|
|
Einführung
in Emotionen
„Wenn Trugbilder in unserem
Geist auftauchen, fühlen wir uns verstört,
verwirrt und unglücklich.
Deshalb werden diese Stadien unseres Geistes „Trugbilder",
"Täuschungen“
oder „verwirrende Emotionen“ genannt.“
s.H. der Dalai Lama Der Skandha „Gefühl“
„Mönche, es gibt fühlende Wesen,
die unter körperlichen Krankheiten nicht für ein Jahr,
für zwei Jahre, für drei Jahre... leiden. Aber es ist
schwer, in dieser Welt Wesen zu finden, die auch nur einen einzigen
Moment frei sind von mentaler Krankheit in ihrem Geist. Rettet
nur jene, die Trugbilder und Verwirrungen zerstört haben.“
The Buddha [Anguttara Nikaya (A.II:143); Samyutta Nikaya (S.III.:2)]
Wie auch schon auf der Seite über Wiedergeburt
erläutert, beschreibt die buddhistische Psychologie vier Skandhas:
Gefühl, Wahrnehmung, Sinnen (die fünf Sinne und der Geist)
und die anderen Aspekte zusammengefasst als die 'zusammengesetzten
Faktoren'.
Der Skandha „Gefühl“ ist definiert
als ein „immer anwesender Faktor des Geistes, der die Erfahrungen
in drei Kategorien einteilt: angenehm, unangenehm und neutral".
Wenn wir einer Erfahrung das Etikett „angenehm“ zuschreiben,
entwickeln wir Anhaftung gegenüber diesem Objekt.
Wenn ein Objekt mit dem Etikett „unangenehm“ versehen
wird, entwickeln wir Ablehnung, Ärger oder Hass.
Wenn ein Objekt mit dem Etikett „neutral“ versehen wird,
kümmern wir uns nicht um jenes Objekt, es ist uns gleichgültig
oder wir ignorieren es.
Der Prozess der Etikettierung braucht für
gewöhnlich nur eine ganz kurze Zeit. Wenn wir das Etikett vergeben
haben, lassen wir auf dieser Grundlage eine Meinung und ein Bild
in unserem Geist entstehen. In diesem Zustand wird der Keim für
Vorurteile gesäht. Wenn wir ersteinmal die Meinung über
ein Objekt haben, dass es angenehm oder unangenehm ist, brauchen
wir häufig eine große Anzahl von Offensichtlichkeiten,
bevor wir unsere Meinung noch einmal ändern – falls wir
überhaupt noch einmal bereit sind, diese Meinung zu revidieren.
Wenn wir ein Objekt ersteinmal mit dem Etikett
„unangenehm“ oder „schlecht“ versehen haben,
scheint es uns, als wäre das Objekt aus sich selbst heraus
– von sich aus – schlecht, so als sei Schlechtigkeit
eine ihm innewohnende Qualität. So könnten wir beispielsweise
eine Person als „schlecht“ etikettieren; aber die Freunde
dieser Person würden uns sicher nicht zustimmen. Deshalb müssen
wir begreifen, dass „gut“ und „schlecht“
lediglich unsere eigenen Meinungen sind. Und dass diese Meinung
häufig an nicht mehr gebunden ist als an einen einzigen Eindruck
und eine beinahe automatisch stattfindende Etikettierung. Menschen
und Objekte verändern sich schneller als unsere Etikette, jeder
urteilt über jeden. Etikettieren ist eine ganz typische Art,
wie wir uns unsere Umwelt in Kategorien wie „gut“ oder
„schlecht“ einteilen. Das Problem ist, dass wir die
Welt nur noch durch diese Kategorien wahrnehmen, sie jedoch nicht
sehen, wie sie wirklich ist.
Ein gutes Beispiel, das in diesem Zusammenhang
zum Nachdenken anregen kann, sind Medikamente: Die meisten Medikamente
sind in hohen Dosierungen giftig für uns, können jedoch
in kleineren Dosierungen heilende Wirkung haben. Jedes fühlende
Wesen benötigt Salz zum Leben, doch wenn man ein halbes Kilo
davon isst, wird kein Arzt den schnellen Tod verhindern können.
„Um zu verstehen, wie Trugbilder überhaupt
entstehen, übe dich darin, deinen Geist zu verstehen.
Beginne damit, ihn einfach entspannen zu lassen. Ohne an die Vergangenheit
oder die Zukunft zu denken, ohne Hoffnung und Furcht vor Diesem
oder Jenem zu empfinden, lass den Geist sich einfach entspannen,
offen und natürlich. In diesem Raum des Geistes gibt es kein
Problem, kein Leiden. Dann plötzlich lenkt etwas deine Aufmerksamkeit
auf sich--- ein Geräusch, ein Geruch oder ein Bild. Dein
Geist teilt sich in ein Innen und ein Außen, das Selbst
und das Andere, Subjekt und Objekt. In dem du nun einfach das
Objekt wahrnimmst, entsteht noch kein Problem. Aber wenn du dich
näher damit befasst, bemerkst du, dass es klein ist oder
groß, schwarz oder weiß, eckig oder rund; und dann
machst du eine Bewertung---zum Beispiel, ob es „hübsch“
ist oder „ekelhaft“. Wenn du diese Bewertung –
diese Etikettierung – gemacht hast, reagierst du auf das
Objekt im Rahmen deines vorher gefällten Urteils. Du entscheidest,
dass du es magst oder nicht magst, und du reagierst entsprechend.
Dort beginnt dann das Problem, denn „Ich mag es“ führt
automatisch zu „Ich will es haben“. Wir wollen besitzen,
was wir als begehrenswert wahrnehmen. In gleicher Weise führt
„Ich mag es nicht“ zu „Ich will es nicht“.
Wenn wir etwas mögen, wollen wir es haben, und wenn wir es
nicht haben können, dann leiden wir. Unser Leiden scheint
von dem Objekt selbst verursacht zu sein, aber so ist es nicht---Dass
wir dies so wahrnehmen geschieht bloß deshalb, weil der
Geist sich teilt in eine „Subjekt“-„Objekt“-Dualität
und sich dadurch verwickelt in „Haben-wollen“ und
„Nicht-haben-wollen“. Wir denken häufig, dass
die einzige Möglichkeit für uns glücklich zu werden
darin besteht, dass wir unsere Lebensumstände so gut wie
möglich kontrollieren können. Wir versuchen, alles zu
bekommen, was wir wollen, und uns von allem zu entledigen, was
wir nicht wollen. Aber das wirkliche Problem liegt nicht in den
Umständen an sich, sondern in unserer Art, auf die Umstände
zu reagieren. Was wir verändern müssen ist unser Geist
und seine Art, auf die Welt zu reagieren.“
From Chagdud Rinpoche's 'Gates to Buddhist Practice'
Einige Worte über Gewohnheiten
Zu den oben beschriebenen Problemen der Etiketierung
kommt der Aspekt der Gewohnheit als Verstärker unserer Meinungen
und Urteile hinzu. An sich gesehen ist Gewohnheit nichts Negatives;
im Gegenteil: Gewohnheit kann etwas sehr Positives sein. Das tibetische
Wort für „Meditation“ ist „Gewohnheit“.
Aber im Zusammenhang mit problematischen Gefühlen kann Gewohnheit
Probleme ungeahnten Ausmaßes produzieren. Schauen wir uns
nur einmal die Resultate des Rassenhasses und der religiösen
Diskriminierung an, werden wir feststellen, wie Meinungen und Urteile
Chaos und Verwirrung entstehen lassen können, einfach nur deshalb,
weil sie Gewohnheit geworden sind. Wenn ersteinmal etwas zur Gewohnheit
geworden ist, hinterfragen wir es nicht mehr, und es ist sehr schwer,
es noch einmal zu verändern.
Eine Geschichte des Buddha zur Veranschaulichung von Gewohnheit
und der daraus resultierenden Kleingeistigkeit:
„Ein junger Witwer, der seinen 5jährigen
Sohn sehr liebte, befand sich auf einer Geschäftsreise, als
Diebe kamen und das gesamte Dorf niederbrannten. Sie nahmen seinen
Sohn mit. Als der Mann nach Hause zurück kehrte, sah er die
Ruinen seines Dorfes und geriet in Panick. Er hielt die Leiche
eines verbrannten Kindes für den Körper seines Sohnes
und weinte unkontrollierbar. Er organisierte eineFeuerbestattung
und sammelte die Asche in einer wunderschönen Tasche die
er immer bei sich trug.
Nur kurze Zeit später floh sein richtiger Sohn aus der Gefangenschaft
bei den Dieben und lief nach Hause. Er erreichte das neu errichtete
Haus des Vaters kurz nach Mitternacht und klopfte an die Tür.
Der Vater fragte: „Wer ist da?“ Der Sohn antwortete:
„Ich bin es, Vater, öffne mir die Tür.“
Aber in seiner Verwirrung und Trauer in der tiefen Überzeugung,
dass sein Sohn tod sei, hielt der Vater den Jungen für jemanden,
der sich über ihn lustig machen wollte. Er schrie: „Geh
weg!“ und fuhr mit dem Weinen fort. Nach einiger Zeit ging
das Kind. Vater und Sohn haben sich nie wieder gesehen.“
Nach dieser Geschichte sagte der Buddha: „Der Vater hielt
den Tod seines Sohnes so sehr für die Wahrheit, dass er selbst
dann nicht, als sein Sohn (die Wahrheit) vor seiner Tür stand
und klopfte, sie nicht öffnete.“
Oder, um es mit den Worten des Dalai Lama auszudrücken:
„Wir alle wissen, dass an Tagen, wo wir
guter Laune sind, wenn die ganze Welt auf uns zu lächeln
scheint, wir schlechte Nachrichten besser ertragen können
als an Tagen, an denen wir bereits verärgert, frustriert
oder traurig sind. An solchen Tagen reicht eine Kleinigkeit aus,
um uns emotional explodieren zu lassen. Wenn wir es uns zur Gewohnheit
machen, uns von diesen negativen Gefühlen regieren zu lassen,
werden wir unseren Apetit verlieren, schlecht schlafen, vielleicht
sogar krank werden und einige Jahre unseres Lebens dadurch verlieren.
Deshalb ist geistige Ruhe wirklich wichtig.“
Aus: Beyond Dogma - The Challenge of the Modern World
Die drei Gifte
Die drei wichtigsten negativen Einstellungen oder
trugbildnerischen Emotionen werden „Die drei Gifte“
genannt. Diese sind: Ärger, Anhaftung und Unwissenheit.
Alle aufkommenden negatieven Emotionen unterliegen
einer oder mehrerer dieser Drei.
Unwissenheit meint hier hauptsächlich die buddhistische Sichtweise
des Fehlens von Weisheit oder Einsicht in die Dinge, wie sie wirklich
sind.
„Marktleute kommen vom Westen und vom Süden,
um sich im Handelszentrum zu versammeln.
Aber nach dem drei Tage vergangen sind,
geht jeder Einzelne seines Weges.
Und haben sich nur für einen Augenblick getroffen,
sie sollten Kämpfe und Verwirrung vermeiden.
Die durch Karmas aus früheren Leben entstehen,
Liebe und Hass sind stark und direkt,
aber bald gehen wir alle unsere individuellen Wege,
und jeder wird wiedergeboren.
Gebt jetzt zwischenmenschliche Wahrnehmungen auf,
die aufgrund Eures Anhaftens und eurer Ablehnung entstanden sind.“
Der 7. Dalai Lama, aus: „Songs of spiritual change“
Wie man negative Emotionen transformieren kann
Von Jeniffer Edwards:
“Warum hörst du auf die Kugeln, die auf dich geschossen
werden?
Verletzungen, Wunden...
Die Zeit wird es heilen, du wirst es sehen.
Warum hälst du diese Dinge so fest?
Definieren sie dich?
Befreien dich diese Dinge?
Warum infizierst du dich mit den Giften des Geistes:
Ängstlichkeit,
Begehrlichkeit,
Ärger,
Verzweiflung,
Warum lässt du sie nicht gehen?
Befreie sie.
Akzeptiere, was du hast
Und deine Antworten.
Akzeptiere, was ist, anstatt „das, was sein sollte“,
denn das definiert „dich.“
Was dich befreien wird
Was, wenn du niemals eine Bedeutung findest
Was, wenn im Nicht-Anhaften,
du Ruhe finden wirst
Stille
Ehrlichkeit
Gesund
Frieden"
Laut der tibetischen Tradition ist die beste Möglichkeit,
sich der negativen Emotionen zu entledigen, die Methode der analytischen
Meditation. Die Begründung dafür ist, dass die negativen
Emotionen Trugbilder sind, Missverständnisse der Realität.
Wenn wir den Prozess ihres Entstehens analysieren, können wir
sehen, wo das wirkliche Problem liegt. Analytische Meditation scheint
eine sehr gute Möglichkeit zu sein, weil man in dieser Meditation
emotionale Aufgeregtheit vermeidet, und weil die ruhige Beobachtung
der Arbeit unseres Geistes uns die Antworten meist sehr einfach
gibt.
Nur dadurch, dass man ruhig und still ist, versteht
man, was hinter diesen zerstörenden Emotionen liegt und wo
der Fehler liegt. Im Buddhismus liegt der letztendliche Fehler niemals
in der äußeren Welt, weil alle positiven und negativen
Erfahrungen das Resultat unseres Karmas sind. Nur der Fehler, uns
positiver verhalten zu wollen, verursacht Probleme.
Das, wovon wir uns am ehesten befreien sollten,
ist Gewohnheit. Auch, wenn wir vielleicht im Nachhinein realisieren,
dass es nicht notwendig und gerecht war, ärgerlich auf jemanden
zu werden, ist es besser, bereits vorher zu bemerken, dass Ärger
aufkommt, und uns davon zu befreien.
Es muss angemerkt werden, dass das letztendliche
Gegenmittel gegen negative Emotionen die Weisheit der Leerheit ist.
Weil alle Unterscheidungen von „Selbst“ und „Anderen“
mit dieser Realisation (von der Weisheit der Leerheit) vergehen,
wenn all diese Unterscheidungen vergehen, dann werden Dinge wie
„gut“ und „schlecht“ bedeutungslos. Wegen
der Art und Weise, in der unser Geist ständig arbeitet, ist
es schwierig, diese Weisheit durchscheinen zu sehen. Analytische
Meditation ist ein sehr guter Anfang.
„Dies ist die ursprüngliche Entdeckung
der buddhistischen Psychologie. Du musst dich nicht dem Leiden
unterwerfen und verschreiben, nicht immer gewahr zu sein über
das, was los ist, hilflos nicht nur vor der Gesellschaft und des
Raumes und der Zeit und Anderem, aber noch wichtiger vor dem,
was in uns passiert, Impulsen undWünschen. Du musst nicht
aufgeben, und kannst es dir ruhig erlauben, hier und da von Leidenschaft
und Ärger bewegt zu werden. Du kannst dir sehr wohl bewusst
über das werden, worüber du dir vorher nicht bewusst
gewesen bist. Du kannst deine Triebe verstehen, spüren, woher
sie kommen den Ursprung blockieren die freiwerdende Energie für
deinen eigenen Nutzen verwenden. Du kannst dich von allen Zwängen
befreien und die darunter liegenden Energien für dich verwenden.
Du kannst diese Energien für dein Leben, für deine Fröhlichkeit
und das Glück all jener, die du liebst, verwenden.“
Robert Thurman aus: "Anger"
„Wir können die Kunst des Transformierens
von Ärger und Depression in unterscheidende Wahrnehmung,
Liebe und Verständnis erlernen.
Dies ist die Arbeit der Meditation.“
Thich Nhat Hanh, aus: "Touching Peace"
Anstatt die analytische Meditation zu erlernen,
kann man auch die Wahrnehmung der negativen/problematischen Emotionen
selbst üben. Dies ist eine Form von Vipashyana, bei der man
sich nur auf die Wahrnehmung der Gefühle konzentriert. Die
grundlegende Anweisung ist einfach: Beobachte "einfach",
aber es wirklich zu tun, ist ziemlich schwierig. Wir müssen
dabei die ganze Zeit in Kontakt mit der Emotion bleiben und nicht
in Endlos-Konversationen mit uns verfallen. Diese Art der Meditation
ist ein wichtiger Teil der Theravada Tradtition, mit der ich aber
nur sehr wenig Erfahrung habe und deshalb hier nicht näher
darauf eingehen kann. Nur zum
Spaß
Hast du das schon mal bemerkt? Jeder, der langsamer
geht als du ist ein Idiot, und jeder der schneller geht ist ein
Irrer.
George Carlen
Nächste Woche darf es keine Krise geben. Mein Stundenplan
ist bereits ausgefüllt.
Henry Kissinger
Letzter
Änderung:
March 5, 2009
|