausur zu machen oder täglich eine spezielle
Meditation auszuführen.
Im achten Jahrhundert kamen die tantrischen Lehren
zusammen mit der Mahayanatradition aus Nordindien nach Tibet. Tatsächlich
wurden die tantrischen Lehren in Tibet, der Mongolei und Bhutan
vollständig erhalten. Von dort aus verbreitete sich das Tantra
nach Sikkhim, Ladakh, wieder nach nordwestindien, Nepal und die
Mongolei. In Ländern wie China, Korea und Japan, findet man
leichte Abwandlungen der ursprünglichen Lehren.
Der Ausdruck Sutrayana wird von Mahayanisten verwand um anzuzeigen,
dass damit der nicht-tantrische Weg gemeint ist.
Widersprechen sich die Traditionen?
S.H. der XIV Dalai Lama bemerkte folgendes in seinem Buch „the
Heart Sutra“:
"Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass
die Kernlehren der Theravadatradition, die in den Palischriften
verkörpert werden, die Grundlage der Lehren des Buddha sind.
Auf dieser Grundlage können dann Einsichten durch das detailierte
Studium der Mahayana sanskritschriften gewonnen werden. Durch
die integration der Vajrayanatechniken und –Perspektiven,
kann das Verständnis der Lehren weiter vertieft werden. Ohne
die Grundlage der Palischriften, ist die Beschäftigung mit
den Mahayana- und Vajrayanaschriften und –Techniken bedeutungslos,
auch wenn sich Jemand der sich mit solcherlei Schriften und Techniken
befasst, Buddhist nennt.
Jemand der sich umfassend und tiefgehend mit allen Schriften beschäftigt
hat ist frei von den Gedanken an qualitative Unterschiede zwischen
dem "großen" und dem "kleinen" Fahrzeug,
Hinayana. Es gibt allerdings eine leichte Tendenz der Mahayanapraktizierenden,
die Lehren des Theravada herab zu setzen, da sie nicht zur eigenen
Praxis passten. Genauso gibt es bei den Anhängern der Palitradition
die Tendenz, die Vielfältigkeit und Lebendigkeit der Mahayanatradition
als nicht zu den Lehren des Buddha gehörenden Lehren zu klassifizieren.
Wenn wir also in die Untersuchung des Herzsutra einsteigen, ist
es wichtig zu verstehen, dass all diese Traditionen einander ergänzen
und dass es von der jeweiligen persönlichen Praxisebene abhängt,
in wie weit welche Praktiken, Techniken und Schriften gerade in
die persönliche Praxis integriert werden."
Nur zum Spaß
Es gibt nur eine Religion, jedoch in hundert versionen.
George Bernard Shaw
Der Mensch kann nicht einmal einen Wurm selbständig erschaffen,
jedoch erschafft er Götter im Dutzend.
Michel Eyquem de Montaigne
Wann stellte ich fest, daß ich Gott war?
Nun, als ich betete und bemerkte, dass ich zu mir selbst sprach.
Peter O'Toole
Letzter
Änderung:
February 6, 2011
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