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Furcht im Buddhismus

Seiteninhalt
Was ist Furcht?
Projektion
Süchtig nach Furcht
Leiden
Phobien
Westliche Therapien
Meine Höhenangst
Gesunde Furcht

Die buddhistische Annäherung
Mit unnötiger Furcht umgehen

Was ist Furcht?

Furcht spielt eine wichtige Rolle in unserem alltäglichen Leben und in der menschlichen Gesellschaft als Ganzes betrachtet. Furcht erscheint uns in vielen Formen, aber allgemein gesprochen kann sie bezeichnet werden als: Ein unangenehmes Gefühl von Risiko oder Gefahr, sei es nun wahr oder nicht. Furcht dient uns als eine Warnung, ein Alarmsignal; wir sind bereit zu einer Reaktion, falls die Gefahr über uns hereinbricht.

Es wird oft gesagt, dass Furcht die Grundlage einer jeden Religion sei. In der Zeit, als die Menschen Jäger und Sammler waren, wurde nur wenig von der gesamten Welt verstanden, so dass die Menschen, nur wenig von dem Geschehen um sie herum verstehend, oft existentielle Ängste durchleben mussten. In einem Versuch, die Welt um sie herum zu verstehen, versuchten die Menschen, sich die Welt mit vielen unsichtbaren Mysterien zu erklären – solche Mysterien wie Geistern, Göttern, der Natur selbst, der Sonne und des Mondes, etc. Dies gab ihnen die Möglichkeit, etwas zu tun; sie brauchten sich nicht mehr so hilflos zu fühlen. Sie konnten die Geister und Götter mit Gebeten und Ritualen erfreuen. Im Laufe der Zeit entwickelten sich weitere Ideen und Theorien über die Welt. Und es entwickelten sich organisierte Religionen.

Auch der Buddhismus gründet sich im Grunde genommen auf Furcht; der Furcht vor dem Leiden. Der Buddha begab sich auf seinen spirituellen Weg, weil er realisiert hatte, dass alle fühlenden WesenLeid erlebten, und er hatte das Ziel, ihnen aus diesem Leiden herauszuhelfen. Und er fand tatsächlich einen Weg, das Leiden zu beenden.

Im Grunde genommen ist das eigentlich gar nicht so unterschiedlich von der Motivation, die zur Entwicklung der menschlichen Zivilisation führte. Wir fürchten Unannehmlichkeiten; deshalb schaffen wir uns einen Vorrat an Nahrung für schwierige Zeiten an, bereiten uns auf Gefahren wie wilde Tiere vor und wollen bereit sein, uns zu verteidigen, wenn dies einmal nötig werden sollte. Diese Furcht hat die Entwicklung von kleinen Affen zu Kreaturen, die beinahe alle anderen fühlenden Wesen auf diesem Planeten unter Kontrolle haben, heraufbeschworen.

Unsere stärkste und tiefgründigste Furcht ist die Furcht vor dem Tod. Diese Furcht fungiert als eine Warnung in gefährlichen Situationen und kann daher eine sehr gesunde Emotion sein. Aber weitaus weniger dramatische Gründe für unsere Furcht finden wir überall in unserem Leben: „Habe ich die Haustüre abgeschlossen?“, „Ist dieses Essen nicht ungesund?“, „Ist meine Lebensversicherung hoch genug?“, „Sollte meine Tochter nicht längst schon zuhause sein?“. Diese Arten der Furcht können begründet, aber auch oft sehr grundlos auftreten. Furcht kann dann problematisch werden, wenn wir sie in Zusammenhang mit Dingen empfinden, die keine reale Bedrohung darstellen – wie beispielsweise die Furcht vor Spinnen oder Mäusen. Furcht und Paraneua, zusammen mit Anhaftung, Ergreifen und Hass, sind meistens verantwortlich für den Ausbruch von Kriegen.

In jedem Fall jedoch können wir sagen, dass Furcht eine Reaktion auf etwas ist, das in der Zukunft geschehen könnte, sei es nun realistisch oder nicht - Und sie ist immer unangenehm. Und hier finden wir einen der Widersprüche der Furcht: Sie soll uns von Unannehmlichkeit fernhalten, aber sie selbst ist uns auch unangenehm.

Projektion

  Fear: a gift from Jan Theuninck
 
Fear, a gift from Jan Theuninck

Da Furcht ausgelöst wird durch unseren Gedanken, dass eine Gefahr in der Zukunft liegen könnte, handelt es sich hierbei um einen mentalen Prozess, mit dem wir die Zukunft voraussagen möchten. In diesem Sinne ist Furcht eine Projektion unseres Geistes. Wir können Angst haben zu fallen, aber wenn wir einmal gefallen sind, haben wir Angst, den Boden zu berühren; wenn wir einmal den Boden berührt haben, mögen wir fürchten, dass wir eine schwere Verletzung haben; wenn wir dann wissen, dass wir eine schwere Verletzung haben, mögen wir den Schmerz und die Konsequenzen, die uns daraus entstehen - dass wir nicht arbeiten können oder behindert werden - fürchten. So können wir sagen, dass Furcht immer gerichtet ist auf etwas, das bislang noch nicht stattgefunden hat. Es ist also einfach eine Vorstellung, kein wirkliches Geschehen.

Sucht nach Furcht

Manche Menschen mögen Furcht. Wenn wir beispielsweise eine Seilbahn benutzen, erhalten wir einen Adrenalin-Stoß, eine körperliche Reaktion. Manche Menschen werden süchtig nach diesen Adrenalin-Stößen. Dies kann leider leicht dazu führen, dass sie immer mehr und immer gefährlichere Situationen brauchen. Sie nehmen immer größere Gefahren auf sich – bis sich eines Tages der Fallschirm einmal nicht öffnet oder das Wetter plötzlich schlechter wird.

Leiden

Furcht ist generell ein sehr unangenehmes Gefühl – Buddhisten würden es deshalb als eine Form des Leidens bezeichnen. Wir mögen es nicht, Angst zu empfinden, aber dennoch kann Furcht auch nützlich sein. Sie hilft und schützt uns, so dass wir beispielsweise nicht in ein Auto laufen, das in unsere Richtungfährt, oder einer Schlange auszuweichen versuchen.Natürlich: Wir müssen Gefahren erkennen. Aber wir sollten wissen: Auch, wenn wir aufmerksam sind, bleibt uns häufig nicht viel mehr übrig als einfach abzuwarten, was geschieht. Wenn wir unsere Furcht vollkommen die Herrschaft über uns übernehmen lassen, können wir wie „eingefroren“ und völlig hilfloswerden. Viele von uns sind auch ängstlich vor Dingen, die vollkommen irrational sind, sie haben Angst vor Dingen, die überhaupt nicht bedrohlich sind. Das gilt für die Angst vor Spinnen, kleinen, geschlossenen Räumen und großen freien Räumen. Das Leben kann wirklich schwierig werden, nur weil irrationale Ängste Überhand in unserem normalen, rationalen Geist einen Platz einnehmen. Ganz kleine Dinge können dann plötzlich unser Leben bestimmen. In dieser Hinsicht können wir dann wirklich anfangen von Phobie zu sprechen.

Phobien

Der Prozess, in dem normale Furcht zur Phobie wird, ist ähnlich dem Prozess der geschieht, wenn sich Ärger in blinden Hass verwandelt oder wenn sich das Mögen von Schokolade in eine Sucht nach Schokolade verwandelt. Der Unterschied liegt in der Stärke der Furcht. Eigentlich haben Furcht und Ärger einen Sinn in unserem Leben, (nämlich den, uns von Leiden fernzuhalten), aber sie basieren beide auf mentalen Projektionen. Wenn diese Projektionen sich in so etwas wie Phobie verwandeln, so heißt dies lediglich, dass der Geist diese Situation vollkommen übertreibt. Aus welchem Grund auch immer gerät unser Geist außer Kontrolle und er verändert eine Spinne in ein Monster oder die Höhe eines Stuhles in eine Kluft. Das Gegenmittel gegen solche Phobien kann nicht wirklich das Einnehmen von Medikamenten sein, sondern wir müssen unseren Geist wieder an „normale“ Reaktionen gewöhnen.

Westliche Therapien – Generelle Annäherung

Die Therapie von irrationaler Furcht arbeitet auf eben diesem Prinzip: durch eigene Erfahrungen zu entdecken, dass die Furcht eine Übertreibung unserer Wahrnehmung von der Welt ist, und unseren Geist zu zwingen, wieder Herr über die Emotionen zu werden. Daher, wenn Ihr Angst vor Spinnen habt, beginnt die Therapie vielleicht damit, sie zu zeichnen, sich eine schmale Spinne anzusehen – weit weg geschlossen in einem sicheren Platz – Und dann zwingt man Euch, näher heranzugehen, (denn der rationale Geist sagt doch, dass nichts passieren kann), und irgendwann wird die Geduld siegen und Ihr werdet in der Lage sein, eine große Spinne in Euren Händen zu halten. Das ist dann offenbar das Ende einer Therapie!!! Und das geht dann nicht deshalb, weil ihr so mutige Leuteseid, sondern weil ihr schließlich gelernt habt, Kontrolle über Eure Emotionen zu erlangen. Ihr habt verstanden, dass diese Furcht nicht auf dem Erkennen einer wirklichen Gefahr beruht. In vielen Fällen ist es notwendig, Menschen mit sehr viel stärkeren Methoden zu behandeln. Vor allem dann, wenn der Grund für die Furcht nur schwer zu erkennen ist, wie beispielsweise bei der Vorstellung, dass man verfolgt wird. Es ist nicht immer leicht, solchen Menschen klarzumachen, dass ihre Sorgen grundlos ist und ihre Furcht auf einem irrationalen Geist beruht.

Es gibt so viele verschiedene Arten von Furcht. Ich fand einige Arten im Web.

Gewöhnliche Furcht
Acrophobie: Höhenangst
Arachnophobie: Spinnenangst
Agoraphobie: Platzangst
Belonephobie: Angst vor Nadeln
Brontophobie: Angst vor Wetterphänomenen
Claustrophobie: Angst vor engen Räumen
Hamartophobie: Angst vor Blut
Suriphobie: Angst vor Mäusen und Ratten
Necrophobie: Angst vor dem Tod
Pentheraphobie: Angst vor der Schwiegermutter
Thalassophobie: Angst vor der See
Xenophobie: Angst vor Fremden

Manche Furcht mag verbreiteter sein, als man normalerweise annehmen möchte.

Athazagoraphobie: Angst, vergessen oder ignoriert zu werden
Atychiphobie, Kakorrhaphiophobie: Furcht, Fehler zu machen
Metathesiophobie: Angst vor Veränderung

Meine Höhenangst

 
Schlafzeit in der Wüste
 

Ja, ich hatte große Höhenangst, als ich noch jung war. Ich wusste, dass es unrealistisch war: Das Gebäude wird nicht plötzlich einstürtzen, wenn ich an die Ecke des Balkons herantrete. Aber ich mochte einfach nicht dorthin gehen: Jeder Schritt hin zum Ende des Balkons verursachte mir größere Furcht.

Ich hatte das Gefühl, als würde ich jetzt fallen, als könne ich mich nicht halten. Ab einem bestimmten Zeitpunkt verschwand all mein Realismus, und irgendwann fürchtete ich mich sogar vor Türmen, wenn ich bloß auf der Straße stand und zu ihnen hinauf sah!

Für jemanden, der nicht eine solche Höhenangst hat, hört sich das vielleicht wirklich absurd an. Und das ist richtig – Es ist ein absolut absurder Weg zu denken! Und das ist genau das Problem. Die Furcht wurde größer und größer, bis sogar Furcht vorhanden war, wenn es gar keine Möglichkeit gab, zu fallen. Das Ende meiner Höhenangst verdanke ich meinem Bruder. Während einer Reise sagte er in sehr klaren Worten zu mir, dass ich mich wie ein dummes Kleinkind verhalten würde, wenn ich mich nicht trauen würde, auf einen schmalen Turm auf einem Peer an der See zu steigen. Der Peer war aus Holz gemacht und befand sich ungefähr sechs Meter über der See. Er sagte: „Sieh’ mal: Du bist bis hierher gegangen, aber du befindest dich schon sechs Meter über der See. Warum hast du keine Probleme damit?“ –er hatte recht – Irgendwie hatte ich den Peer die ganze Zeit wie den Erdboden wahrgenommen, deshalb hatte ich keine Angst verspürt. Dann sagte er: „Sieh’ mal, der Turm ist nur zweimal so hoch wie der Peer. Wenn du es schaffst, dort hinauf zu steigen, dann bist du ein wirklicher Mann, nicht ein dummes Kleinkind.“ Hart, etwas dagegen zu sagen, wenn man gerade 10 Jahre alt ist... So stieg ich mit einem schweren Herzen und großer Angst die Stufen hinauf. Alle paar Stufen sagte mein Bruder: „Sieh’ nach unten aufs Wasser. Sieh’, wie hoch du bist.“ Als wir oben waren befahl er mir, über die Reling zu schauen. Er sagte: „Auch, wenn du hier herunter fällst, so fällst du nur ins Wasser. Von diesem Tag an ignorierte ich meine seltsamen Gefühle, wenn ich mich in einer hohen Positionbefand.

Alles, was ich davon zurückbehalten habe, ist ein gesundes Gefühl der Furcht, ein Gespür für eine Gefahr.

Viel später realisierte ich, dass die meisten Therapien gegen Phobien in einer ganz ähnlichen Weise funktionieren. Wenn Ihr Angst vor Spinnen habt, werden Euch einige Fotos gezeigt und Ihr werdet gebeten, Spinen zu zeichnen. Als nächstes könnt Ihr Euch einer Spinne in einem Terrarium nähern, Videos über Spinnen sehen, und nach einiger Zeit – lang oder kurz – schaffen es die meisten Leute dann, eine Spinne in ihrer Hand zu halten.

Wie geht das? Einfach, in dem man rationales Denken anwendet. Und in dem man sich daran gewöhnt. Alles Aspekte übrigens einer guten Meditationspraxis.

Hier nur ein Auszug aus einem Bericht im Forum von Children's Past Lives:

„Furcht ist falsche Offensichtlichkeit, die wirklich erscheint. Und die einzige Möglichkeit, Furcht zu überwinden, ist einfach hindurchzugehen. Ich selbst hatte früher einmal starke Furcht vor Wasser und vor Nadeln. Ich war 30, als ich mich schließlich entschloss, Schwimmunterricht zu nehmen, und je mehr Sicherheit ich im Wasser gewann, desto mehr verschwand meine Furcht vor dem Wasser und vor dem Ertrinken. (Meine wirkliche Angst war die Angst vor dem Ertrinken.) Meine Angst vor den Nadeln ließ ich einfach los, in dem ich tief durchatmete, wenn eine solche Situation sich anbahnte. Ich begann, Ärzten und Krankenschwestern zu erzählen, dass ich Angst vor Nadeln hatte, denn dann waren sie plötzlich viel sanfter zu mir. Jetzt ist eine Nadel einfach eine Nadel...“

Und von Kelly in der gleichen Diskussion:

„Alle Furcht und alle Phobien können auf eine Grundlage zurückgeführt werden: die Furcht, die Kontrolle über eine Situation zu verlieren. Die Phobie wird dann ein Produkt der Furcht, weil wir all unsere Energie und Aufmerksamkeit auf diese eine Sache richten.“

Gesunde Furcht

  From 'Fear and Desire' a movie by Stanley Kubrick
   

Kann Furcht gesund sein? Natürlich. Wenn die Furcht als Alarmsignal in einer gefährlichen Situationauftaucht. In der buddhistischen Tradition gibt es eine Art von Furcht, die wir sogar kultivieren _sollten_: die Furcht, dass wir, wenn wir nichts an unserer Situation ändern, immer in der zyklischen Existenz mit vielen Leben voller Probleme und Sorgen bleibenwerden. Wir mögen denken, dass wir jetzt und hier unglücklich leben, aber denkt einmal an die Ponys, die in Indien vor einer Hütte leben: Sie bekommen zu wenig Nahrung zum leben und zu viel zum sterben. Sie müssen ihr ganzes Leben lang arbeiten ohne die Chance der Befreiung oder einer Pause. Bis sie schließlich sterben. Oder denkt nur daran, dass ein großer Teil der Menschheit inunglücklichen, armen Verhältnissen lebt; die Tatsache, dass Ihr all diese Dinge im Internet lesen könnt, beweist doch schon, dass Euer Leben vielleicht doch nicht so schlechtist, denn Ihr habt offensichtlich das Geld, Euch einen Computer anzuschaffen.

Die Angst vor unserer Zukunft ist eine der hauptsächlichen Triebkräfte hinter dem Streben, Befreiung und Erleuchtung zu erlangen. Dies würde das definitive Ende für all unsere Probleme sein.

Frucht der Dharma-Praxis von Milarepa:

„Die Furcht vor dem Tod und einer unglücklichen Wiedergeburt
Aufgrund meiner schlechten Taten hat mich zur Dharma-Praxis geführt.
In der Einsamkeit der schneebedeckten Berge.

Über die Unsicherheit der Dauer des Lebens
Und des Momentes des Todes habe ich gründlich meditiert.
So habe ich die todlose, unerschütterliche Zitadelle
Der Realisation der absoluten Essenz erlangt.

Mögen Furcht und Zweifel verschwinden wie der Nebel
In die Ferne, um mich nie wieder zu stören.

Ich werde glücklich und frei von Reue sterben.
Dies ist die Frucht von Dharma-Praxis.“

Grundsätzlich sind wir versucht zu meinen, mutige Menschen hätten keine Furcht. Die Wahrheit ist, dass sie sehr vertraut mit Furcht sind. Als ich das Erstemal verheiratet war, sagte mein Mann zu mir, dass ich der mutigste Mensch sei, den er kennen würde. Als ich ihn fragte, weshalb, sagte er, dass ich, obwohl ich ein großer Feigling sei, immer einfach weitermachen würde.“
Pema Chodron aus: „When things fall apart".

Die buddhistische Annäherung

„Der Buddha erkannte, wie wir mit dem fertig werden können, was uns wirklich fürchten lässt: Er entdeckte eine praktische Methode, die wir heute Buddhismus nennen, mit der wir das Leiden beenden können.“
Der ehrwürdige Buddhadasa Bhikkhu

Die buddhistische Therapie, mit der man übertriebene Furcht behandelt, ist nicht vollkommen unterschiedlich von den im Westen angewandten Methoden. Die Behandlung gründet sich darauf zu sehen, dass Furcht eine Form des Leidens ist, die wir eigentlich loswerden möchten, und in dem wir unseren Geist an diese Dinge gewöhnen. Der einzige Unterschied ist, dass die Buddhisten die Lösung solcher Probleme bis zu ihrem Ende treiben, in dem sie nämlich all unsere Probleme endgültig dadurch lösen, dass wir Befreiung erlangen. Die stärkste Furcht ist die Furcht vor dem Tod, der Verlust unseres Ego und von allem, was wir haben, getrennt zu werden. In diesem Sinne ist Furcht nichts als eine Form der Anhaftung, in diesem Falle an unserem Geist, unsere Idee eines „Selbst“, all unseren Besitztümern, etc. Wenn wir an uns selbst in Zusammenhang mit Wiedergeburt denken, wird der Tod plötzlich zu einem weniger gefährlichen „Ende“, es ist dann lediglich noch das Ende dieses Stadiums der Existenz, und danach wird einfach eine neue Phase beginnen. Natürlich, da wir nicht wissen, was uns in unserem nächsten Leben erwartet, können wir leicht ängstlich und furchtvoll werden, aber nur diese Furcht wird uns nicht helfen.

Die meisten anderen Arten der Furcht beziehen sich auf mögliche körperliche oder physische Ereignisse, oder den Verlust unserer Besitztümer. Wenn wir physische und mentale Ereignisse in der Zukunft fürchten, ist es vielleicht wichtig für uns, daran zu arbeiten, die Furcht loszulassen, damit sie nicht eines Tages wirklich geschehen. Das ist besser als „eingefroren“ zu sein in unserem Unglück und unserer Depression.

Wir sollten handeln, anstatt nichts zu tun. So lange wir im Zyklus der Existenzen bleiben, können wir dem Leiden sowieso nicht vollständig entgehen. Wir müssen daran arbeiten, uns von unserem Leiden zu befreien. Die höchste der Motivationen ist es, auch alle anderen fühlenden Wesen von ihrem Leiden befreien zu wollen. Dies ist die Mahayana-Sichtweise des Bodhicitta.

Die Furcht, unseren Besitz zu verlieren – unsere Familien und die Menschen, die wir lieben, eingeschlossen – ist lediglich eine Form der Anhaftung, ein anderes Trugbild, das wir haben. Dies stellt einen der tiefgründigsten Gründe für unser Anhaften an dieses Leben dar. Sie sind ein Grund, weshalb wir wiedergeboren, anstatt befreit werden.

Eine kleine Sammlung von Aussagen des Buddha aus dem Dhammapada:

„Aus dem Geliebten wird Trauer geboren,
Aus dem Geliebten wird Furcht geboren.
Für jemanden, der von Geliebtem befreit ist,
Gibt es keine Trauer,
Weshalb sollte man dann noch fürchten?

Aus Freude wird Trauer geboren,
Aus freude wird Furcht geboren.
Für jemanden, der von Freude befreit ist,
Gibt es keine Trauer.
Weshalb sollte man sich dann noch fürchten?

Aus Sinnlichkeit wird Trauer geboren,
Aus Sinnlichkeit wird Furcht geboren.
Für jemanden, der von Sinnlichkeit befreit ist,
Gibt es keine Trauer.
Weshalb sollte man sich dann noch fürchten?

Aus Ergreifen wird Trauer geboren,
Aus Ergreifen wird Furcht geboren.
Für jemanden, der von Ergreifen befreit ist,
Gibt es keine Trauer.
Weshalb sollte man sich dann noch fürchten?“

Zwei Briefe von Lama Zopa an seine Schüler von Lama Yeshe Wisdom Archive:

Die Furcht vor dem Fliegen
„Vor einem Flug und während des Fluges ist es sehr gut, die Namen der zehn Richtungen zu rezitieren. Wenn Ihr diese Worte immer weiter rezitiert, in welche Richtung Ihr auch immer fliegen mögt, wenn Ihr die Namen der Buddhas rezitiert und einspitzige Aufmerksamkeit darauf verwendet, so werdet Ihr nicht nur außer Gefahr sein, sondern auch all Eure Wünsche werden erfüllt werden. Dies dient also nicht nur einer sicheren Reise, sondern auch für die Verwirklichung aller Ziele. Es ist gut, nicht nur für Eure eigene Sicherheit zu beten, sondern für alle Leute in diesem Flugzeug – für alle Passagiere und die gesamte Crew, wie viele auch immer es sein mögen. Und Ihr könnt auch beten, dass alle, die dieses Flugzeug benutzen werden, immer in Sicherheit sein mögen. Es ist sehr gut, so zu beten.“

Furcht vor Schlangen
„Eine Frau hatte seit ihrer Kindheit Angst vor Schlangen. Im Alter von neun Jahren sah sie eine zerschmetterte Schlange im Garten des Hauses ihrer Eltern. Und eine Frau in Deutschland, die hellsichtig war – jedoch keine Buddhistin – erzählte ihr, dass sie in einem früheren Leben Menschenleben zerstört habe.“

Dafür braucht man keine Hellsichtigkeit. Es erklärt sich durch Karma. Wenn jemand in einem früheren Leben durch eine Schlange gestorben ist, geht dies oft über in ein nächstes Leben.
Manche Wesen werden in einer Form geboren, die Anderen Furcht einflösst. Es ist oft so. Oft ist es ein Resultat von Ärger. Jemand hat anderen Wesen etwas angetan, und nun fürchtet er selbst das Resultat.
Ich würde auch wegrennen, wenn ich eine Schlange sehen würde. Das ist normal.
Denkt aber an das Leiden einer Schlange. Sie hat keine Chance. Wenn sie die Wahl hätte, würde sie sicher eine andere Form annehmen. Die Schlange selbst hat auch Furcht. Benutzt die Schlange, um Mitgefühl und liebende Freundlichkeit zu stabilisieren. Wenn Ihr die Wahl hättet, würdet Ihr auch einen anderen Körper wählen; nicht einen Körper, den keiner mag. Schlangen sind sehr ängstlich. Sie verstecken sich und verschwinden, sobald ihnen jemand nahe kommt. Meditiere über Mitgefühl, und Ihr werdet Erleuchtung erlangen. Die Und jetzt wird plötzlich die Schlange so mitfühlend. Nun eröffnet Euch diese Schlange also einen Weg, zur Erleuchtung zu gelangen. Und Ihr seid so glücklich, dass Ihr Erleuchtung erlangen könnt. Dann könnt Ihr alle fühlenden Wesen befreien. Wenn Ihr Mitgefühl und Bodhicitta habt, kann Euch keine Schlange etwas antun.
Als beispielsweise Franz von Asisi einen Wolf traf, legte sich der Wolf auf den Rücken. Franz von Asisi zähmte den Geist des Wolfes durch sein Mitgefühl. Er bat den Wolf, damit aufzuhören, Anderen Leid zuzufügen. Und so tat es der Wolf. Kein Wesen hätte Franz von Asisi Leid zufügen können. Auch die Elemente – wie Wasser und Feuer – können durch einen mitfühlenden Geist kontrolliert werden.“

Mit unnötiger Furcht umgehen

Ihr findet hier eine Liste mit verschiedenen Methoden, mit Furcht umzugehen. Sie sind am nützlichsten, wenn der Geist dabei ruhig und konzentriert ist, und dies gilt sowohl für die Meditation als auch für den Moment im Alltag, in dem Ihr denkt, dass etwas gegen Eure Furcht getan werden sollte. Offensichtlich ist es besonders schwierig, in einer furchtvollen Situation – genau in diesem Moment – einen ruhigen und konzentrierten Geist zu haben – Dann kann wirklich regelmäßige Meditationspraxis hilfreich sein! Eine der besten Methoden, das eigene Verständnis und die eigentliche Praxis von Furchtlosigkeit in die Tat umzusetzen, ist die Anwendung einer analytischen Meditation kombiniert mit den folgenden Methoden:

„Tut das, wovor Ihr Euch am allermeisten fürchtet, und der Tod der Furcht ist sicher.“
Mark Twain

Gegenmittel 1 – Akzeptanz

Wir sollten mit dieser Art von Gedanken meditieren, wissend, dass dieser Gedanke nichts an der Sache, vor der ich mich fürchte, ändern wird. Ich weiß, dass Furcht existiert. Und ich weiß, dass sie mein Leben härter macht, als es sein müsste. Aber das ist etwas, mit dem nicht nur ich zurechtkommen muss. Allen Wesen geht es wie mir. Alle Wesen haben Furcht.

„Die Präsenz von Furcht bedeutet nichts weiter, als dass Furcht präsent ist.
Die Lehrerin des Zen Buddhismus Suzanne Segal

Gegenmittel 2 – Stellt Euch das Schlimmste vor

Aus der StillingWave in einer Diskussionsgruppe:

„Manchmal kommen Ratten in mein Haus, weil ich nahe eines Flusses wohne und meine Hintertür meistens offen lasse. Ich lag häufig wach und stellte mir vor, wo sie wohl gerade herumliefen. Was ich schließlich tat war, mir mit aller Kraft ganz viele Ratten – hunderte von Ratten – in meinem Hause vorzustellen, die kommen und mich beißen könnten, und ich stellte mir vor, wie ich dann aufstehen und ins Krankenhaus fahren würde. Dann stellte ich mir vor, wie man mir im Krankenhaus mitteilen würde, dass mir die Ratten eine schreckliche Krankheit übertragen hätten. Und dann stellte ich mir vor, wie ich sterben würde. Oder ich stellte mir vor, wie sie mir meine Leber würden entfernen müssen. Ich erforschte diese Furcht im Detail, jeden einzelnen Aspekt genau beleuchtend. Die Idee dabeiwar: Alle Furcht muss herauskommen. Wir sollten sie nicht irgendwo im Schatten warten lassen, bis sie irgendwann mit Macht herauskommt. Als ich dies einmal getan hatte, begann ich es immer dann zu tun, wenn auch nur die kleinste Furcht in meinem Geist aufzutauchen drohte. Wenn Ihr eine kleine Erinnerung an die Oberfläche kommen seht, auch, wenn Ihr darauf nicht vorbereitet seid – Nehmt es, und reißt es samt seiner Wurzel aus. Habt es unter Kontrolle, seid derjenige, der ihm erlaubt, an die Oberfläche zu kommen. Schaut es Euch genau an, schaut auf alle Aspekte, die Ihr gefürchtet habt. Ich habe noch immer Dinge, die ich mir noch nicht so genau angesehen habe, Dinge, vor denen ich noch immer Angst habe... Aber ich habe jetzt viel weniger davon, als ich vorher hatte.“

Gegenmittel 3 – Realisation der vierten edlen Wahrheit

Wenn wir erst einmal verstanden haben, dass Furcht, Frustration und Probleme eine vollkommen normale Sache in unserem Leben sind, so kann dies unsere Erwartung verringern, dass ein Leben ohne all dies möglich sein müsste. In anderen Worten: Nichts ist perfekt, wir sollten es also auch nicht erwarten. Wegen meines Glaubens, dass Dinge perfekt sein können, ist es leicht, sich verletzt zu fühlen. Wir sollten realisieren, dass Dinge andere Wege gehen können und werden, und wir sollten negative Aktionen vermeiden, denn sie sind die „karmischen“ Gründe für die Probleme.

Gegenmittel 4 – Karma

Wie bereits erwähnt auf der Seite über Karma, sind unsere Handlungen die wahren Gründe für unsere Probleme. Und diese wiederum werden produziert von den negativen Zuständen unseres Geistes. Wenn etwas schief zu gehen droht, hat es einen interessanten Effekt, wenn wir wagen zu denken, dass dies ein Resultat unserer eigenen Handlungen der Vergangenheit ist. Anstatt also die Zukunft zu fürchten, sollten wir darauf achten, negative Taten zu vermeiden, um Schlimmes zu verhindern.

Gegenmittel 5 – Verändern oder akzeptieren

Wir können uns grundsätzlich in zwei Arten von unangenehmen Situationen befinden. Eine können wir verändern, die Andere können wir nicht verändern. Wenn ich mich in einer Situation befinde, die ich verändern kann, so sollte ich es tun, anstatt wütend oder enttäuscht darüber zu sein, wie sie ist. In einer solchen Situation nicht zu handeln wird Frustration erzeugen. Wenn ich mich in einer Situation befinde, die ich nicht verändern kann, dann sollte ich es akzeptieren. Wenn ich nicht bereit bin, zu akzeptieren, wird dies am Ende zu Frustration und eventuell negativen Handlungen führen. Diese negativen Handlungen könnten die Situation nur schlimmer machen.
Aus irgendwelchen Gründen – die mir selbst nicht klar sind – haben westliche Leute große Schwierigkeiten damit, Situationen, die sie nicht ändern können, anzunehmen, wie sie sind. Könnte dies ein Ergebnis von Ungeduld (eine Form des Ärgers) mit Unvollkommenheit (unrealistische Erwartung) sein?

Gegenmittel 6 – Realistische Analyse

Wovor habt Ihr wirklich Angst? Wenn es darum geht, etwas oder jemanden zu verlieren: Siehe auf die Seite über Anhaftung.
Habt Ihr Angst davor, verletzt zu werden – Ist diese Idee logisch und realistisch? Wenn ja, dann tretet in Aktion, um sie zu vermeiden, wenn nicht, versucht, Kontrolle über Euren unrealistisch denkenden Geist zu erlangen: Dies ist ein sehr unangenehmes Gefühl, und die einzige Art und Weise, dies loszuwerden, ist ihm entgegen zu stehen! Ihr könntet auch auf die Seite über Selbstvertrauen Schauen.
Analytische Meditation kann eine sehr effektive Methode sein, um unrealistische Emotionen zu überwinden. Auch finde ich es sehr interessant, über das Zitat von Ambrose Redmoon nachzusinnen:

„Mut ist die Beurteilung, dass etwas wichtiger ist als die Furcht.“

Gegenmittel 7 – Realisation von Leerheit

Siehe dazu die Seite über Weisheit.
Um es kurz zusammen zu fassen: Wenn jemand wirklich die Leerheit der anderen Person, der Situation und sich selbst realisiert, dann gibt es nichts mehr, vor dem man sich fürchten müsste. Die Realisation von Leerheit ist daher am Wichtigsten, um schließlich loszulassen von den negativen Gefühlen wie beispielsweise der Furcht.

Gegenmittel 8 –Übernehmt Verantwortung für Eure Taten

Furcht ist etwas, dass von unserem eigenen Geist erschaffen wird, deshalb kann auch nur unser Geist etwas daran ändern! Übertriebene Furcht kann ihre Ursache in falschen Entscheidungen oder schlechten Erfahrungen haben. Findet heraus, was Euer Problem ist. Dann mag es sich auflösen. Und gebt zu, dass Ihr unter Eurer Furcht leidet und lasst Euch helfen! Lasst nicht die Furcht davor, Angst zu haben, Euer Leben in ein Unglück verwandeln. Wenn Ihr Angst vor der Therapie habt, die Euch von Eurer Phobie gegen Spinnen heilen wird, dann werdet Ihr für den Rest Eures Lebens unglücklich sein. Denkt an Euer Selbstvertrauen vielleicht..

Nur zum Spaß

Ein Helden zu sein ist etwa das kurzeste Beruf auf Erden.
Will Rogers

Leute die sich dauernd mit Ihre gesundheit beschäftigen, werden sich schon an einem Tag ziemlich blod vorkommen; in einem Krankenhaus liegend und ohne grund sterben.
Redd Foxx

Es gibt nur eine Sache schlimmer als Langeweile: das is der Furcht für Langeweile.
Unbekannt

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Letzter Änderung: February 6, 2011