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Mitgefühl
und Bodhicitta
„All der Friede und die Freude
des gesamten Globus,
Der Friede und die Freude von Gesellschaften,
Der Friede und die Freude in Familien,
Der Friede und die Freude im persönlichen Leben,
Und auch der Friede und die Freude der Tiere und so weiter,
All dies hängt davon ab,
liebende Freundlichkeit gegenüber dem anderen fühlenden
Wesen zu haben.“
Lama Zopa Rinpoche Mitgefühl
Wir können im Buddhismus drei Arten von Motivation
beschreiben, die uns auf dem buddhistischen Pfad voranschreiten
lassen. Dies sind: die kleine Motivation, die mittlere Motivation
und die große Motivation.
Die kleinste Motivation entspringt aus der Realisation der Tatsache,
dass unsere nächste Wiedergeburt problematisch sein könnte
und dass es deshalb wichtig und gut ist, unsere Taten im jetzigen
Leben gut zu überdenken. Im Grunde genommen ist darin noch
kein spirituelles Ziel zu erkennen, denn es geht lediglich darum,
Glück für sich selbst zu erlangen.
Die mittlere Motivation entspringt aus der Realisation, dass es
in der zyklischen Existenz (Samsara) kein Glück geben kann.
Wir beginnen, nach der Befreiung zu streben.
Die größte der Motivationen entspringt aus dem Wissen,
dass alle fühlenden Wesen sich in der zyklischen Existenz befinden
und leiden und dass wir daher nach der Befreiung aller fühlenden
Wesen streben sollten. Was ist Mitgefühl?
Eine Lobpreisung auf Mitgefühl von Lama Zopa Rinpoche:
„Arbeitet mit Mitgefühl,
Sterbt mit Mitgefühl,
Meditiert mit Mitgefühl,
Genießt mit Mitgefühl,
Wenn Probleme auftauchen,
Erfahrt und erlebt diese mit Mitgefühl.“
Die Definition von Mitgefühl ist: Wollen,
dass alle Anderen frei von Leiden sind.
Somit ist Mitgefühl Teil der größten Motivationen.
Es wird gesagt, dass es für die Verwirklichung notwendig ist
zu begreifen, dass wir selbst leiden, dass ein Ende des Leidens
möglich ist, und dass auch andere fühlende Wesen –
genau wie wir selbst – frei von Leiden sein möchten.
S.H. der Dalai Lama:
„Nirvana mag wohl das Höchste sein,
was wir erreichen wollen, aber im Augenblick ist es schwer, sich
daran zu entsinnen. Deshalb ist das Beste, was wir im Moment tun
können, Mitgefühl zu kultivieren, ein warmes Herz zu
haben, anderen Menschen zu dienen, anderen Menschen zu helfen,
Andere zu respektieren, und weniger Ich-bezogen zu sein. Wenn
ihr all dies praktiziert, werdet Ihr länger andauernde Freude
und länger andauerndes Glück erfahren. Wenn Ihr das
Leben erforscht und, aus der daraus resultierenden Motivation,
ein gutes Herz entwickelt – Mitgefühl und Liebe. Wenn
Ihr Euer Leben so lebt, wird jeder Tag bedeutsam sein.
Jedes Lebewesen hat das Potential für Mitgefühl; Die
Frage ist nur, ob wir uns dieses Potential zunutze machen und
im täglichen Leben davon profitieren möchten. Meine
Hoffnung ist, dass mehr und mehr Wesen die Wichtigkeit von Mitgefühl
realisieren und dem Pfad von Altruismus folgen werden. Seit ich
ein buddhistischer Mönch geworden bin, war dies mein höchstes
Ziel – Normalerweise denke ich von mir als einem normalen
buddhistischen Mönch, nicht mehr und nicht weniger.“
Ein weiteres Zitat von s.H. dem Dalai Lama:
„Mitgefühl ohne Anhaftung ist möglich.
Deshalb müssen wir uns den Unterschied zwischen Mitgefühl
und Anhaftung deutlich machen. Wirkliches Mitgefühl ist nicht
eine emotionale Antwort, sondern eine tiefe Verbundenheit. Deshalb
ändert sich ein mitfühlendes Verhalten gegenüber
anderen Wesen auch dann nicht, wenn sie sich in einer negativen
Art und Weise verhalten. Wirkliches Mitgefühl basiert nicht
auf unseren eigenen Meinungen und Erwartungen, sondern auf den
Bedürfnissen, die wir im Anderen erkennen: vollkommen gleichgültig,
ob die andere Person ein enger Freund oder ein Feind ist, so lange
diese Person sich Glück und Freiheit von Leiden wünscht,
entwickeln wir wirkliches Mitgefühl für diese Person
und ihre Angelegenheiten. Das ist wirkliches Mitgefühl. Für
ein buddhistischen Praktizierenden ist es das Ziel, dieses echte
Mitgefühl zu entwickeln, diesen tiefen Wunsch für das
Wohlergehen eines Anderen, für jedes fühlende Wesen
im ganzen Universum.“
„Wir glauben manchmal, dass wir, wenn wir
wirklich mit offenem Herzen und mitfühlend mit Anderen umgehen,
uns beleidigen lassen müssen und dass wir still lächelnd
zu ertragen haben, was immer sie dann gerade mit uns tun möchten.
Das ist jedoch nicht, was mit Mitgefühl gemeint ist. Genau
das Gegenteil ist gemeint. Mitgefühl ist überhaupt nicht
schwach. Es ist die Kraft, die daraus entsteht, dass wir die wahre
Natur des Leidens in der Welterkannt haben. Mitgefühl lässt
uns ertragen, ein Zeuge des Leides in der Welt zu sein, ob es
nun in uns oder in Anderen ist. Es ermöglicht uns, Ungerechtigkeit
ohne Zögern zu benennen, und mit aller Geschicklichkeit kraftvoll
zu reagieren. Es ermöglicht es uns, mit Sympathie für
alle fühlenden Wesen zu leben, ohne Ausnahme.“
Sharon Salzberg
Aus: Lectures on Kamalashila's 'Stages of Meditation in the Middle
Way School von Kenchen Thrangu Rinpoche:
„ Jeder denkt dass Mitgefühl wichtig
ist, und jeder hat Mitgefühl. Der Buddha gab verschiedenste
ungewöhnliche Anweisungen, wie man sich der Praxis des Mitgefühls
nähern könnte. Im Allgemeinen fühlt jeder Mitgefühl,
jedoch häufig fehlerhaft. In welcher Weise fehlerhaft? Nun,
sie bemessen es. So fühlen manche vielleicht Mitgefühl
für ihre Mitmenschen, aber nicht für Tiere. Andere fühlen
Mitgefühl mit Tieren und anderen Arten von fühlenden
Wesen, nicht aber mit Menschen. Manche fühlen vielleicht
Mitgefühl für jene, die in ihrem Land leben, aber nicht
für Ausländer. Und wieder Andere fühlen vielleicht
Mitgefühl mit ihren Freunden, sonst jedoch mit niemandem.
Es scheint, als würden wir irgendwo einen Strich ziehen.
Wir fühlen Mitgefühl für die Wesen auf der einen
Seite der Linie, aber nicht für die Wesen auf der anderen
Seite der Linie. Wir fühlen Mitgefühl für eine
Gruppe, aber nicht für eine Andere. Und genau an dieser Stelle
ist unser Mitgefühl fehlerhaft. Was hat nun der Buddha dazu
gesagt? Nun, dass es nicht notwendig ist, diese Linie zu ziehen.
Und es ist auch nicht passend. Jeder möchte Mitgefühl,
und wir können es allen geben.“
Aus: “Bodhicitta: Cultivating the Compassionate Mind of Enlightenment”
von Ven. Lobsang Gyatso:
“Wir scheinen immer nur unser eigenes Glück
im Auge zu haben. Wir behalten unsere egoistische Sichtweise,
während wir andere Wesen ignorieren. Wenn sich zwei Freunde
in einer schwierigen Situation befinden, sollten sie keine Zeit
damit vergeuden, es sich gegenseitig vorzuhalten, sondern sie
sollten sich gemeinsam bemühen, aus dieser Situation wieder
heraus zu kommen. Wir sind alle in derselben Situation: Wir wollen
Glück, und wir wollen aufhören zu leiden. Aber wir sind
so ignorant, dass wir dieses Ziel nicht erreichen. Wir sollten
daher über die Gleichheit von allen Wesen meditieren und
erkennen, wie wichtig es ist, dass wir hilfreich für Andere
sind.“
Die Entwicklung von Bodhicitta
Das Wort „Bodhi“ kommt aus dem Sanskrit
und bedeutet „erleuchtet“ oder „erwacht“.
Das Wort „citta“ kommt ebenfalls aus dem Sanskrit und
bedeutet „Geist“ oder auch „Herz“. Dieser
Ausdruck bezieht sich auf den Wunsch, Erleuchtung zum Wohle aller
fühlenden Wesen zu erlangen. Ein Bodhisattva ist ein Wesen,
dass die Bodhicitta-Motivation hat.
Eine mini Geschichte:
Ein begeisterter Schüler fragt seinen Lehrer:
„Meister, was kann ich tun, um allen fühlenden Wesen
in dieser Welt – die so sehr leiden – zu helfen?“
Der Lehrer antwortet: „Tja..., was kannst du eigentlich?“
Wenn ich auch noch so sehr mit den Sorgen dieser
Welt und der anderen Fühlenden Wesen beschäftigt bin –
Was soll ich tun, wenn ich doch selbst so verstrickt bin in meine
eigenen Probleme und versuche, mit dieser Welt zurechtzukommen?
Das wäre, als würde ich in einen Fluss springen, um jemanden
vor dem Ertrinken zu retten, wenn ich selbst nicht schwimmen kann...
Deshalb sollte ich zunächst selbst das Schwimmen erlernen,
mit meinen eigenen Problemen zurechtzukommen, mich von meinen Problemen
zu befreien, oder – was das Beste wäre – allwissend
(ein Buddha) werden. Die Realisation kommt: die Welt verändern,
mit mir selbst anfangen - Diese Idee wird Bodhicitta genannt: der
Wunsch, ein Buddha zu werden, so dass ich eine perfekte Hilfe für
Andere bin.
Gleichzeitig – während ich noch auf
dem Pfad bin – sollte ich jedoch so vielen fühlenden
Wesen wie möglich Gutes tun, um dadurch mein Karma zu verbessern.
Aber ich sollte verstehen, dass meine Hilfe in diesem Moment begrenzt
ist, da ich noch nicht all die Konsequenzen aus meinen Taten ersehen
kann. Nur eine kleine Geschichte aus dem wirklichen Leben, um dies
zu veranschaulichen: Es war einmal im Tushita Meditationszentrum,
Dharamsala, Indien. Einige Praktizierende beschlossen, Geld für
die Bettler zu sammeln, da sie wussten, wie wichtig das Kultivieren
von Großzügigkeit ist. Als sie den Bettlern am darauffolgenden
Tag das Geld geben wollten, konnten sie nur einen einzigen Bettler
finden. Die großzügigen Leute entschieden, diesem einen
Bettler alles zu geben. Einige Tage später wurde derselbe Bettler
tot auf der Straße gefunden. Er war an zu viel Alkohol gestorben...
So sollten wir bei all unseren Bemühungen,
Anderen zu helfen, niemals vergessen, dass wir ein Buddha werden
möchten, so dass wir positive Energie aufbringen sollten, um
dieses Ziel zu erreichen.
Einige Gedanken von Shantideva:
„Was auch immer wir für eine Freude
in dieser Welt erleben können – All diese Freude kommt
daher, dass wir alles tun, um Anderen zu Glück zu verhelfen.
Und welches Leiden wir auch immer in dieser Welt erfahren mögen
– All dies entsteht durch unseren Wunsch, unser eigenes
Leiden zu beenden. Aber weshalb sollte ich noch mehr sagen? Buddhas
arbeiten für das Wohl aller fühlenden Wesen.“
Shantidevas weitreichende Gedanken über Bodhicitta:
„Möge ich in Zeiten der Hungersnot
Nahrung und Getränk für all die armen Leidenden sein.
Möge ich ein Arzt, eine Medizin und eine Krankenschwester
für all jene sein, die an Krankheit leiden, bis jeder geheilt
ist.
Möge ich niemals-endende, Wunsch-erfüllende, selbst-materialisierende
Schätze werden, die sie genießen können.
Möge ich ein Führender für all jene werden, die
einen Führer benötigen; ein Boot für jene, die
ein Boot benötigen, und alle Arten von Schiffen, Brücken
und wundervollen Parks für jene, die diese wünschen,
und Licht für jene, die Licht benötigen.
Und möge ich Betten werden für all jene, die sich ausruhen
müssen, und möge ich ein Diener werden für all
jene, die einen Diener benötigen.
Möge ich die Grundbedürfnisse der Wesen sein, so wie
die Erde und auch der Himmel, der unzerstörbar ist.
Möge ich immer alle Lebensbedingungen für alle fühlenden
Wesen sein, bis sie alle die Erleuchtung erlangt haben.“
Die Realisation von Bodhicitta ist sehr tiefgründig.
Es ist offensichtlich nicht leicht zu erlernen, das Wohl der Anderen
über das Eigene zu stellen.
Jemand, der mit dieser Realisation lebt, wird Bodhisattva genannt:
ein wirklicher Heiliger. Es mag interessant sein zu erwähnen,
dass s.H. der Dalai Lama von Mutter Theresa meinte, sie sei ein
Bodhisattva gewesen. Auch von Jesus hat er dies einmal gesagt. Wir
sehen also, dass Bodhisattvas nicht notwendigerweise Buddhisten
sein müssen.
„Bodhicitta ist ein Geisteszustand, der
nicht kultiviert werden kann, in dem man einfach darum bittet,
dies zu realisieren. Auch wird Bodhicitta nicht in uns auftauchen,
weil wir lediglich verstehen, worum es dabei geht. Wir müssen
Bodhicitta in unserem Geist entwickeln. Dies bedeutet, dass wir
zunächst einmal überzeugt von den positiven Qualitäten
des Geistes, von dem Verdienst und dem Wohl für alle fühlenden
Wesen sein müssen. Nur, wenn jemand die Qualitäten eines
solchen Geistes, die Verdienste und das Wohl für alle fühlenden
Wesen erkannt hat und wirklich zu schätzen weiß, dass
ein Individuum in der Lage sein wird, Bodhicitta wirklich zu entwickeln,
hat er die wirklichen Fähigkeiten erlangt.“
s.H. der Dalai Lama
Aus "Making Space with Bodhicitta" (Raum mit Bodhicitta
erzeugen) von Lama Thubten Yeshe:
„Bodhicitta ist die tiefgründigste,
universellste Wahrheit. Dieser reinste Gedanke ist der Wunsch
und der Wille, alle fühlenden Wesen zur Realisation ihres
höchsten Potentials zu führen. Ein Bodhisattva sieht
die christallene Natur, die in jedem von uns wohnt, und weil er
die Schönheit unserer Natur erkennt, hat er immer Respekt
vor den Wesen und achtet sie. Für Menschen mit einem Geist,
der keinen Respekt kennt, sind Menschen wie Gras – eben
einfach etwas, das man benutzen kann. „Ah, er bedeutet mir
nichts. Menschen bedeuten mir nichts.“ Wir alle benutzen
Andere, nur um selbst profitieren zu können.
Die ganze Welt ist aufgebaut auf Anhaftung. Große Länder
nehmen kleine Länder ein, große Kinder nehmen kleinen
Kindern etwas weg, Männer nehmen sich ihre Frauen. Ich freunde
mich mit jemandem an, weil er mir nützen kann. Es ist dasselbe
mit dem Rest der Welt. Wir alle wollen irgendetwas. Der Wunsch,
mit jemandem zu seinem Wohle befreundet zu sein, ist sehr selten;
Aber es ist sehr nützlich und gut. Der Buddha sagte, dass
sogar der kleinste Gedanke an Erleuchtung zum Wohle aller fühlenden
Wesen die Zerstörung von in 100.000 Lebenszeiten angesammeltem
Karma sein kann. Wir haften so sehr an, dass es uns sehr hart
und unbequem macht. Aber nur ein wenig Bodhicitta macht das Herz
warm und freundlich. Bodhicitta ist die Energie, die das Königreich
von Anhaftung zerstört. Bodhicitta ist nicht emotionale Liebe.
In dem wir die relative Natur aller fühlenden Wesen und ihr
höchstes Ziel erkennen, und in dem wir uns dann wünschen,
alle fühlenden Wesen zur Erleuchtung zu führen, füllt
sich unser Geist und unser Herz mit Liebe. Diese Liebe wird geboren
aus Liebe und aus Weisheit. Bodhicitta ist nicht nur teilweise
vorhanden. Wo auch immer Ihr Menschen trefft – reiche Leute,
arme Leute, farbige Leute, weiße Leute, etc. – fühlt
Ihr Euch freundlich und bequem. Ihr könnt kommunizieren.
Wir haben immer fixierte Ideen; „Leben ist so...“,
„Leben ist so...“. Wir verstehen nicht die unterschiedlichen
Aspekte des menschlichen Seins. Aber, wenn wir diesen unglaublichen,
universellen Gedanken haben, vergeht unsere Kleingeistigkeit automatisch.
Es ist so einfach; Ihr habt Raum und das Leben wird einfacher.
Beispielsweise schaut jemand auf uns – in unser Haus, auf
unseren Garten, etc. – und wir drehen durch. Wir sind so
unsicher. Und unsere Herzen werden arrogant. Aber mit Bodhicitta
ist da einfach ganz viel Raum. Wenn dann jemand schaut, können
wir einfach feststellen: „Hm, da schaut jemand.“ Das
ist Ok. Versteht Ihr? Anstatt, dass Ihr wütnd seid, ist es
einfach ok.
Bodhicitta ist das Gegengift gegen unseren Schmerz. Es füllt
uns mit Freude.
Bodhicitta verändert jede Tat in etwas Wohl-bringendes für
Andere.
Bodhicitta sind die Wolken, die den Regen der positiven Energie
tragen, der alles Wachstum nährt.
Bodhicitta ist keine Doktrine. Bodhicitta ist ein Geisteszustand.
Diese innere Erfahrung ist vollständig individuell. Wie könnten
wir also sehen, wer ein Bodhisattva ist oder nicht? Können
wir denn den mit sich selbst beschäftigten Geist sehen?
Wenn wir uns unsicher fühlen, werden wir dieses negative
Gefühl auf Andere projizieren. Wir brauchen den tiefgründigen
Gedanken von Bodhicitta; wo immer wir auch sind, wird er uns begleiten.“
Methoden, um Bodhicitta zu erwecken
Das „Vier-Punkte-Geistestraining“ basiert auf vier
Realisationen:
-
Gleichheit: Wir werden uns darüber
klar, dass alle fühlenden Wesen das Glück suchen und
von Leiden frei sein wollen. Die Wesen können nicht aufgeteilt
werden in Freunde und Feinde, denn die Freunde können zu
Feinden, und die Feinde zu Freunden werden.
-
Fehler des Kümmerns um sich selbst:
Wir werden uns darüber klar, dass unsere Bekümmerung
um uns selbst die Ursache unserer Probleme ist.
-
Die positiven Qualitäten des Schätzens
Anderer: Wir werden uns darüber klar, dass das Kümmern
um Andere die Ursache unseres Glückes ist.
-
Sich und Andere austauschen: Wir versetzen
uns selbst bei allem, was wir tun, in die Situation der Anderen,
für die wir es tun.
Das „Sieben-Punkte-Geistes-Training“ basiert auf Kultivierung
in sieben Stufen:
-
Gleichheit.
-
Alle fühlenden Wesen waren einmal meine
Mutter, da ich bereits unzählige Leben gelebt habe.
-
Erinnert Euch an die Freundlichkeit und
Liebe Eurer Mutter in diesem Leben, denkt an alles, was sie
für Euch getan und an die Probleme, die sie wegen Euch
gehabt hat.
-
Würde es nicht wunderbar sein, wenn
Ihr ihr und all Euren Müttern etwas zurückgeben könnte?
-
Große Liebe kultivieren: Mögen
all die fühlenden Wesen, die unsere Mütter gewesen
sind, Glück und die Ursache des Glücks haben.
-
Großes Mitgefühl kultivieren:
Mögen alle fühlenden Wesen, die unsere Mütter
gewesen sind, frei sein von Leiden und der Ursache von Leiden.
-
Ich sollte allen Egoismus aufgeben und statt
dessen dafür arbeiten, ihnen Glück zu bringen und
sie von ihrem Leiden zu befreien: Möge ich daher ein allwissender
Buddha werden, weil er der Arzt ist, der das Leiden aller fühlenden
Wesen, die einst meine Mütter gewesen sind, heilen kann.
In der tibetischen Tradition werden die folgenden Verse häufig
rezitiert, um Bodhicitta hervorzurufen:
Mit dem Wunsch, alle fühlenden Wesen zu befreien,
Sollte ich immerfort Zuflucht nehmen
Zu Buddha, Dharma und Sangha,
Bis ich vollkommene Erleuchtung erlangt habe.
Begeistert von Weisheit und Mitgefühl
Heute, in der Gegenwart des Buddha,
Kultiviere ich den Geist des vollkommenen Erwachens
Zum Wohle aller fühlenden Wesen.
So lange, wie es den Raum gibt,
So lange, wie es fühlende Wesen gibt,
Bis dahin, möge ich ebenfalls da sein
Und das Unglück der Welt vertreiben.
Wie man Feinden gegenüber mitfühlend
ist
Jemand stellte s.H. dem Dalai Lama die folgende Frage:
„Wie könnte eine Person oder eine
Gruppe von Personen einer anderen Person oder einer anderen Gruppe
von Personen mitfühlend, aber dennoch energisch gegenübertreten,
die kriminelle Taten verübt haben?“
S.H. der Dalai Lama antwortete:
„Um mit solchen Situationen angemessen
umgehen zu können ist es wichtig, den richtigen Umgang mit
solchen Situationen zu kennen. Mitfühlend gegenüber
einer solchen Person oder einer solchen Gruppe von Personen und
einer solchen Situation gegenüber zu sein bedeutet nicht,
dass wir einfach geschehen lassen, was geschieht. Mit einer solchen
Situation mitfühlend umzugehen heißt etwas Anderes.
Wenn eine Person oder eine Gruppe von Personen mit solch einer
Situation umgeht und versucht, kriminelle Taten zu verhindern,
so gibt es zwei Motivationen, mit denen sie dies tun kann. Eine
Motivation entsteht aus dem Wunsch, die andere(n) Person(en) erfüllt
von Hass zu konfrontieren. Die andere Motivation ist, obgleich
die Handlung von gleicher Kraft und Stärke sein mag, nicht
aus Hass entstanden, sondern aus Mitgefühl mit jenen, die
diese Taten verüben wollen. Wenn Ihr jenen, die diese Taten
verüben wollen bzw. verübt haben, erlaubt, so zu sein
wie sie sind, so werden sie früher oder später unter
den Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen ganz von selbst leiden.
Deshalb können wir angemessene Methoden in der Situation
anwenden, jedoch nicht die Kriminellen anfeinden. Ich glaube,
dass dies besonders wichtig in der modernen Gesellschaft ist,
besonders in einer Form der Gesellschaft, in der Wettbewerb eine
große Rolle spielt. Wenn jemand wirklich Mitgefühl,
Vergebung/Verzeihen und würdevolles Verhalten praktiziert,
werden viele Menschen einen Vorteil daraus ziehen. Manchmal mag
es sinnvoll sein, eine Gegenmaßnahme zu ergreifen, aber
diese Gegenmaßnahme wird aus Mitgefühl heraus entstehen.
Das ist viel hilfreicher. Und es ist wichtig. Nehmt beispielsweise
meinen eigenen Fall mit Tibet. Wir setzen uns für Gerechtigkeit
ein und kämpfen gegen Ungerechtigkeit, aber nicht mit Taten,
die aus negativen Emotionen resultieren. Das scheint besser zu
sein.“
Nehmen und geben – Tonglen
Diese Meditationspraxis ist vielleicht die Höchste
unter den Formen der Übung in Altruismus. Diese Übung
ist nicht einfach, aber wenn sie gut gemacht wird, vergeht Egoismus
schnell. Shantideva drückte seine Wertschätzung für
die Meditationspraxis „Tonglen“ wie folgt aus:
„Wenn ich nicht mein Glück
Gegen das Leid der Anderen eintausche,
so sollte ich nicht Buddhaschaft erlangen.
Und auch in der zyklischen Existenz sollte ich keine Freude haben.“
Die Entwicklung von Bodhicitta
Es gibt zwei Stufen in der Entwicklung von Bodhicitta:
strebendes Bodhicitta und praktizierendes Bodhicitta. Eine Person,
die sich auf der Stufe des strebenden Bodhicitta befindet, möchte
Erleuchtung erlangen, um allen fühlenden Wesen helfen zu können,
ist jedoch noch nicht bereit dazu, alle Praktiken und alle Notwendigkeiten
zu erfahren, die dies wirklich möglich machen. Jemand, der
die andere Stufe erreicht hat, hat eine altruistische Sichtweise
entwickelt und ist bereit, die Praktiken und Aktivitäten eines
Bodhisattvas zu tun, die sechs Paramita, und kann die Bodhisattva-Gelübde
ablegen. Der Unterschied zwischen dem strebenden Bodhicitta und
dem praktizierenden Bodhicitta ist wie der Unterschied zwischen
dem Wunsch, irgendwohin zu gehen und es tatsächlich zu tun.
Die Gelübde werden auf der Grundlage abgelegt, dass jemand
bereits Zuflucht
genommen hat in Buddha, Dharma
und Sangha
und einige oder alle fünf der zugrunde liegenden Gelübde
abgelegt hat. Die Bodhisattva-Gelübde
Eine Person kann die Bodhisattva-Gelübde ablegen,
wenn sie voll die Verpflichtung eingehen möchte, Anderen zu
helfen. Ein Bodhisattva (Bodhi = erwacht, Sattva = sein) ist eine
Person mit der Bodhisattva Motivation. Lama Anagorika Govinda schreibt
in „Living buddhism for the west“:
“Furcht ist eines der Hauptcharakteristika
eines Bodhisattva, der den Bodhisattva-Pfad betritt. Für
ihn hat das Leben seine Qualen verloren. Anstatt dass er die „Unvollkommenheit“
des Lebens verdammt, füllt er es mit einer neuen Bedeutung.“
Durch das Ritual zu gehen bedeutet nicht, die Gelübde
wirklich „zu geben“. Es wird gesagt, dass wir sie nur
dann wirklich „bekommen“, wenn wir wirklich die Entwicklung
von Bodhicitta erfahren. Die Zeremonie ist dazu da, uns Eindrücke
zu geben, so dass wir diese schätzenswerte, altruistische Einstellung
entwickeln können. Der Hauptteil der Gelübde ist es, sich
zu verpflichten, immer für das Wohl aller fühlenden Wesen
zu arbeiten. Die Bodhisattva-Gelübde gehen über dieses
Leben hinaus, sie werden abgelegt für die Zeit, bis alle fühlenden
Wesen Erleuchtung erlangt haben. Die Bodhisattva-Gelübde bestehen
aus den 18 Haupt-Gelübden und den 46 Neben-Gelübden. Siehe
auch dieser ausführlichen
Text uber buddhistischen Gelübde.
„Wir werden nun über den Nutzen des
Bodhisattva-Gelübdes sprechen. Im Sutrayana gibt es 230 Arten
des Nutzens, von denen der Buddha gesprochen hat. Wir werden sie
in vier Punkten besprechen. Der erste Nutzen, der dadurch entsteht,
dass wir das Bodhisattva-Gelübde abgelegt haben, ist das
Erlernen des Aufgebens des Leidens und des Erlangens von Freude.
Wir werden verstehen, dass die Wurzel allen Glücks Bodhicitta
ist. Zweitens werden wir nicht nur unser eigenes Glück erfahren,
welches nun frei von jeglichem Leid ist; wir sind nun in der Lage,
Andere glücklich zu machen und ihnen ihr Leid zu nehmen.
So hat beispielsweise Buddha Shakyamuni vor sehr langer Zeit das
Rad des Dharma in Indien an einem Platz, der Bodh Gaya genannt
wird, gedreht. Er drehte das Rad des Dharmas und enthüllte
uns die Lehren, die dann in viele, viele Länder verbreitet
und von vielen, vielen Menschen praktiziert wurden; einige von
ihnen erlangten vollständige Erleuchtung. Wie haben all diese
Wesen Glück erlangt? In dem sie den Anweisungen von Shakyamuni
Buddha folgten. Wie hat Buddha selbst die Stufe der höchsten
Realisation erlangt? Am Anfang hat er das entwickelt, was als
Bodhicitta bekannt ist. Durch die Entwicklung und Perfektion von
Bodhicitta war er fähig, grenzenlos vielen Wesen zu helfen.
Wenn wir damit beginnen, die altruistische Sichtweise des Bodhicitta
zu etnwickeln, mag das sehr begrenzt erscheinen, weil nur eine
kleine Anzahl von solchen Gedanken in unserem Geist auftaucht.
Wir denken dann velleicht, dass das doch niemandem wirklich helfen
kann. Aber im Laufe der Zeit realisieren wir, dass dieses Bodhicitta
die Quelle allen Glücks ist, und wir entwickeln wirklich
die Fähigkeit, Anderen das Leid zu nehmen und ihnen wirklich
zu nützen. Der dritte Nutzen, der durch das Ablegen des Bodhisattva-Gelübdes
und das Entwickeln von Bodhicitta entsteht, ist das Überwinden
unserer eigenen schwierigen und problematischen Emotionen. Bodhicitta
ist wie ein Schwert, das alles Leiden durchschneidet. Der vierte
Nutzen, der durch die Entwicklung von Bodhicitta entsteht, ist
das vollständige Erlangen von Glück für uns selbst
und Andere. Wenn dies nicht rein ist, können wir weder Glück
erfahren noch Anderen beibringen, Glück zu erfahren. Bodhicitta
ist wie ein schätzenswerter, wunsch-erfüllendes Juwel.“
Thrangu Rinpoche
Die sechs Paramita praktizieren
Auf dem Pfad des Bodhisattva sollten wir die sechs
Paramita praktizieren: Großzügigkeit, Disziplin/Ethik,
Geduld, freudiges Streben, Meditation und Weisheit. Die ersten fünf
Paramita sind Methoden; die letzte Paramita ist notwendig, damit
alle Anderen funktionieren können. Es wird gesagt, dass die
ersten drei der Paramita hauptsächlich für die Laien sind,
während sich freudiges Streben und Meditation auf Meditationspraxis
beziehen.
Großzügigkeit
Seine Besitztümer, seine Tugenden, selbst den eigenen Körper
geben, wenn es notwendig ist.
Furchtlos zu sein und Andere zu beschützen.
Sich in der Vorstellung üben, großzügig zu sein.
Verbreiten der Lehren des Buddha.
„Ich kümmere mich um Andere. Wenn ich etwas für
das Meinige halte, biete ich es gleich den Anderen an."
Shantideva
Disziplin/Ethik
Seine Gelübde einhalten.
Für das Wohl aller fühlenden Wesen arbeiten.
Sich fernhalten von negativen Taten.
Verdienst ansammeln durch den Wunsch, Anderen zu helfen.
Geduld
Geduldig den Dharma studieren und Vertrauen entwickeln.
Nicht durch die Qualen des Leides gestört sein.
Praktiziere Geduld, bevor Ärger entsteht.
Geduldig sein im Umgang mit eigenen Problemen.
Nicht durch Leid gestört sein.
Freudige Anstrengung
Verdienst ansammeln und Anderen helfen.
Sich an jeglicher wohlwollender Tat erfreuen.
Es vermeiden, aufzugeben; nach weltlichen Genüssen und Entmutigung
zu greifen.
„Es ist nicht gut, mehrere unterschiedliche
Arbeiten gleichzeitig zu beginnen. Es ist nicht gut zu sagen:
„Dies ist gut; jenes ist gut.“, dies antastend und
jenes antastend, jedoch nie bei einer Sache zu bleiben. Ihr solltet
Euch nicht darin ergehen, große Wünsche auszubreiten,
sondern Euch statt dessen darauf konzentrieren, was notwendig
ist.“
s.H. der Dalai Lama
Meditation
Ruhe, Einspitzigkeit, Stabilität und Echtheit
zu entwickeln.
Dies bringt großen Fortschritt und übernatürliche
Fähigkeiten in jeder Meditation.
Innere Bedürfnisse kultivieren: nur einige Wünsche zu
haben, Zufriedenheit entwickeln, Forderungen an die Welt aufgeben,
und reine Disziplin/reine Ethik haben.
Erschaffen von äußeren Bedürfnissen: Ein dienlicher
Platz: ruhig, mit leicht zu erreichender Nahrung und Flüssigkeit,
ein gesegneter Platz, nicht zu bequem und einen Helfer haben.
Weisheit
Entwickeln von der letztendlichen Weisheit (Leerheit), um Befreiung
und Buddhaschaft zu erlangen.
Praktizieren der relativen Weisheit, in dem wir die fünf ersten
Paramita praktizieren und Karma verstehen.
Weisheit und Mitgefühl sind diejenigen Qualitäten, aus
denen Mahayana-Praxis entsteht.
Hier nun ein Zitat von Shen Shi'an, das ich wirklich mag:
„Die unterschiedlichen Stufen von mitfühlender Empathie:
A: [Ignoriert sie einfach.]
B: [„Hey, sieh’ sie dir an!]
C: [„Denkst du, sie braucht Hilfe?“]
D: [„Oh, das arme Ding! Ich hoffe, jemand wird ihr helfen!“]
E: [„Vielleicht hofft sie, dass du dieser Jemand bist.“]
F: [„Vielleicht kannst du selbst dieser Jemand sein.“]
G: [„Vielleicht sollten wir versuchen, ihr jetzt zu helfen.“]
H: [„Vielleicht sollte ich zunächst versuchen, zu helfen,
während der Rest von euch diskutiert.“]
I: [Ohne Kommentar einfach hingehen und Hilfe anbieten.]
Welche von diesen Möglichkeiten würdest du wählen?
Ist es Zeit, die Sache neu zu überdenken?“
Ein Rat von s.H. dem Dalai Lama
Vor einiger Zeit verbrachte eine Gruppe von Leuten
einige Tage mit s.H. dem Dalai Lama. Sie dachten darüber
nach, welches die fünf wichtigsten Fragen sein könnten,
mit denen wir uns in das neue Jahrtausend begeben sollten. Diese
fünf Fragen waren schließlich:
1. Wie gehen wir mit der immer größer werdenden Kluft
zwischen arm und reich um?
2. Wie beschützen wir unsere Erde?
3. Wie erziehen wir unsere Kinder weise?
4. Wie helfen wir Tibet und anderen unterdrückten Ländern
und Völkern?
5. Wie bringen wir Spiritualität (ein tiefempfundenes Mitgefühl
und das Sich-kümmern-um-Andere) in die Welt?
Die Antwort war:
S.H. der Dalai Lama sagte, dass alle Fragen unter die letzte Frage
fallen. Wenn wir wirkliches Mitgefühl in unseren Herzen haben,
werden wir unsere Kinder weise erziehen, uns um die Erde kümmern,
und wir werden uns um jene kümmern, um die sich im Moment
niemand kümmert.
Er teilte dann die folgende Meditationspraxis
mit ihnen, die Liebe und Mitgefühl entstehen lässt.
Er bat die Leute in der Gruppe, diese Meditation mit so vielen
Leuten zu teilen, wie sie es ihnen möglich ist.
Die Meditation:
1. Verbringe fünf Minuten zu Beginn eines jeden Tages damit
dich zu erinnern, dass wir alle dasselbe wollen (glücklich
sein und geliebt werden). Und erinnere dich daran, dass wir alle
miteinander verbunden sind.
2. Verbringe fünf Minuten damit, beim Einatmen dich selbst
zu schätzen und beim Ausatmen Andere zu schätzen. Und
auch, wenn es dir bei manchen Personen schwer fällt, sie
zu schätzen – Schätze sie dennoch.
3. Begegne jeder Person, die dir an diesem Tag begegnet, mit dieser
Einstellung. Schätze die einfachsten und die wichtigsten
Leute in deinem Leben; schätze jene, die du liebst, und jene,
die dir nichts bedeuten oder die du nicht magst.
4. Mache mit dieser Übung weiter, ganz gleichgültig,
was dir geschieht oder wie du von Anderen behandelt wirst.“
Diese Gedanken sind sehr schätzenswert und
hilfreich. Die Praxis des Wertschätzens der Anderen kann sehr
tiefgründig werden. Erlaube dir, die Liebe und Wertschätzung
zu fühlen, die sowieso schon in deinem Herzen existiert.
Einige zusätzliche Gedanken von s.H. dem Dalai Lama aus: „Meaning
of Life“:
„Eine Technik, mit der wir Altruismus üben
können, ist das Angleichen oder Vertauschen von uns selbst
und Anderen. Wir sollten wirklich darüber nachdenken, was
wichtiger ist: wir selbst oder Andere. Wählt. Es gibt keine
Ausweichmöglichkeiten: nur diese Zwei. Wer ist wichtiger:
ihr oder die Anderen? Andere sind in einer größeren
Zahl alsdu oder ich, die wir nur einersind; Andere sind unendlich
viele. Es ist uns klar, dass keiner von Beiden leiden will und
beide Glück wollen. Und Beide haben das Recht, Leiden zu
überwinden und Glück zu erfahren, denn wir sind alle
fühlende Wesen. Lasst mich also beschreiben, wie dies in
Meditation geübt wird. Dies ist meine eigene Übung,
und ich spreche häufig mit Menschen darüber. Stellt
euch vor, dass vor euch auf der einen Seite euer egoistisches,
selbstsüchtiges, altes „Ich“ ist. Auf der anderen
Seite sind viele arme, hilfsbedürftige Wesen. Und in der
Mitte seid ihr ganz neutral. Und dann überlegt euch, zu welcher
der beiden Seiten ihr gehören möchtet: zu dem egoistischen,
selbstsüchtigen, alten „Ich“, oder zu den bedürftigen
Wesen. Jemand mit einem Herzen von Menschlichkeit wird sich zu
der Seite mit den armen, hilfsbedürftigen Wesen hingezogen
fühlen. Diese Art der Meditationsübung wird helfen,
eine altruistische Einstellung zu erlangen. Ihr werdet schnell
verstehen, wie dumm selbstsüchtiges Verhalten ist. Ihr habt
euch bis jetzt genauso verhalten. Aber jetzt verstehtihr, wie
dumm das war. Niemand will eine schlechte Person sein. Wenn uns
jemand eine schlechte Person nennt, dann werden wir ärgerlich,
denn wir wollen keine schlechte Person sein. Es liegt jedoch einzig
in unseren eigenen Händen. Wenn wir uns in dem Verhalten
einer guten Person üben, werden wir eine gute Person werden.“
Eine Empfehlung von Thich Nhat Hanh:
Versprich mir,
Versprich mir gerade heute,
Versprich mir jetzt,
während die Sonne über unseren Köpfen, im Zenit,
ist,
Versprich mir:
Auch, wenn sie dich niederkämpfen
Mit einem Berg von Hass und Gewalt,
Auch, wenn sie dich behandeln wie einen Wurm,
Auch, wenn sie dich zersplittern,
Erinnere dich, Bruder, erinnere dich:
Niemand ist dein Feind.
Das einzige Wertvolle an dir ist Mitgefühl:
Grenzenlos, bedingungslos...
Hass wird dich niemals dazu verleiten, das Böse in einem
Mann zu sehen.
Eines Tages, wenn du diesem Bösen gegenüberstehst,
Mit deinem Mut, mit deinen offenen Augen,
Auch, wenn sonst keiner es sieht,
Wird dein Lächeln wie eine Blume sein.
Und jene, die dich lieben,
Werden dich in ihren Herzen bewahren,
Auch über tausende von Welten des Geborenwerdens und Sterbens.
Wieder allein
Werde ich weiter machen mit einem gebeugtem Herzen
Wissend, dass Liebe ewiglich ist.
Auf der langen, langen Straße
Werden Sonne und Mond weiter scheinen.
Gut-tuerei und das
Burnout-Syndrom
Von Chagdud Tulku aus: „Change of Heart: The Bodhisattva
Peace Training”
Frage von Helen: "Für Monate kann ich
sehr hilfreich für Andere sein. Und dann – ganz unvermeidlich
– taucht eine Situation auf, die schwierig ist, und ich
kann gar nichts Gutes mehr tun. Ich verstehe, dass das Herz die
Quelle von allem ist, aber wie kann ich in einer solchen Situation
verfahren?"
Antwort von Rinpoche: "Idealerweise dienen
wir Anderen mit einem reinen Herzen, ohne Dankbarkeit, Bezahlung
oder ein Bemerken zu erwarten. Wir akzeptieren Beschwerden mit
Gleichmut und machen einfach weiter wissend, dass viele nicht
den Zweck dessen, was wir tun, sehen können. Obwohl unsere
Taten unproduktiv aussehen mögen, so wird, wenn unsere Motivation
rein ist und wir stetig Verdienst ansammeln, wir große Tugenden
entwickeln. Obwohl wir vielleicht nicht schaffen mögen, was
wir eigentlich erreichen wollten, so werden doch außergewöhnliche
Fähigkeit und Tugenden wachsen. Keine Taten sind verschwendet;
Wenn jemand Zeuge unserer liebenden Freundlichkeit wird, so sieht
er eine neue Art und Weise, auf Ärger und Aggression zu reagieren.
Dies wird er im Geiste behalten, und vielleicht wird er sich daran
erinnern, wenn eine solche Situation auftaucht, in der das sinnvoll
sein kann. Wenn wir dann unsere Tugenden widmen, wird sich unsere
liebende Freundlichkeit auf alle Wesen ausbreiten. Wir müssen
nicht entmutigt und verzweifelt sein, wenn jemand, dem wir helfen
wollen, weiterhin Leid erfährt und deshalb wiederum Taten
begeht, die negatives Karma schaffen. Statt dessen müssen
wir, weil sie selbst es nicht schaffen, doppelt so viel Verdienst
ansammeln und diesen Personen widmen. Wir versuchen, Bedingungen
zu schaffen, die andauerndes Glück und andauernde Freude
für alle fühlenden Wesen möglich machen. Während
wir unsere eigenen Interessen reinigen, entwickeln wir einen heroischen
Geist. Anderen Wesen zu helfen ist der Weg eines Bodhisattva."
Frage: "Wie versichern wir uns unseres
eigenen Verdienstes, wenn wir anderen Personen helfen?"
Antwort von Rinpoche: "Wenn wir alles uns
Mögliche tun, um Anderen zu helfen, werden wir ganz automatisch
mehr Verdienst ansammeln."
Nur zum
Spaß
Erinnere dich immer daran, dass du Einzigartig bist.
Genau so wie jeder Andere.
Unbekannt
Wenn keiner Perfekt ist, muss ich wohl Keiner sein.
Unbekannt
Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe, als sie verdienen.
Marie von Ebner-Eschenbach
Letzter
Änderung:
February 6, 2011
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