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Der
Geist
„Religion bedeutet nicht nur Gelübde,
Tempel, Klöster oder andere äußere Zeichen. Diese
äußeren Faktoren sind, genau wie das Zuhören und
darüber nachdenken, untergeordnete Faktoren, um den Geist zu
zähmen.
Wenn der Geist die Praxis wird, dann ist man ein Praktizierender
seiner Religion.
Und wenn der Geist nicht die Praxis wird, dann ist man es nicht.“
S.H. der Dalai Lama in „Deity Yoga” Einführung
Die Basis für buddhistische Philosophie und buddhistische
Praxis ist das genaue Verständnis unseres Geistes; wie der
erste Vers im Dhammapada sagt:
“Alle Dinge werden vom Geist vorhergesehen, vom Geist geführt,
vom Geist erschaffen.“
Auch im Abidharma wird die Welt als von unserem Geist gemacht (aus
unserem Geist entstanden) betrachtet.
Der Geist ist im Buddhismus definiert als ein nicht-physisches
Phänomen. Dieses Phänomen nimmt Dinge wahr, bemerkt sie,
erfährt die Umgebung und reagiert auf die Umgebung. Der Geist
hat dabei zwei Hauptaspekte: Klarheit und Wissen; dies bedeutet,
dass der Geist klar und formlos ist und Objekten erlaubt, in ihm
zu entstehen. Der Geist ist wissend, ein Gewahrsein und ein Bewusstsein,
das mit Objekten in Verbindung treten kann.
„Was ist der Geist? Der Geist ist ein nicht-körperliches,
nicht-substanzielles Phänomen, er hat keine Form und keine
Farbe; aber er reflektiert die Objekte, wie ein Spiegel es tut.“
Lama Zopa Rinpoche
Es wird erklärt, dass der Geist aus zwei Aspekten
besteht: dem konzeptuellen und dem nicht-konzeptuellen Teil. Der
konzeptuelle Teil des Geistes lässt uns das alltägliche
Leben bewältigen, weiß jedoch nichts über die wirkliche
Realität. Der nicht-konzeptuelle Teil des Geistes wird auch
Buddha Natur genannt (Tib.: rigpa ), fundamental reine Natur des
Geistes, die die Leerheit realisiert. (Siehe die Seite über
Weisheit).
Um zu studieren und uns zu üben benutzen wir den konzeptuellen
Geist, und erst danach kann der nicht-konzeptuelle Geist –
die Buddha Natur – wirklich hervortreten.
In der buddhistischen Psychologie wird den sogenannten
„Trugbildern“ eine sehr große Bedeutung gegeben.
Wir müssen diese „Trugbilder“ verkleinern und sie
letztendlich ganz aufgeben, wenn wir auf dem spirituellen Weg voranschreiten
wollen.
Ein über 1800 Jahre alter Einzeiler von Nagarjuna:
„Ohne die Disziplin des Überwachens des Geistes wäre
jede andere Disziplin sinnlos.“
Ayya Khema:
„“In Pali sind „Herz“
und „Geist“ dasselbe Wort, nämlich „Citta“.
Aber im Deutschen haben wir zwei Worte. Wenn wir über den
Geist sprechen, dann meinen wir im Allgemeinen unser Denken und
intellektuelle Prozesse, wir meinen ein Verstehen, ein Wissen
und wir sprechen auch von unserer Fähigkeit, uns zu erinnern
und von all dem Gebrauch zu machen. Wenn wir hingegen von Herz
sprechen, so meinen wir Gefühle, Emotionen und unsere Fähigkeit,
aus unserem tiefsten Sein heraus zu reagieren. Auch wenn wir vielleicht
der Meinung sind, dass wir unser Leben hauptsächlich auf
der Grundlage von Denkprozessen leben, so ist dies nicht der Fall.
Wenn wir dies nämlich näher untersuchen, werden wir
herausfinden, dass wir unser Leben hauptsächlich auf der
Grundlage unserer Gefühle leben und dass unsere Gefühle
auch unsere Denkprozesse steuern. Der emotionale Aspekt in unserem
Leben ist von solch einer großen Bedeutung, dass seine Reinigung
die Grundlage für ein harmonisches und friedliches Leben
und gute Meditation bietet.“
Für Mehr Informationen, wie man mit den verwirrende emotionen
umgeht, siehe die Seiten über Problematische
Emotionen. Die Skandhas
Eine „Person“ kann beschrieben werden
als eine Anzahl von Phänomenen, die in einer einzigen Einheit
miteinander funktionieren. Im Westen beziehen wir uns dabei im Wesentlichen
auf Körper, Geist und manchmal die Seele. Nach der buddhistischen
Denkweise sind es die fünf Skandhas, mit deren Hilfe eine „Person“
definiert wird. Die fünf Skandhas sind:
1. Form
2. Gefühl
3. Wahrnehmung
4. Gestaltende Wahrnehmung/begriffliche Wahrnehmung
5. Bewusstsein
Zunächst einmal ist es interessant zu erkennen,
dass vier der fünf Skandhas den Geist betreffen. Sie haben
überhaupt nichts zu tun mit der Herangehensweise an die Definition
einer „Person“, die in der westlichen Psychologieüblich
ist. Des Weiteren werden diese Unterscheidungen und Überlegungen
in der buddhistischen Psychologie vom Standpunkt der Frage aus betrachtet,
wie wir Befreiung erlangen können; es geht dabei sicherlich
nicht darum herauszufinden, wie das Gehirn funktioniert. Im Buddhismus
wird das Gehirn lediglich als ein Teil des Körpers angesehen,
wo einige der Anweisungen des Geistes zu den anderen Teilen des
Körpers geleitet werden, jedoch ist es nicht der Ort, an dem
die Gedanken entstehen; Gedanken entstehen in dem nicht-körperlichen
Geist.
„Aus Kontakt entsteht Gefühl.
Aus dem Gefühl entsteht eine Reaktion.
Das ist es, was uns im Zyklus von Geburt und Tod gefangen hält.
Unsere Reaktionen auf unsere Gefühle sind unser Weg zur Wiedergeburt.“
Ayya Khema
Und um ein kleines Beispiel zur Veranschaulichung
zu bringen: Etwas berührt unsere Hand. Dies ist körperlicher
Kontakt, und – wie wir von westlichen Forschungen wissen –
geben unsere Nervenzellen den von der Haut empfangenen Impuls weiter.
Diese Energie wird dann von unserem Bewusstsein aufgenommen. Als
Nächstes bewertet unser Gefühl diese Wahrnehmung: Sie
ist angenehm, unangenehm oder neutral. Gleichzeitig versucht unsere
Wahrnehmung herauszufinden, was unsere Hand berührt hat: ist
es heiß oder kalt, gehört es vielleicht sogar zu anderen
Wahrnehmungen... Vielleicht sehe ich einen Tisch neben meiner Hand
und schließe daraus, dass meine Hand in Kontakt mit dem Tisch
gekommen sein muss. Basierend auf der Wahrnehmung und unserem Gefühl
dazu produziert unser Geist weitere Komponenten; beispielsweise,
der Impuls, die Hand wegzuziehen, wenn die Wahrnehmung unangenehm
war. Der Geist als unsere „Software“
Um zu veranschaulichen, wie unser Geist in Zusammenhang
mit unserem Körper steht, sollten wir Körper und Geist
mit einem Computer vergleichen. Der Körper ist unsere Hardware,
der Geist unsere Software. Wie bereits oben erwähnt, wird der
Geist definiert als nicht-körperliches Phänomen; wahrnehmend,
denkend, bemerkend und die Umwelt erlebend und auf sie reagierend.
Obwohl Software auf einem Computer registriert werden muss, so enthält
das Programm an sich schon sehr viele wichtige Eigenschaften. Ohne
die Software (den Geist) ist die Hardware (der Körper) nutzlos.
Die Hardware (der Körper) ist natürlich sehr wichtig in
Bezug darauf, was der Computer alles kann; wie schnell er ist, welche
Programme darauf laufen und wie der Computer mit der Welt interagieren
kann.
Wie gut jedoch die Hardware auch immer sein mag, sie kann letztendlich
nur umsetzen, was das Programm/die Software weiß. Die Hardware
kann kaputt gehen, aber die Software kann trotzdem weiter verwendet
und auf einen neuen Computer aufgespielt werden. Dies ist nicht
unähnlich der Wiedergeburt! Die Software benutzt die „Sinne“
der Hardware, um „Input“ zu erhalten; so wie auch der
Geist die Sinne dazu benötigt, die Welt zu erleben. Dies führt
zu einer sehr wichtigen Beobachtung: Es ist leicht zu bemerken,
dass ein Computer nicht „Objektiv“ mit der Welt umgeht.
Es hängt davon ab, welche Videokamera, welches Mikrophon und
welches Modem man an den Computer anschließt, daran wird sich
der „Input“ orientieren. Genauso wenig können unsere
körperlichen Sinne objektiv sein: die Ohren der Menschen sind
verschieden, die Augen der Menschen sind verschieden, etc. Wie könnte
da jemand behaupten, ein objektiver Beobachter zu sein?
Darüber und darunter liegt die Software; je fortgeschrittener
entwickelt die Software ist, desto intelligenter werden wir mit
der Welt umgehen und feststellen können, was das Richtige zu
tun ist. So fortgeschritten und entwickelt unser Geist ist, desto
weiser und intelligenter werden wir sein. Wir werden nicht mit starken
körperlichen Probleme konfrontiert.
So wie die Software bestimmt, was die Hardware tut, so ist der Geist
der Meister des Körpers – innerhalb der natürlichen
Grenzen des Körpers. Der Buddha machte jedoch ganz deutlich,
dass der menschliche Körper die beste „Hardware“
ist! Es gibt Grenzen der Entwicklung der Hardware; so werden beispielsweise
die Speichermöglichkeiten für elektronisch verfügbare
Informationen auf Chips immer größer, aber es gibt körperliche
Grenzen, die die Entwickler mit einberechnen müssen. Mit der
Software scheinen die Grenzen viel weniger klar zu sein. Niemand
kann sagen, wo die Entwicklung von Computern enden wird. Der Buddhismus
lehrt uns, dass es keine klar definierten Grenzen für die Entwicklung
unseres Geistes gibt. Allwissenheit ist möglich. In diesem
Stadium lösen sich alle unsere üblichen Ideen und Konzepte
auf; sie sind nicht länger begrenzt und nicht-objektiv.
Der Buddhismus ermutigt uns, den Geist in ein anderer Zustand zu
transferieren, den es uns ermöglicht, über Grenzen, Leiden
und unsere üblichen Probleme hinaus zu gehen. Die Methode,
mit der wir unseren Geist entwickeln können, ist ein Zusammenspiel
von Studium und Meditation. Zunächst einmal müssen wir
verstehen, wie unser Geist wirklich funktioniert, um dann das „Neuprogrammieren“
in der Meditation durchführen zu können. Deshalb sind
das Verständniss von buddhistischen Psychologie und der Praxis
der Meditation so wichtig. Klarer, lichter Geist
Im tibetischen Buddhismus wird sehr häufig
der klare, lichte Geist erwähnt. (Siehe dazu auch Tod
und Wiedergeburt),
Über den wir uns normalerweise nicht klar werden. Dieser Zustand
erscheint nur dem sehr fortgeschrittenen Meditierenden im Prozess
des Todes, aber nur die wirklich fortgeschrittenen Meditierenden
werden in der Lage sein, dies wahrzunehmen. Es ist ein nicht-konzeptueller,
letztendlicher Zustand des Geistes.
Aus einer Vortragsreihe, die s.H. der Dalai Lama in der Zeit vom
11-14 Oktober 1991 in New York City gegeben hat:
Frage: „Wenn Menschen von klarem, lichten
Geist hören, der im Moment des Todes erscheint, möchten
sie wissen, weshalb er „klares Licht“ genannt wird.
Was hat dies also mit Licht zu tun, wie wir es normalerweise kennen?“
Antwort: Ich denke nicht, dass wir das wörtlich
nehmen sollten. Es ist eher metaphorisch gemeint. Vielleicht liegt
der Grund für diese Bezeichnung in unserem mentalen Willen.
Es wird gesagt, dass alle mentalen Ereignisse und alles, was im
Geist geschieht, eine Natur von Klarheit und Lichtkraft(Leuchtkraft
hat. Deshalb wird der Begriff des Lichts gebraucht. Klares Licht
ist das subtilste Stadium des Geistes, welches gesehen werden
kann als die Grundlage oder Quelle, aus der heraus Buddhaschaft
und Buddhas Weisheit kommt; deshalb wird dieser Geist klares Licht
genannt. Dieses Stadium erreicht man nur durch lange Sequenzen
von Meditation, während denen der Geist von den Arten der
Verdunkelungen befreit wird. Die Verdunkelungen werden –
ebenfalls metaphorisch – beschrieben als Sonnen-gleich,
Mond-gleich, Dunkelheit und „klares Licht“light; zusammengenommen
werden sie als die vier Stadien bezeichnet. Im letzten Stadium
ist der Geist von allen Verdunkelungen befreit. Man kann den klaren,
lichten Geist jedoch auch als Natur unseres Geistes bezeichnen.
Geist oder Bewusstsein ist ein Phänomen, das von Natur aus
keinerlei Verdunkelungen enthält.“
Eine Belehrung von Ajahn Chah (Pra Bhodinyana Thera):
“Über diesen Geist... Im Grunde genommen
ist gar nichts falsch mit ihm. Er ist vollkommen rein. In sich
selbst ist er friedvoll. Der Geist ist einfach ein Aspekt der
Natur. Er wird friedvoll oder aufgeregt, weil es bestimmte Launen
ihm abverlangen. Der ungeübte Geist ist dumm. Sinneseindrücke
kommen und bewegen ihn in einen fröhlichen Zustand, in einen
leidenden Zustand, Freude und Trauer, aber die wahre Natur des
Geistes ist nichts von alle dem. Die Fröhlichkeit oder Traurigkeit
ist nicht der Geist, sondern nur eine Laune, die uns täuschen
möchte. Der ungeübte Geist folgt diesen Launen. Dann
denken wir, dass wir es sind, die fröhlich, traurig oder
entspannt werden. Aber in Wirklichkeit ist unser Geist unbewegt
und friedvoll... Wirklich friedvoll!!! Wie ein Blatt, das still
ist, so lange nicht der Wind kommt und es bewegt. Wenn ein Wind
aufkommt, bewegt sich das Blatt. Die Bewegung hängt also
vom Wind ab--- genauso folgt der Geist den Sinneseindrücken.
Wenn wir wirklich unsere Sinneseindrücke als Solche begreifen,
gibt es keinen Grund mehr, ihnen zu folgen. Unsere Praxis ist
daher einfach, den ursprünglichen Geist zu sehen. Deshalb
müssen wir den Geist trainieren, diese Sinneseindrücke
zu erkennen, ohne sich in ihnen zu verlieren. Das ist der Sinn
all unserer Meditationspraxis, die wir tun.“
51 mentale Faktoren
In dem Abhidharmakosha von Vasubandu werden verschiedene
mentale Faktoren beschrieben. Diese Liste hat nicht den Anspruch
auf Vollständigkeit, aber möchte die wichtigsten mentalen
Stadien bezogen auf Meditationspraxis beschreiben.
Die all-gegenwärrtigen Faktoren
1. Form
2. Gefühl
3. Wahrnehmung
4. Gestaltende Wahrnehmung/begriffliche Wahrnehmung
5. Bewusstsein
Die fünf Objekt-feststellenden Faktoren
6. Anstreben
7. Wertschätzung
8. Vergegenwärtigung
9. Konzentration
10. Weisheit
Die elf heilsamen Faktoren
11. Vertrauen
12. Selbstachtung
13. Rücksichtnahme
14. Begierdelosigkeit
15. Hasslosigkeit
16. Verblendungslosigkeit
17. Tatkraft
18. Beweglichkeit
19. Achtsamkeit
20. Gleichmut
21. Gewaltlosigkeit
Die sechs Wurzelleidenschaften
22. Begierde
23. Wut
24. Stolz
25. Unwissenheit
26. Zweifel
27. Leidenschaftsverbundene Ansicht
Die zwanzig Nebenleidenschaften
28. Zorn
29. Unversöhnlichkeit
30. Verheelen
31. Starrsinn
32. Neid
33. Geiz
34. Heuchelei
35. Falschheit
36. Eingebildetheit
37. Böswilligkeit
38. Mangelnde Selbstachtung
39. Mangelnde Rücksicht
40. Dumpfheit
41. Erregung
42. Unglaube
43. Trägheit
44. Achtlosigkeit
45. Vergesslichkeit
46. Mangelnde Selbstprüfung
47. Ablenkung
Die vier wandelbaren Faktoren
48. Schlaf
49. Reue
50. Prüfung
51. Untersuchung
Nur zum
Spaß
Bewustsein ist die ärgerliche Zeit zwischen.zwei Nickerchen.
Unbekannt
Wem wirst Du glauben, mich oder deinen eigenen Augen?
Groucho Marx
Unser wissen kann nur begrenzt sein, während unser Unwissenheit
unendlich sein muss.
Sir Karl Raymund Popper
Letzter
Änderung:
March 29, 2008
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