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Tod
und Wiedergeburt
„Gesundheit ist lediglich
die langsamste Form, zum Tod zu gelangen.“
(Unbekannte Quelle) Einführung
Weshalb eine Seite über Tod und Wiedergeburt?
Nun, wie können wir jemals das Leben verstehen, wenn wir uns
nicht mit dem Tod beschäftigen? Buddhisten empfinden keine
großen Gefühle, wenn es um den Tod geht, doch, wie der
tibetische Meister Drakpa Gyaltsen sagte:
„Menschen bereiten sich ihr ganzes Leben auf die Zukunft
vor und erreichen das nächste Leben doch völlig unvorbereitet.“
Und es gibt einen sehr guten Grund, sich auf den Tod vorzubereiten.
S.H. der XIV Dalai Lama erklärt dazu:
„Von einem buddhistischen Standpunkt aus
betrachtet ist die Erfahrung des Todes sehr wichtig. Auch wenn
das Wo und Wie unserer Wiedergeburt normalerweise von unserem
Karma abhängt, so kann doch der Zustand unseres Geistes im
Moment des Todes unser nächstes Leben stark beeinflussen.
Trotz der großen Vielfalt an Karma, das wir bis zu dem Moment
unseres Todes bereits angesammelt haben, mögen wir ein tugendhaftes
Karma allein dadurch verstärken, dass wir in unserem Leben
große Anstrengungen unternommen haben, einen tugendhaften
Geist zu entwickeln. Das kann eine glückliche Wiedergeburt
schaffen.“
Ein indisches Gedicht
Dieser Tag ist ein besonderer Tag; es ist dein Tag.
Gestern ist bereits Vergangenheit; dieser Tag kann nicht mehr
mit Bedeutung gefüllt werden.
Über morgen ist nichts bekannt.
Aber dieser Tag, heute, ist dein Tag. Nutze ihn.
Heute kannst du jemanden glücklich machen.
Heute kannst du jemandem helfen.
Dieser Tag ist ein besonderer Tag; es ist dein Tag.
Körper und Geist
Im Buddhismus spricht man von Körper und Geist
immer in Zusammenhang mit den fünf Skandhas. Der erste Skandha
ist Form, der sich auf den physischen Aspekt oder Körper eines
menschlichen Wesens bezieht, während die folgenden vier Skandhas
sich auf den Geist beziehen.
Alle fünf sind:
1. Form – der Körper
2. Gefühl oder auch Wahrnehmung – bezogen auf die mentale
Unterscheidung von Wahrnehmungen
3. Wahrnehmung, Bemerken, oder unterscheidende Wahrnehmung in
allen erdenklichen Arten
4. Bewusstsein – bezogen auf die fünf Sinnesbewusstseine
5. alle übrigen mentalen Faktoren
In den tantrischen Belehrungen Tibets wird wie folgt unterschieden:
Grober Körper: unser „normaler“
physischer Körper bestehend aus Muskeln, Fett, Knochen, etc.
Grober Geist: unsere „normale“ Beobachtung
der Gedanken und des Gedankenflusses und unserer Gefühle.
Subtiler Körper: die Energie in unserem Körper
und ihr Fluss in unseren Energiekanälen; dies kann verglichen
werden mit der Beschreibung in der chinesischen Akupunktur-Lehre
oder des indischen Yoga.
Subtiler Geist: der subtile Geist, den wir normalerweise
nicht wahrnehmen; er wird uns nur während tiefer Meditation
bewusst.
Dies ist nicht wirklich mit dem westlichen Konzept des Unbewussten
vereinbar, obschon sich bestimmte Aspekte gleichen.
Subtilste Form von Körper und Geist: Hierbei
handelt es sich um den essenziellsten Teil eines jeden menschlichen
Wesens. Dieser Aspekt unseres Selbst ist sehr schwer zu beobachten
und wahrzunehmen; Körper und Geist sind auf dieser Ebene untrennbar
miteinander verwoben. Sie könnten als „mentale Energie“
bezeichnet werden.
Die oben beschriebenen Stadien von Körper
und Geist werden oftmals mit dem Schlafengehen verglichen:
Grob: Wenn wir wach sind, sind wir unseres Körpers und unseres
Geistes gewahr.
Subtil: Wenn wir träumen, haben wir einen sehr flexiblen Körper
und Geist; wir haben Ideen in unserem Geist, die wir im Wachzustand
nicht haben.
Sehr subtil: Wenn wir tief schlafen, so sind wir weder unseres Körpers
noch unseres Geistes gewahr. Klarer, lichter Geist
Im tibetischen Buddhismus wird oft von dem klaren,
lichten Geist gesprochen. Dabei handelt es sich um die subtilste
Ebene des Geistes, dessen wir häufig nicht einmal gewahr sind.
Es erscheint nur dem sehr fortgeschrittenen Meditierenden und während
des Todes. Und selbst im Moment des Todes wird dieser Geisteszustand
nur von den fortgeschrittensten Praktizierenden wahrgenommen. Es
handelt sich dabei um einen nicht-konzeptuellen, „ursprünglich
vorhandenen“ Zustand des Geistes.
Aus Belehrungen von s.H. dem XIV Dalai Lama vom 11 – 14.
Oktober 1991 in New York City:
"Frage: Wenn Menschen von dem klaren, lichten
Geist hören, der im Moment des Todes erscheint, fragen sie,
weshalb dieser Zustand klarer, lichter Geist genannt wird. Was
also hat dies zu tun mit dem Licht, wie wir es normalerweise kennen?
S.H. der XIV Dalai Lama: Ich denke, dass klares
Licht hier nicht wörtlich zu nehmen ist. Es ist eher metaphorisch
zu sehen. Es könnte seine Wurzeln in der Terminologie des
mentalen Willens haben. Im Buddhismus bezeichnen wir alle kognitiven
mentalen Ereignisse als von Natur aus licht und klar. Deshalb
wird auch in diesem Falle der Ausdruck Licht benutzt. Klares Licht
ist das subtilste Level des Geistes und kann als die Quelle oder
der Ursprung jeglicher Erfahrung oder Realisation angesehen werden.
Klares Licht ist ein Stadium des Geistes, das nur durch viele
Entwicklungen in der Meditation erreicht werden kann, in denen
der Geist von verschiedenen Arten von Verdunkelungen befreit wird.
Diese Verdunkelungen werden – ebenfalls metaphorisch –
als Sonnen-gleich, Mond-gleich und Dunkelheit bezeichnet. Im letzten
Stadium der Auflösung, im klaren Licht, ist der Geist vollkommen
frei von allen Faktoren, die ihn vorher verdunkelt haben. Deshalb
werden sie klares Licht genannt. Man kann jedoch den Ausdruck
klares Licht auch als Bezeichnung für den Geist als Solchen
verstehen. Geist oder Bewusstsein ist ein Phänomen, dem jegliche
Richtung fehlt.“
Der große Meister Jamgon Kongtrul Lodro Taye beschreibt in
Schatz des Wissens, Buch 6, Teil 4: Systeme des buddhistischen Tantras,
der unzerstörbare Weg des geheimen Mantra:
"Von der unteilbaren Natur des Geistes
wird gesagt, sie besäße eine „bewegliche Qualität“.
Diese „bewegliche Qualität“ wird beschrieben
als Energieströme, die durch die Kanäle der verschiedenen
Teile des Körpers fließen, die physischen und mentalen
Funktionen bestimmend, und durch die Nasenlöcher den Körper
als Atem verlassend. Solche Energieströme werden „Winde“
(Tib.: Lung) genannt und dienen als Brücke zwischen Körper
und Geist. Diese Winde sind eine Mischung aus zwei Energietypen;
ein Wind wird mit Emotionalität assoziiert und „Karmischer
Wind“ oder „Bedingter Wind“ (Tib.: las kyi rlung)
genannt, der Andere wird mit dem ursprünglichen Zustand des
Individuums in Beziehung gesetzt und „Leuchtendes Gewahrsein“
(Tib.: Ye Shes Kyi Rlung) genannt. Die Winde werden in Bezug auf
die drei zugrunde liegenden Prinzipien – Dunkelheit (Skt.:
Tamas), Beweglichkeit (Skt.: Rayas) und Elan/Auftriebskraft (Skt.:
Sattvas) – in drei Typen unterschieden: den Rahu Wind, den
Sonnenwind und den Mond Wind. Des Weiteren werden die Winde differenziert
in die fünf Wurzelwinde (Tib.: rtsa ba'i rlung), die Natur
der fünf Elemente und die fünf Zweigwinde (Tib.: yan
lag gi rlung), die durch die fünf elementaren mentalen Transformationen
produziert werden. Die Winde der fünf Elemente (oder fünf
Mandalas) bewegen sich entsprechend der Entwicklung der Elemente
(erst Raum, dann Wind, Feuer, Wasser, Erde) und der Auflösung
der Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum) durch das rechte
und linke Nasenloch vor und zurück. Dies stellt auch die
natürliche Ordnung von Geburt und Tod dar. Der Mensch tut
21.600 Atemzüge pro Tag; geteilt durch die zwei Nasenlöcher
ergibt das eine Zahl, die mit den acht Zeiteinheiten eines Tages
(Tib.: Thung) korrespondiert. Der Energiestrom des sich auflösenden
Ausatems wird mit dem Wind des leuchtenden Gewahrsein assoziiert.
Wenn die Ausatembewegung stärker wird, zeigen sich Zeichen
des Todes. Wenn die Winde innen gehalten werden, verstärkt
sich der Wind des leuchtenden Gewahrseins. Durch die Kontrolle
über den Atem und das Verstärken des Windes des leuchtenden
Gewahrseins erlangt man außerordentliche Kräfte wie
Langlebigkeit.“
Tod
„Ganz gleichgültig, wo Ihr Eure letzte Ruhestätte
bereitet,
Gleichgültig, wo das Schwer des Todes fällt,
Die grauenerregenden Botschafter steigen herab,
Furchtbar und gigantisch; mit hungrigen Augen starrend.
Die Familie und die Freunde versammeln sich weinend um Euch,
Und nehmen Eure Besitztümer und Euren Wohlstand in Augenschein,
Sie sprechen Gebete und hüllen Euch ein.
Unvorbereitet sterbt Ihr schließlich.
Hilflos und allein.
Von s.H. dem VII Dalai Lama in: „Songs of spiritual
change“
Tod wird im tibetischen Buddhismus definiert als
„Trennung der subtilsten Formen von Körper und Geist
von den groben Formen von Körper und Geist“. Da es sich
bei dieser Trennung um einen linearen Prozess handelt, ist der Tod
im Hinblick auf die Zeit nicht bedeutsam, sondern beschreibt nur
einen Zeitpunkt, an dem sich diese Trennung vollzieht. Die tibetischen
Traditionen beschreiben eine Sequenz von Erfahrungen, die sich während
dieses Seperationsprozesses vollzieht. Welche Erfahrungen das genau
sind, wie lange sie dauern und welches ihre genaue Reihenfolge ist
hängt von dem Individuum und der Ursache des Todes ab. Generell
können sie jedoch als „visionen“ beschrieben werden,
die dann auftreten, wenn die vielfältigen physischen Elemente
sich auflösen und die Sinneswahrnehmungen sich verringern.
In der Reihenfolge, von der gewöhnlich gesprochen wird, sind
sie wie folgt:
- Trugbilder: Das Sehen wird verschwommen, Spiegelungen
und dunkle Bilder erscheinen, der Sinn des Sehens löst sich
auf. Die Erde absorbiert in Wasser: Der Körper wird schwach
und kraftlos, ein Gefühl des Sinkens oder Fallens entsteht.
- Rauch Vision: Ein Gefühl, in Rauch absorbiert
zu sein, der Sinn des Hörens löst sich auf. Gefühle
von angenehm, unangenehm oder neutral verschwinden. Wasser absorbiert
in Feuer: Die Körperflüssigkeiten trocknen.
- Leuchtkäfer oder Funken: Ein Gefühl,
von Lichtpunkten oder Glühwürmchen umgeben zu sein.
Der Sinn des Geruchs vergeht. Erinnerungen an Freunde und Feinde
verblassen. Feuer absorbiert in Luft: Nahrung und Flüssigkeiten
werden nicht mehr verdaut.
- Butterlampe: Erscheinung einer sterbenden Flamme,
der Sinn des Schmeckens löst sich auf und der Körper
kann sich nicht mehr bewegen. Es gibt keine Gedanken mehr an weltliche
Aktivitäten. Luft absorbiert in Bewusstsein: Der Atem hört
auf.
(Irgendwo in diesem Stadium des Prozesses gelten Personen in westlicher
Medizin als „klinisch tod“.)
- Weiße Vision: Erscheinung eines Vacuums
gefüllt mit weißem Licht.
- Rote Vision: Erscheinung eines Vacuums gefüllt
mit rotem Licht, wie man es in der Dämmerung sehen kann.
- Schwarze Vision: Erscheinung von Dunkelheit,
langsam das Bewusstsein verlieren.
- Klares Licht des Todes: Erscheinung eines
leeren Vacuums. Manche Wesen haben eine solch fortgeschrittene
und ausgereifte Wahrnehmung, dass sie dies klar wahrnehmen können.
Da dieser Zustand dem Zustand ähnelt, den vollständig
realisierte Buddhas erleben, können sehr fortgeschrittene
Praktizierende manchmal für Wochen in diesem Zustand verweilen.
Sie gelten dann im Westen als klinisch tod, doch der Körper
vergeht nicht. In Tibet werden viele Geschichten von Meistern
erzählt, die in ihrer Meditationshaltung versterben, und
dann noch Wochen oder gar Monate in dieser Haltung verweilen.
Eine Widmung des Panchen Lama:
„Wenn der Arzt mich aufgibt,
Wenn Rituale nicht länger wirken,
Wenn Freunde die Hoffnung für mein Leben aufgegeben haben,
Wenn alles was ich tue nicht mehr hilft,
möge ich gesegnet sein mit den Erinnerungen an die Anweisungen
meines Guru.“
Der Zwischenzustand – Bardo
Dem oben beschriebenen Prozess des Sterbens folgt
ein ähnlicher Prozess in umgekehrter Reihenfolge. Nach dem
bildhaften Sehen (Trugbild) findet man sich im Zwischenzustand (Tib.:
Bardo) wieder. Die Erfahrungen, die in diesen Zwischenzuständen
gemacht werden, ähneln den Erfahrungen des Traumes. Der Körper
bewegt sich so schnell wie Gedanken, und je nach dem, wie verwirrt
ein Individuum angesichts seines Todes ist, kann dieser Prozess
auch wie ein die ganze Nacht andauernder Alptraum sein. Nichts als
unser eigenes Karma löst diese Prozesse aus.
Traditionell wird gesagt, dass man maximal 49 Tage im Bardo verweilt.
In diesem Zeitraum haben alle fühlenden Wesen einen neuen Körper
gefunden, in dem sie wiedergeboren werden können. Alle sieben
Tage geschieht eine Art „kleiner Tod und Wiedergeburt“.
Sehr fortgeschrittene Praktizierende können diesen Umstand
nutzen, um schnell spirituelle Fortschritte zu machen und die karmischen
Prozesse arbeiten zu sehen. Wiedergeburt
Im Bardo wird man an einem bestimmten Punkt von
dem Beischlaf einer Frau und einem Mann angezogen. In diesem Moment
erscheint eine Erfahrung des kleinen Todes, wenn sich der subtilste
Körper-Geist mit dem Befruchtungsakt verbindet. Durch diesen
Akt wird die Verbindung zu dem subtilen und dem groben Körper
und Geist hergestellt. Wenn jemand sich zu der Frau hingezogen fühlt,
wird er als Mann wiedergeboren; und umgekehrt.
„Gewöhnlich ist es schwer, sich an
ein vergangenes Leben zu erinnern. Am besten scheint dies möglich
zu sein, wenn ein Kind sehr jung, vielleicht zwei oder drei Jahre
alt ist, in manchen Fällen sogar jünger. (…) Wenn
der Körper des gegenwärtigen Lebens vollständig
ausgeformt ist, scheint die Fähigkeit, sich an früheres
Leben zu erinnern, zu vergehen. Die mentalen Verknüpfungen
zu diesem gegenwärtigen Leben werden immer stärker.
In den ersten Lebensjahren gibt es eine fortdauernde, beständige
Beziehung zu dem Bewusstsein des früheren Lebens. Aber wenn
die Erfahrungen dieses Lebens immer tiefgehender werden, dominieren
sie. Es ist jedoch auch möglich, die Kraft des Geistes innerhalb
dieses gegenwärtigen Lebens so zu trainieren, dass Erinnerungen
an frühere Leben auftauchen. Dies scheint am besten in Stadien
des Traumes zu geschehen. Wenn jemand Erinnerungen an frühere
Leben in seinen Träumen hatte, so entstehen sie wieder und
wieder auch in wachem Zustand.“
Aus: „Consciousness at the Crossroads“: Conversations
with The Dalai Lama on Brain Science and Buddhism
Die Bereiche der Existenz
Eine Kurzgeschichte aus „Zen Flesh, Zen Bones“ mit
dem Namen „Die Tore zum Paradies“:
Ein Soldat mit dem Namen Nobushige kam zu Hakuin
und fragte: „Gibt es wirklich ein Paradies und eine Hölle?“
„Wer bist du?“ fragte Hakuin.
„Ich bin ein Samurai", antwortete der Krieger.
„Du, ein Krieger!“ rief Hakuin, „Welcher Regierende
würde dich denn als Wächter haben wollen? Du siehst
wie ein Bettler aus!“.
Da wurde Nobushige so wütend, dass er sein Schwert zog, doch
Hakuin fuhr fort: "Du hast ein Schwert! Deine Waffe ist wahrscheinlich
zu stumpf, um meinen Kopf abzuschlagen."
Und als Nobushige sein Schwert zog, bemerkte Hakuin: „Hier,
öffnet sich das Tor der Hölle!“
Als der Samurai diese Worte hörte, wurde er der Disziplin
des Meisters gewahr und verneigte sich.
„Hier, öffnet sich das Tor des Paradieses“, sagte
Hakuin.
Das Konzept der unterschiedlichen Lebensbereiche
im Buddhismus wird als die direkte Konsequenz des Gesetzes von Karma
gesehen. Wenn Wesen viele negative Taten begehen, so werden sie
„höllische“ Erfahrungen machen; in der gleichen
Weise können viele positive Taten eine Wiedergeburt in „himmlischen“
Bereichen verursachen.
Es werden im Buddhismus unterschiedliche Bereiche
beschrieben. Sie können in drei Bereiche kategorisiert werden:
Bereiche des Begehrens, Bereiche der Form und formlose Bereiche.
Bereiche des Begehrens
Diese Bereiche werden “Bereiche des Begehrens“
genannt, weil Begehren oder andere Verwirrungen mehr oder weniger
in allen von ihnen vorhanden sind. Die unterschiedlichen Bereiche
müssen nicht notwendigerweise in unterschiedlichen Orten oder
Dimensionen existieren. Sie werden gewöhnlich in Bezug auf
die hauptsächliche Erfahrung erklärt, die in ihnen gemacht
wird. All diese Bereiche befinden sich innerhalb der zyklischen
Existenz, sie sind also alle temporäre Stadien innerhalb des
Zyklus von Tod und Wiedergeburt.
Laut des Buddhismus können wir nicht nur als
menschliche Wesen wiedergeboren werden, sondern auch als „Tier“,
„Gott“, „Halb-Gott“, „hungriger Geist“
oder sogar in der Hölle. Offenbar haben diese Worte unterschiedliche
Bedeutungen in den jeweiligen Religionen, so dass diese Ausdrücke
im Hinblick auf Buddhismus anders zu verstehen sind als im Christentum.
Der Hauptunterschied besteht darin, dass im Buddhismus das Verweilen
in keinem der Bereiche permanent ist. Nach einem Leben im Bereich
der Götter könnten wir im Bereich der Höllen wiedergeboren
werden; es hängt alles von unserem reifenden Karma ab.
Eine kurze Beschreibung der sechs Bereiche des Begehrens:
- Bereich der Götter: Das Leben wird als
Glück erlebt, ohne das Auftauchen irgendwelcher Schwierigkeiten.
Das Problem taucht erst dann auf, wenn die Zeit zu sterben gekommen
ist. Dann erfahren die in diesem Bereich lebenden Wesen Leiden,
weil sie an die kommende Wiedergeburt denken, die meist viel weniger
angenehm ist. Die Geburt und das Leben im Bereich der Götter
kann also keinesfalls mit dem Denken über Götter in
der jüdisch-christlich-muslimischen Religion verglichen werden;
vielleicht könnte man sie mit den Göttern der griechischen
Mythologie vergleichen. Diese Götterbereiche (himmlische
Bereiche) können in viele verschiedene Welten unterteilt
werden.
- Bereich der Halbgötter: Das Leben ist
recht glücklich. Das einzige wirkliche Problem der in diesem
Bereich lebenden Wesen ist Eifersucht. Sie sehen das Leben, das
die Götter erfahren, und sie werden eifersüchtig, weil
ihnen das Leben der Götter besser erscheint. Sie möchten
dann die Götter bekämpfen, doch werden sie immer besiegt.
- Bereich der Menschen: Das Leben wechselt zwischen
Glück und Leid ab. Der größte Vorteil, als ein
Mensch wiedergeboren zu werden, liegt darin, dass wir die Möglichkeit
haben ,unser Karma bewusst zu verändern und Praktiken zu
tun, mit denen wir uns aus der zyklischen Existenz befreien oder
mit denen wir sogar Buddhaschaft erlangen können; und gleichzeitig
erleben wir genügend Probleme, um in Aktion zu treten.
- Bereich der Tiere: Das Leben in diesem Bereich
wird von Ignoranz regiert. Glück und Leid geschehen, doch
dies bewusst zu erfahren oder sogar zu kontrollieren ist in der
Dunkelheit des Gewahrseins eines Tieres nicht möglich.
- Bereich der hungrigen Geister (Tib.: Preta):
Das Leben in diesem Bereich ist von Leiden gekennzeichnet, vor
allem von Anhaftung und Ergreifen, ohne dabei jemals die Bedürfnisse
erfüllen zu können. Das Leben in diesem Bereich wird
oft beschrieben als ein Leben in ständigem Hunger und Durst,
doch die Lebewesen in diesen Bereichen können weder essen
noch trinken.
- Bereich der Hölle: Das Leben in diesen
Bereichen wird als Leiden ohne eine jegliche Freude beschrieben.
Das einzig Positive, das über den Höllenbereich im buddhistischen
Sinne gesagt werden kann ist, dass er nicht ewig dauert. Nach
einer gewissen Zeit wird jedes Wesen in den Höllenbereichen
sterben und hat dann die Möglichkeit, in einem anderen, angenehmeren,
Bereich wiedergeboren zu werden. Es sind viele verschiedene Höllen
beschrieben (wie die heiße Hölle, die kalte Hölle,
etc.).
Bereiche der Form und formlose Bereiche
Über denBereichen des Begehrens, aber noch
immer innerhalb der zyklischen Existenz, befinden sich die Bereiche
der Form und die formlosen Bereiche. Diese sind eher wie fortgeschrittene
Stadien der Meditation, und sie sind tatsächlich das Ergebnis
von Meditation. Obwohl Begehren in diesen Bereichen nicht erfahren
wird, werden sie dennoch häufig als begierdelose Bereiche bezeichnet.
Abgesehen von dem Wunsch, zu meditieren, ist ein Fortkommen auf
dem Weg zur Erleuchtung hier nicht möglich. Die Existenz in
diesen Bereichen kann extrem lange dauern. Wiedergeburt in niederen
Bereichen mit gleichartigen Leiden wird folgen:
- Bereich der Form: Dieser wird
erreicht, wenn jemand hohe Ebenen der Konzentration erreicht hat,
mit denen er sich auf Klarheit und nicht-konzeptuelle Wahrnehmung
fokussiert. Im Bereich der Form erfährt jemand nicht das
Leiden des Leidens (so wie Schmerz und direkte Probleme). Wesen
in diesen Bereichen haben dem Genuss externer Freuden entsagt,
doch sie haben noch immer die Anhaftung an innere Form (ihren
eigenen Körper und Geist).
- Formloser Bereich: Dies ist
die höchste Wiedergeburt in den Bereichen der zyklischen
Existenz. Sie werden erreicht, wenn jemand starke Konzentration
entwickelt hat, mit der er nicht-konzeptuelle Wahrnehmung fokussiert.
Wesen in diesen Bereichen haben jegliche Anhaftung an Form aufgegeben,
sei es nun ihr eigener Körper oder äußere Genüsse.
Ihr Geist ist jedoch noch immer gebunden an das Begehren von mentalen
Stadien und das Ego.
Kostbare menschliche Geburt
Die menschliche Geburt wird im Buddhismus als kostbar
betrachtet, weil Wesen, die als Menschen geboren werden, einzigartige
Möglichkeiten haben, sich aus dem Kreislauf der zyklischen
Existenz zu befreien. Einfach gesagt: In den niederen Bereichen
sind die Wesen oftmals so sehr damit beschäftigt, ihr Leiden
zu ertragen (Bereich der hungrigen Geister oder der Höllenbereich)
oder unfähig, logische Schlüsse zu ziehen (wie im Tierbereich).
In den höheren Bereichen, wie denen der Götter oder Halbgötter
haben die Wesen die Tendenz, Luxus und Bequemlichkeit zu frönen,
und begreifen die Probleme des Lebens nicht, bis sich ihr Leben
dem Ende nähert.
In der tibetischen Tradition wird das Leben im
menschlichen Bereich in den acht Befreiungen und zehn Ausstattungen
gesehen. Diese sind im Folgenden aufgelistet.
Die acht Freiheiten von: Wiedergeburt in den Höllenbereichen,
als hungriger Geist, als Tier, als Halbgott oder als Gott, die Freiheit
von unvollständigen Organen, frei sein vom Karma der fünf
niederträchtigen Handlungen und frei sein von einer falschen
Sichtweise über die drei Juwelen der Zuflucht.
Die zehn Ausstattungen sind: eine kostbare menschliche Geburt erlangt
zu haben, intakte Organe haben, nicht die fünf abscheulichen
Handlungen vollbracht zu haben, keine Sichtweisen gegenteilig zu
den drei Juwelen der Zuflucht zu haben, nicht verrückt zu sein,
in einem Land zu leben, in dem der Dharma existiert und gelehrt
wird, nicht in einem barbarischen Land zu leben, in einer Zeit leben,
in der Dharma gelehrt wird, Dharma Lehrer/Zentren/Praktizierende
zu haben, und andere Leute zu haben, die Praktizierende schätzen
und ihnen helfen.
„Um dieses Leben wirklich schätzen
zu können, solltet Ihr über seine vier Elemente wie
folgt reflektieren:
-
Die Notwendigkeit, die Lehren zu praktizieren,
denn alle fühlenden Wesen wollen Glück und wollen
kein Leiden; und Glück zu erlangen und Leiden zu vermeiden
hängt einzig von der Entwicklung einer guten Praxis ab.
-
Die Fähigkeit, zu praktizieren, weil
Ihr mit der externen Bedingung (einem Lehrer) und den inneren
Bedingungen (Freiheiten und Möglichkeiten) ausgestattet
seid;
-
Die Notwendigkeit, in dieser Lebenszeit
zu praktizieren, denn wenn Ihr nicht praktiziert, wird es
sehr schwer sein, erneut eine Geburt im menschlichen Bereich
– eine Geburt der Freiheiten und Möglichkeiten
– zu erlangen.
-
Die Notwendigkeit, genau jetzt zu praktizieren,
denn es gibt keine Sicherheit darüber, wann Ihr sterben
werdet.
Unter diesen Vier ist es der dritte Punkt, der
die Faulheit beendet, in der man denkt: „Ich werde diese
Praxis in einem späteren Leben machen.“ Der vierte
Punkt beendet die Passivität, mit der man denkt: „Ich
sollte diese Praxis machen, doch es reicht, wenn ich es später
tue. Ich brauche es nicht in meinen jungen Jahren zu machen.“.“
S.H. der XIV Dalai Lama
Vergänglichkeit
Vergänglichkeit im Buddhismus ist nicht notwendigerweise
ein schwer zu erfassendes Thema, die Herausforderung ist jedoch,
unser Leben in ständigem Wissen um die Vergänglichkeit
zu leben. Wir wissen, dass wir sterben werden. Doch wir haben uns
entschlossen, es lieber zu vergessen. Wir planen so viele Dinge
für die Zukunft, doch wir haben keine Ahnung, ob es diese Zukunft
überhaupt geben wird. Es scheint vor allem unsere ständige
Versuchung zu sein, positive Handlungen zu planen, die Anderen in
der Zukunft helfen können, und dann zu denken: „Das muss
ich gar nicht jetzt gleich machen. Ich kann es auch nächste
Woche noch tun.“ – Aber wissen wir denn, ob es diese
nächste Woche überhaupt geben wird?
In der buddhistischen Terminologie fehlt uns ein
Wort für die Realisation der Vergänglichkeit (Skt.: Anicca).
Vergänglichkeit ist eines der drei Merkmale der Existenz: Leiden,
nicht-selbst und Vergänglichkeit. Selbst dann, wenn wir diese
Konzepte rein intellektuell erfassen können, so wird sich die
Sicht auf unser Leben und der Umgang mit dem Leben nur ändern,
wenn wir sie wirklich realisieren. Wir müssen sie in unsere
Art zu denken integrieren. Um dies zu tun, verwenden wir die Methode
der Meditation.
In „The torch of certainty“ von dem
tibetischen Meister des 19. Jahrhunderts, Jamgon Kongtrul, wurden
eine Fülle von Meditationsmethoden erklärt, die uns dabei
helfen können, Vergänglichkeit zu realisieren:
- Nichts bleibt heute, ist morgen vergangen,
mich und alle, die ich kenne, eingeschlossen.
- Jeder, der in der Vergangenheit gestorben ist, hat sein Leben
plötzlich verloren.
- Es gibt viele Ursachen des Todes, und viele Bedingungen müssen
zusammen kommen, damit wir von Moment zu Moment immer weiter leben.
- Die Stunde des Todes. Habe ich die richtigen Dinge in meinem
Leben getan? Wem muss ich noch vergeben? Mit wem habe ich noch
Unstimmigkeiten? Ich habe so viele negative, egoistische taten
begangen. Was für ein Karma habe ich dadurch angesammelt?
- Was wird nach dem Tod geschehen? Freunde und Besitztümer
sind verloren. Habe ich genug getan, um mir einer guten Wiedergeburt
sicher sein zu können?
Dogen Zenji instruiert:
„Ihr tut gut daran, Euch nicht auf Intelligenz,
Talente oder Weisheit zu verlassen, wenn es darum geht, den Weg
zu lernen. Dennoch ist es falsch, eine Person dazu zu ermutigen,
blind oder ignorant zu werden. Da der Weg nicht erfordert, dass
man großes Wissen oder tiefe Einsicht von Anfang an hat,
solltet Ihr kein schlechtes Verhalten gegenüber Personen
mit geringeren Fähigkeiten zeigen. Wahre Praxis des Weges
muss einfach sein. In den Klöstern gibt es auch nur einige
Mönche und Nonnen unter ein paar hundert Mönchen und
Nonnen, die den Dharma wirklich verstehen und den Weg in einer
Versammlung um einen Lehrer verstehen. (…) Ich glaube das
Folgende: Es kommt einzig darauf an, ob das Streben eines Individuums
vorhanden ist oder nicht. Eine Person, die starkes Streben entwickelt
hat und so hart wie möglich entsprechend ihrer Fähigkeiten
studiert wird keine Schwierigkeiten haben, den Weg zu gehen. Um
ein solches Streben hervorzubringen, denkt tief in Euren Herzen
an die Vergänglichkeit dieser Welt. Dabei geht es nicht darum,
es in der Meditation zu kontemplieren. Es ist auch kein Produzieren
einer Idee in unserem Kopf. Vergänglichkeit ist die Realität
direkt vor unseren Augen.“
Nur zum Spaß
Trotz steigende Kosten des Lebensunterhalt, bleibt es ein gewolltes
produkt.
Unbekannt
Ich will nichts zu tun haben mit gesunden Nahrungsmittel. In
meinen Alter brauche ich alle Konservierungsmittel die ich essen
kann.
George Burns
Wir werden Nackt gebohren, nass und hungrich, bekommen einen Schlag
auf'm hintern ...
und dann wird alles noch viel schlimmer.
Unbekannt
Esse gesund.
Bleibe fit.
Sterbe trotzdem.
Unbekannt
Altern ist ein hochinteressanter Vorgang: Man denkt und denkt und
denkt - plötzlich kann man sich an nichts mehr erinnern.
Ephraim Kishon
Letzter
Änderung:
December 11, 2016
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