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Ärger und Ablehnung

Seiteninhalt
Ein Sack voller Nägel
Definitionen
Psychologie
Vergebung

Heilung von Hass - von s.H. dem Dalai Lama
Wie man mit Beleidigungen umgeht
Geduld – das beste Gegenmittelt
Mit Ärger umgehen – Anwendung von Gegenmitteln

„Es ist natürlich für die Unreifen, anderen Leid zuzufügen.
Mit ihnen deswegen böse zu werden ist wie ein Feuer vom Brennen abhalten zu wollen.“

Shantideva

Ein Sack voller Nägel

Es war einmal ein Junge, der einen schlechten Charakter hatte. Sein Vater gab ihm einen Sack Nägel und sagte ihm, er müsse jedes Mal, wenn er die
Geduld mit jemandem verliert, einen Nagel in den Gartenzaun schlagen.

Am ersten Tag schlug der Junge 37 Nägel in den Gartenzaun.

In den folgenden Wochen lernte er sich zu beherrschen. Die Anzahl der Nägel im Gartenzaun wurde immer weniger. Er hatte herausgefunden, dass Nägel schlagen viel anstrengender und schwieriger ist, als sich zu beherrschen.

Endlich kam der Tag, an dem der Junge keinen Nagel mehr in den Gartenzaun schlagen musste. Also ging er zu seinem Vater und sagte ihm das. Nun sagte der
Vater, dass er jeden Tag einen Nagel aus dem Zaun ziehen sollte, wenn er sich beherrscht.

Endlich konnte der Junge dem Vater sagen, dass er alle Nägel aus dem Zaun hinausgezogen hatte.

Der Vater brachte den Sohn vor den Gartenzaun und sagte ihm:

„Mein Sohn, du hast dich gut benommen, doch schau dir den Gartenzaun an. Er ist voller Löcher. Der Gartenzaun wird nie mehr so sein wie früher. Wenn du mit jemandem streitest und du sagst ihm etwas Böses, dann hinterlässt du ihm eine Wunde wie diese. Du kannst ein Messer in einen Menschen stecken und kannst es nachher wieder herausnehmen, die Wunde aber bleibt. Es macht nichts aus wie viel mal du dich entschuldigst, die Wunde wird bleiben. Eine verbale Wunde ist gleich schmerzhaft wie eine körperliche Wunde. Die Freunde sind rare Juwelen. Sie bringen dich zum Lachen und sie geben dir Mut. Sie sind bereit, dir zuzuhören, wenn du sie brauchst, sie unterstützen dich und sie öffnen ihr Herz.“

Ich bin geehrt, dass du mein Freund bist. Bitte verzeih’ mir die Löcher, die ich in deinem Gartenzaun hinterlassen habe.

Definitionen

  
   

Aversion/Ablehnung ist definiert als: übertriebener Wille, von jemandem oder etwas getrennt zu werden. (Das genaue Gegenteil von Anhaftung ...). Während das Etikett „unangenehm“ sehr relativ ist und auf wenig Wissen basiert, enthält Aversion/Ablehnung einen Aspekt von Übertreibung oder auch „Projektion“.

Die Definition von Ärger ist: nicht in der Lage/nicht fähig sein, ein Objekt oder die Absicht, ihm leid zuzufügen, zu ertragen. Ärger ist also definiert als Aversion/Ablehnung mit noch größerer Übertreibung.

Ein bisschen buddhistische Psychologie

Laut dem Buddhismus basieren Emotionen wie Ärger und Hass auf Projektionen und Übertreibungen, nicht auf Objektivität und Weisheit, und deshalb sind sie grundsätzlich nicht korrekt.

Es ist wohl nicht notwendig zu erwähnen, was Ärger und Hass mit einem jeden von uns in Bezug auf Karma machen; das Unglück, das wir Anderen zufügen, fällt irgendwann auf uns selbst zurück. Niemand möchte leiden. So soll es also als Nächstes darum gehen, Methoden, zu erforschen, die nicht nur das Leiden verringern, aber auch Ärger und Hass aus unserem Geist ausschließen können. Es muss erwähnt werden, dass es sehr viel Zeit bedarf, bis die negativen Emotionen vollständig aus unserem Geist verschwunden sind. Es ist ein langer Prozess, der Studium, Achtsamkeit, Nachdenken und ehrliche Beobachtung unseres Geistes erfordert. Meditation ist ein wunderbarer Anfang. (Siehe auch die Seite über Meditation)

Meditation hat den Vorteil, dass man eine Situation immer wieder überdenken und sich erneut ins Gedächtnis rufen kann. In der Situation selbst scheint das oft schwieriger zu sein. Meditation gibt uns die Möglichkeit, unseren Ärger genau zu betrachten, zu spüren, woher er wirklich kommt und was mit uns passiert, wenn wir ärgerlich werden. Dann können wir langsam versuchen, die gewonnenen Erkenntnisse in die wirklichen Lebenssituationen zu übertragen. Es ist ein langsam von statten gehender Prozess. Aber ganz langsam wird sich etwas verändern.

Sind Ärger und Hass jemals gerechtfertigt? Eine direkte Antwort von Allan Wallace in "Grundlagen des tibetischen Buddhismus“:

„Richtiger Hass“ ist in der gleichen Weise wie „richtiger Krebs“ oder „richtige Tuberkulose“ ein absurdes Konzept.“

Das bedeutet nicht, dass man nicht gegen Aggression und Hass vorgehen sollte. Man sollte jedoch versuchen, eine innere Ruhe und innere Einsicht zu entwickeln, um mit solchen Situationen angemessen umgehen zu können. Wir wissen alle, dass Ärger und Agression nur wieder Ärger und Aggression erzeugen. Man sollte verstehen, dass man sich auf dreierlei Art von seinem Ärger entledigen kann: in dem man den Gegner umbringt, in dem man sich selbst umbringt oder in dem man den Ärger umbringt. Was macht am meisten Sinn für dich?“

„Manche Menschen halten Geduld für ein Zeichen von Schwäche oder pessimissmus. Aber eigentlich zeigt Geduld nur die Stärke und die Klarheit unseres Geistes. Kraft und Klarheit des Geistes entstehen aus Weisheit und Mitgefühl. Ohne Weisheit und Mitgefühl kann man keine Geduld üben.“
(Khenpo Konchog Gyaltsen Rinpoche )

Aber nicht nur der Buddhismus stellt die Schwierigkeiten, die mit Ärger verbunden sind, fest. So kann man in der Bibel, Psalm 37, 14-16 lesen:

„Die Gottlosen ziehen das Schwert aus und spannen ihren Bogen, daß sie fällen den Elenden und Armen und schlachten die Frommen.
Aber ihr Schwert wird in ihr Herz gehen, und ihr Bogen wird zerbrechen.
Das Wenige, das ein Gerechter hat, ist besser denn das große Gut vieler Gottlosen.“

Ähnlich hat der Buddha erklärt:
“An Ärger festzuhalten ist wie nach einem heißen Bummerang zu greifen und ihn nach jemand Anderem zu werfen; du bist derjenige, der sich verbrennt.“

„Wir können unbewussten Ärger an einem Fehlen von Achtsamkeit oder auch einer aktiven Missgestaltung der Realität sehen.“
S.H. der Dalai Lama

„Wenn es eine Begründung für die Punkte gibt, die ihr einfordert, dann gibt es keinen Grund zur Gewalt. Wenn es hingegen keine Gründe gibt, weshalb man Euch Zugeständnisse machen sollte, nur Euer eigenes Verlangen, dann können Begründungen nicht funktionieren und Ihr müsst Euch auf die Kraft verlassen. Deshalb ist es kein Zeichen von Stärke, sich auf die Kraft zu verlassen, sondern ein Zeichen von Schwäche. Sogar in täglichem zwischenmenschlichen Kontakt - wenn wir es einmal in Ruhe betrachten – gibt es keinen Grund für wirklichen Ärger. Wir können über Standpunkte diskutieren. Wenn wir keine Begründungen für unsere Meinungen und Ansichten auftreiben können, werden wir ärgerlich. Deshalb ist Ärger ein Zeichen von Schwäche.“
S.H. der Dalai Lama aus: “A Policy of Kindness: An Anthology of Writings by and About the Dalai Lama”

Vergebung

Bitte nimm dir einen Moment Zeit, die folgende Botschaft auf dich wirken zu lassen:

Was Vergebung ist
Vergebung ist eine Art von Realismus. Sie verläugnet nicht, schmälert nicht und rechtfertigt auch nicht das, was Andere uns angetan oder den Schmerz, den wir ertragen haben. Wir werden ermutigt, ganz genau unsere alten Wunden anzusehen und sie zu begreifen als das, was sie sind. Und dies erlaubt uns zu sehen, wie viel Energie wir verschwendet und wie viel wir uns selbst zerstört haben, in dem wir nicht vergeben haben. Vergebung ist ein innerer Prozess. Er kann nicht erzwungen werden und ist nicht leicht herbeizuführen. Vergebung bringt Gefühle von Wohlverhalten und Freiheit mit sich. Wir können das jedoch nur dann erleben, wenn wir willens sind zu heilen und dafür zu arbeiten. Vergebung ist ein Zeichen von eigener Wertschätzung. Wir definieren uns nicht länger durch unsere alten Verletzungen und den Ungerechtigkeiten, die uns widerfahren sind. Wir sind nicht länger Opfer. Wir nehmen uns das Recht, die Verletztheit zu beenden, in dem wir sagen: „Ich bin des Schmerzes müde. Ich möchte Heilung.“ In diesem Moment wird die Vergebung eine Möglichkeit-obwohl es sehr viel Arbeit und Anstrengung benötigt, bis wir an diesem Punkt angelangt sind.

Vergebung ist, wenn wir die Vergangenheit gehen lassen. Es schmälert nicht was passiert ist, aber es erlaubt uns, Heilung zu erfahren oder vielleicht sogar den Schmerz zu beenden. Der Schmerz aus unserer Vergangenheit diktiert uns nicht länger das Leben in der Gegenwart, und zeichnet nicht länger unser zukünftiges Leben vor.
Vergebung bedeutet auch, dass wir unseren Groll und unseren Ärger nicht länger als Entschuldigung für unsere Kleingeistigkeit nehmen können. Wir benötigen sie weder als Waffe mit der wir Andere bestrafen noch als ein Schild, mit dem wir uns selbst schützen. Und vor allem benötigen wir diese Gefühle nicht mehr, um uns zu identifizieren. Wir werden mehr als nur bloße Opfer unserer Vergangenheit.
Vergebung ist, wenn wir aufhören, diejenigen, die uns Leid zugefügt haben, deshalb verletzen zu wollen. Es ist das tiefe Verstehen, dass der Ärger und der Hass, den wir ihnen gegenüber empfinden, uns viel mehr verletzt als er sie verletzt. Wir sehen, wie sehr wir uns hinter unserem Ärger versteckt haben und wie diese Gefüle uns von Heilung fernhalten. Es ist die Entdeckung von innerem Frieden der über uns kommt, wenn wir die Vergangenheit gehen lassen und Rache vergessen.
Vergebung ist Bewegung. Wir sehen, was wir alles verpasst haben, weil wir uns weigerten, zu vergeben. Wir sehen, dass es viel besser ist, die Energie, die wir bislang darauf verwendet haben, die Vergangenheit „am Leben“ zu erhalten, darauf zu verwenden, unsere Gegenwart und unsere Zukunft zu verbessern. Wir lassen die Vergangenheit los, damit wir weiter gehen können.

Wir alle sind schon einmal verletzt worden. Und zu dieser oder jener Zeit haben wir alle schon einmal den Fehler gemacht, vor unserer Vergangenheit davon zu laufen. Das Problem dabei ist nur, dass, so schnell und weit wir auch laufen mögen, uns die Vergangenheit immer einholt-und meist zu der ungünstigsten Zeit. Wenn wir vergeben, dann brauchen wir nicht länger davon zu laufen.

Für mich persönlich war es nicht leicht, Vergebung zu lernen. Ich habe es aber schließlich gelernt, und es hat mein Leben verbessert.
Sogar hier im Todestrakt.
Michael B. Ross, aus: “Death Row”, geschrieben in der Todeszelle

„Ärgerlich zu sein ist, dich von den Fehlern der Anderen strafen zu lassen,
Anderen zu vergeben ist gut zu dir selbst zu sein.“
Master ChengYen

Hass heilen, von s.H. Dalai Lama

„Die zerstörerischen Auswirkungen von Hass sind sehr offensichtlich, sehr offensichtlich und alsbaldig. Wenn ein starker Gedanke von Hass geprägt auftaucht, so zerstört dieser Gedanke die Ruhe und Gegenwärtigkeit des Geistes. Wenn dieser Gedanke sich festsetzt, lässt er uns angespannt fühlen und kann Apetitlosigkeit, Schlaflosigkeit und so weiter erzeugen. Wenn wir untersuchen, wie von Ärger oder Hass geprägte Gedanken in uns entstehen, so stellen wir fest, dass diese Gedanken üblicherweise dann entstehen, wenn wir verletzt sind oder uns von jemandem ungerecht behandelt fühlen und diese Behandlung nicht unseren Erwartungen entspricht. Wenn wir in diesem Moment genau die Art und Weise untersuchen, wie der Ärger entsteht, fühlt es sich so an, als käme der Gedanke als ein Beschützer, als ein Freund in unserer Schlacht gegen die Person, die uns Schaden zufügt. Der Gedanke scheint als ein Beschützer daher zu kommen. Aber das ist eine Illusion. Es ist ein sehr trügerischer Zustand des Geistes.
Chandrakirti schreibt in seinem “Entering the middle way”, dass es eine Rechtfertigung dafür geben könnte, in manchen Fällen Gewalt mit Gewalt zu beantworten. Aber das ist nicht der Fall. Denn wenn jemand bereits seelisch oder körperlich verletzt worden ist, dann hat ja bereits diese Verletzung statt gefunden. Sich zu rächen würde also in keiner Weise einen Sinn ergeben, denn die Verletzung hat sich bereits ereignet. Wenn jemand jedoch in einer Situation sehr freundlich reagiert, so hat dies vielleicht für den Moment keine Auswirkung, wird sich jedoch auf das nächste Leben auswirken. Vom buddhistischen Standpunkt aus muss derjenige, der Rache nimmt, im nächsten Leben das Karma ganz alleine austragen/die Konsequenz alleine ertragen. So gibt es nicht nur keine sofortige Auswirkung, sondern es ist auch noch ein entstandener Schaden für ein späteres Leben. Wenn jemand sehr unfair behandelt worden ist und diese Situation unausgesprochen bleibt, kann dies schwere Folgen für den Täter nach sich ziehen. Diese Situationen rufen nach einer starken Gegenreaktion. In einer solchen Situation ist es möglich, dass jemand, aus Mitgefühl für den Schädigenden, einen starken Standpunkt bezieht und sehr heftig reagiert. Dies hat nichts mit Ärger oder Hass zu tun. Ein Teil der Bodhisattvagelübde besagt, dass man sich so verhalten soll, wenn es zum Whole des Anderen ist.
Weiterhin besagt der Text „Entering the middle way“, dass hasserfüllte Gedanken nicht nur schädigend für zukünftige Leben sein könnten, sondern dass auch in diesem Moment – in dem Moment, in dem die Person ärgerlich ist – ihr Gesicht hässlich aussieht und sie eine hasserfüllte Ausstrahlung hat. Es ist beinahe, als wenn der Hass aus dem Körper der Person heraus strömt. Nicht nur andere Menschen können das wahrnehmen; auch Tiere werden es in einem solchen Moment vermeiden, die Nähe einer solchen Person zu suchen.
Wenn wir so hasserfüllt oder ärgerlich sind, dann funktioniert auch unser Gehirn nicht mehr richtig – der Teil, der zwischen „richtig“ und „falsch“ unterscheiden kann funktioniert nicht mehr. Es ist, als sei die Person plötzlich verrückt geworden.
Wenn wir über diese negativen und zerstörerischen Gefühle nachdenken, wird uns klar werden, dass wir uns von solcherlei Gefühlen distanzieren müssen. Was Ärger und Hass anbetrifft, kann jemand auch keinen Schutz von Wohlstand erfahren; selbst, wenn so jemand ein Millionär ist, wird ihn dies nicht vor den negativen Effekten dieser zerstörerischen Emotionen bewahren. Auch Erziehung wird nicht schützen. Auch das Gesetz wird diese Person nicht schützen. Auch nukleare Waffen können keinen Schutz bieten. Das Einzige, was Schutz bieten kann vor den Effekten von Ärger und Hass ist die Praxis von Geduld und Toleranz.“
S.H. der Dalai Lama aus: “Healing Anger: The Power of Patience from a Buddhist Perspective”

Frage: „Woher kommt Hass?“

Antwort: „Das ist eine Frage, die ein stundenlanges Gespräch erfordern könnte. Vom buddhistischen Standpunkt aus betrachtet ist die einfache Antwort, dass Hass anfanglos ist. Als eine weitere Erklärung könnte man anführen, dass Buddhisten glauben, dass es mehrere Bewusstseinsebenen gibt. Das subtilste Bewusstsein ist jenes der vergangenen Leben, des gegenwärtigen Lebens und der zukünftigen Leben. Dieses Phänomen ist also ein Entstehen aus Ursachen, Bedingungen und Wirkungen. Die Buddhisten haben ausgeschlossen, dass das Bewusstsein immer wieder neu entsteht. Also ist die einzige Alternative, dass das Bewusstsein ständig da ist. Das ist die Theorie der Wiedergeburt.

Wo es ein Bewusstsein gibt, entstehen Ignoranz und Hass ganz natürlich. Diese negativen wie auch positiven Emotionen erscheinen seit anfanglosen Zeiten. Sie sind alle Teil unseres Geistes. Die negativen Emotionen haben ihre Grundlage in Ignoranz, für die es keinerlei erschaffende Bedingung gibt. Keines der negativen Gefühle hat, wie stark es auch sein mag, eine Grundlage. Positive Emotionen hingegen, so wie Mitgefühl oder Liebe, haben eine Grundlage: Es gibt eine Art Verwurzeltheit dieser Emotionen; anders als bei Ärger und Hass.

Die Basis des subtilen Bewusstseins selbst ist neutral. Deshalb ist es möglich, alle negativen Emotionen zu reinigen. Diese grundlegende Natur nennen wir Buddha-Natur. Ärger und Hass sind anfangslos; sie haben keinen Anfang, aber es gibt ein Ende. Das Bewusstsein selbst hat keinen Anfang und kein Ende; dessen sind wir sicher.“
S.H. der Dalai Lama aus: “Healing Anger: The Power of Patience from a Buddhist Perspective”

Wie man mit Beleidigungen umgeht

Aus: www.TheDailyEnlightenment.com

Eines Tages wurde der Buddha von einem Brahmanen namens Bharadvaja zu seinem Haus eingeladen. Der Buddha folgte dieser Einladung. Anstatt ihm etwas zu servieren und ihn wie einen Gast zu behandeln, beleidigte der Brahmane ihn während seines ganzen Besuches mit Worten. Schließlich erwiderte der Buddha höflich:
„Kommen Besucher oft zu deinem Haus, guter Brahmane?“
„Ja“, antwortete er.
„Was tust du, wenn sie kommen?“
„Oh, wir bereiten ein Fest vor.“
„Was tut ihr, wenn sie euer Essen ablehnen?“
„Weshalb? Wir essen alles selbst.“
„Gut, guter Brahmane. Ihr habt mich eingeladen und mich nun die ganze Zeit durch Beleidigungen unterhalten. Ich habe das akzeptiert. Jetzt liegt es an euch.“
Aus dem Akkosa Sutta

Der Buddha gab höflich zurück, was der Brahmane ihm gegeben hatte. „Hass kann man nicht mit Hass bekämpfen. Nur durch Liebe allein kann der Hass vergehen.“

Geduld – das beste Gegenmittel

Geduld ist das Hauptgegenmittel gegen Ärger. Wie die allgemein bekannte Weisheit sagt: Zähle erst bis 100... Während dieser Zeit kann jede der unten genannten Methoden angewandt werden und effektiv sein. Welche Methode wirklich am besten ist, hängt natürlich auch von der jeweiligen Situation ab. Besonders in unserer hektischen Zeit wird Geduld wohl nicht als positive Qualität gesehen, aber nimm dir einen Moment Zeit um darüber nachzudenken, ob du es nicht auch so empfindest, dass Ungeduld zu Ärger führen kann.

„Geduld ist wie ein wertvolles Juwel. Wenn du eine geduldige Person bist, so bringt dies einen gewissen Charme mit sich. Du wirst von Anderen geliebt und hast in Freundschaften keinerlei Schwierigkeiten. Du bringst Elemente von Freude, Glück und Ruhe in die Leben jener, die dir begegnen, mit ein. Du musst nicht darum bitten, akzeptiert zu werden; jeder sehnt sich nach deiner Präsenz. Alle schauen zu dir auf und respektieren dich, nicht, weil du dafür hart gearbeitet oder es erwartet hast, sondern einzig wegen der Natur der Geduld. Du wirst respektiert und dir wird vertraut, und du erwirbst dir ein würdevolles Auftreten. Du wirst ehrlich geschätzt, und du kannst sehr gut damit leben.

Dass du jetzt von Geduld hörst bedeutet nicht, dass du bereits Geduld besitzt oder sie leicht zu entwickeln sein wird. Zunächst einmal musst du den Geist zähmen. Dazu ist es notwendig, zunächst mit der Shamatha-Meditation zu beginnen. Diese Meditation wird Stille und Entspannung in deinem Geist entwickeln. Dann wirst du langsam die Fähigkeit trainieren können, geduldig zu sein.
Khenpo Karthar Rinpoche, aus: „Dharma Paths“

Mit Ärger umgehen – Anwendung der Gegenmittel

Unten findest du eine Zusammenfassung verschiedener Methoden, mit Ärger umzugehen. Diese Methoden werden allerdings nur dann nützlich sein, wenn dein Geist bereits ruhig ist. Sie werden dir entweder in der Situation helfen, in der du Ärger aufkommen spürst, oder in der Situation der Meditation. Offensichtlich jedoch ist es in einer Situation, in der man Ärger empfindet, schwer, einen ruhigen Geist zu bewahren. Deshalb kann eine regelmäßige Meditationspraxis hilfreich sein. Siehe auch:
Meditation über Ärger.

Gegenmittel 1: Geduld

Geduld ist das Hauptgegenmittel gegen Ärger. Besonders in unserer heutigen Zeit, die so hektisch und schnelllebig ist, wird Geduld sicherlich nicht als eine positive Qualität angesehen. Aber nimm Dir eine Minute Zeit um darüber nachzudenken, dass Ungeduld ein Auslöser für Ärger sein kann.

Gegenmittel 2: Realisation der edlen Wahrheit des Leidens

Wenn Du erst einmal verstanden hast, dass Probleme und Frustration zu unserem Leben ganz einfach dazugehören, kann es Dir leichter fallen, Geduld mit Deinen unrealistischen Erwartungen an das Leben zu üben. Mit anderen Worten: Nichts ist perfekt, also erwarte es auch nicht. Wegen meines Glaubens, dass die Dinge perfekt sind oder sein sollten, fühle ich mich oft verletzt.

Gegenmittel 3: Karma verstehen

Wie auf der Seite über Karma erklärt ist, sind für unsere Probleme einzig und alleine unsere eigenen negativen Handlungen verantwortlich, die wiederum aus unserem negativen Geisteszuständen resultieren. Wenn jemand wütend auf uns ist, sollten wir verstehen, dass dies lediglich ein Resultat unserer eigenen negativen Taten der Vergangenheit ist und dass diese Person uns hilft, dies zu reinigen.

Gegenmittel 4: Verändern oder akzeptieren

Grundsätzlich können wir uns in zwei Arten von unangenehmen Situationen befinden: In einem Falle können wir sie verändern, im anderen Falle nicht. Wenn ich mich in einer Situation befinde, an der ich etwas ändern kann, so sollte ich es tun. Wenn ich in einer solchen Situation nicht handele, wird das nur Frustration auslösen. Wenn ich eine Situation nicht verändern kann, werde ich es zu akzeptieren haben. Wenn ich es nicht akzeptiere, wird dies nur zu einer für mich negativen und unangenehmen Situation führen. Aus einem mir nicht verständlichen Grund sind wir Westler – mich eingeschlossen – nicht gerne bereit, unangenehme Situationen zu akzeptieren. Könnte dies vielleicht ein Ergebnis von Ungeduld (eine Form des Ärger) kombiniert mit unrealistischen Erwartungen sein?

Gegenmittel 5: Die realistische Analyse

Nehmen wir an, dass mich jemand einer bestimmten Tat beschuldigt. Wenn er recht hat, so habe ich offenbar einen Fehler gemacht – Ich sollte zuhören und daraus lernen. Wenn die Person, die mich beschuldigt, unrecht hat, so macht sie einen Fehler. Aber was soll’s? Niemand ist perfekt. Ich mache selbst auch Fehler. Und es ist viel zu einfach, den Anderen einfach als „Feind“ anzusehen, was eine hilfreiche Diskussion unmöglich macht. Es könnte darüber hinaus auch sinnvoll sein, nach dem zugrunde liegenden Problem zu suchen. Es ist aber vor allem wichtig, dass ich meine eigene Situation vollkommen klar sehe – meine Furcht, meine Unsicherheit, mein unfreundliches Auftreten.

Gegenmittel 6: Die Realisation von Leerheit

Um es kurz zusammenzufassen: Wenn jemand wirklich die Leerheit aller Phänomene realisiert, dann gibt es nichts mehr, worüber man ärgerlich sein müsste. Die Realisation von Leerheit ist daher das letztendliche Gegenmittel gegen negative Emotionen wie Ärger. (Siehe dazu auch die Seite über Weisheit).

Gegenmittel 7: Gleichmut

Gleichmut ist die Realisation der Gleichheit von allem. Andere wollen fröhlich sein, so wie ich auch. Andere machen Fehler, so wie ich auch. Andere sind verwirrt, wütend, anhaftend, so wie ich es auch oft bin. Ist die andere Person in dieser einen Situation glücklich, oder kämpft sie nur, so wie ich es auch tue?

Gegenmittel 8: Offenheit

Sei bereit, offen für die Motivation der Anderen zu sein, dich zu verletzen. Darüber zu sprechen und bereit zu sein zuzuhören kann ein Problem plötzlich aus der Welt schaffen. Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass sich die Leute sehr aufregen, wenn ein Flugzeug oder ein Zug viel Verspätung hat und der Pilot oder der Zugführer kein Wort der Begründung verlieren, dass die Leute jedoch ganz ruhig bleiben, wenn die Verspätung irgendwie begründet wird?

Gegenmittel 9: Relativität

Frage Dich immer selbst, ob diese Situation wichtig genug ist, um Dir Deine eigene Laune und die Laune der Anderen zu verderben. Ist es tatsächlich notwendig, ärgerlich zu werden in diesem Leben, in dem der Tod uns jeden Augenblick treffen kann?

Gegenmittel 10: Verändere Deine Motivation

Wenn eine Situation wirklich schwierig ist und eine andere Person davon überzeugt werden muss, dass es notwendig ist, etwas dagegen zu unternehmen, ist dies noch lange kein Grund, wütend zu werden. Viel hilfreicher ist es, wenn Du der anderen Person Verständnis entgegenbringst und ihr gleichzeitig die Notwendigkeit einer Handlung verständlich machst. Wenn es notwendig ist, wütend zu erscheinen, um die andere Person von der Notwendigkeit zu handeln zu überzeugen, ist dies auch in Ordnung.
Eine Liste von Dingen, über die man in diesem Zusammenhang nachdenken sollte ist, auf der Seite über
Geist
Zu finden.

Gegenmittel 11: Schaue Dir Deine Hände an

Dieses Gegenmittel wird auf interessante Weise von Jon Kabat in „Wherever You Go, There You Are“ beschrieben:

„Alle Positionen, in denen wir unsere Hände halten, können als Mudras bezeichnet werden, da sie alle Ausdruck von subtilen oder nicht so subtilen Energien sind. Nimm beispielsweise die Energie einer Faust. Wenn wir wütend werden, neigen wir dazu, unsere Hände zu Fäusten zu schließen. Viele Menschen praktizieren dieses Mudra sehr oft in ihrem Leben. Wenn Du das nächstemal feststellst, dass Du aus Ärger heraus eine Faust machst, versuche Aufmerksamkeit auf das zu richten, was in Deinem Geist geschieht. Fühle die Anspannung, den Hass, den Ärger, die Bedrücktheit und die Furcht, die darin enthalten ist. Dann, inmitten all Deines Ärgers, wenn die Person, auf die Du wütend bist, anwesend ist, öffne Deine Hände und lege die Handflächen vor Deinem Herzen aneinander. Diese Position sollte vor der anderen Person eingenommen werden. Natürlich wird die andere Person nicht die kleinste Idee haben, was du da tust. Schaue Dir genau an, was mit Deinem Ärger passiert, wenn Du diese Position einige Minuten lang hälst.“

Gegenmittel 12: Meditation

Meditation ist ein besonders gutes Gegenmittel um Ärger und Ablehnung in einem Selbst zu untersuchen und unter Kontrolle zu bringen . Siehe auch die Seite über Meditation und die Übersicht der Emotionen.

Nur zum Spaß

Gibt mir die Sturheit um zu ändern wass ich ändern kann, die Faulheit zu akzeptieren wass ich nicht ändern kann, und ausreichend Bier damit ich enlos herumsitzen kann um endlos zu diskutieren über den Unterschied zwischen den Beiden.
Dick Dunn

Hast du je bemerkt dass ein Hund sich ärgert when man es ins gesicht bläst?
Aber wenn du ess ins Auto mitnimmt, steckt er seinen Kopf aus dem Fenster..
Steve Bluestone

Immer wenn wir mit den Finger einem Schuldigen answeisen, vergiss nicht dass vier Finger zurück auf dich selbst zielen.

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Letzter Änderung: February 6, 2011